Ungleichzeitigkeit und Unmittelbarkeit | Eine Utopie des Sounds
Ein Kooperationsprojekt des Instituts für Kunst- und Kulturwissenschaften und des Instituts für Bildende Kunst der Akademie der bildenden Künste Wien sowie des Österreichischen Filmmuseums.
Konzeption: Diedrich Diederichsen, Professor für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst und Constanze Ruhm, Professorin für Kunst und digitale Medien
TeilnehmerInnen: Nora Alter, Michel Chion, Christoph Cox, Diedrich Diederichsen, Caryl Flinn, Barbara Flückiger, Florian Hecker, Tom Holert, Brandon LaBelle, Constanze Ruhm, Christian Scheib, Terre Thaemlitz, Hildegard Westerkamp u.a.
29.05.2008
17.00 h
Eröffnung im Österreichischen Filmmuseum, Augustinerstraße 1, 1010 Wien
Begrüßung und Einführung: Diedrich Diederichsen, Alexander Horwath und Constanze Ruhm
17:30 Uhr
Western Recording (USA 2003, 10:30 min), Regie: Mathias Poledna
Tom Holert – „The Site of Recording, Film, Pop and the Studio” (Vortrag)
19:10 Uhr
Welcome to L.A. (USA 1976, 106 min), Regie: Alan Rudolph
21:15 Uhr
Elephant (USA 2003, 81 min), Regie: Gus Van Sant
In Anwesenheit der Komponistin Hildegard Westerkamp, mit anschließendem Publikumsgespräch.
30.05.2008
Akademie der bildenden Künste | Schillerplatz 3 | 1010 Wien | Raum M13
Promises of Non-Simultaneity
11:00 – 13:00 Uhr
Michel Chion
„Simultaneity and Synchronicity in Cinematic Audio-Visual Relations”
Nora Alter
„Sound Screens”
Utopia of Sound Politics
13:45 – 15:45 Uhr
Christoph Cox
„Sound and Utopia: Liberation, Resistance, Deterritorialization.”
Terre Thaemlitz
„Please tell my landlord not to expect future payments because Attali's theory of surplus-value-generating information economics only works if my home studio's rent and other use-values are zero.”
Utopia of Immediacy (Part 1): Naturalism and Anti-Naturalism in Sound Arts
16:00 – 18:00 Uhr
Brandon LaBelle
„Tongue-Tied” Christian Scheib „Speechless. The Utopia of Anti-Naturalism and its Restraints.”
19:30 Uhr
Soundperformances in Kooperation mit Franz Pomassl, Leiter des Soundstudios, im EG-Nord, Atelierhaus, Lehárgasse 6, 1060 Wien
19:30 – 22:00 Uhr (Einlass ab 19.00)
Michel Chion
Tu (Ausschnitt) (1977-96) Variations (1990) Dix-sept minutes (2000)
Florian Hecker
Rearranged Playlist as Auditory Stream Segregation (2008)
Terre Thaemlitz
Terre’s Confession (2007) Trans-Portation (Scenes from Electroacoustic Radio Dramas) (2005)
31.05.2008
Akademie der bildenden Künste | Schillerplatz 3 | 1010 Wien | Raum M13
Utopia of Immediacy (Part 2)
12:00 – 14:00 Uhr
Hildegard Westerkamp
„Soundtracks Everywhere”
Barbara Flückiger
„Back to the Roots? On Natural, Technical, and Virtual Sound Objects.”
Survival of Utopia in Sound Culture
14:45 – 16:45 Uhr
Caryl Flinn
„Film Music and the Absence of Emotion”
Diedrich Diederichsen
„The Index of Your Life - Pop-Songs, Interpellation, Nostalgia”
Abschlusspanel
17:00 - 18:00 Uhr
In den vergangenen zwei Jahrzehnten konnte in Bezug auf die kulturelle Sensibilisierung für Sound, Geräusch und Klang ein bemerkenswerter Boom beobachtet werden - ein Sonic Boom, im doppelten Sinne von Schallknall, also Durchbruch und Konjunktur für das Sonische. So wird in der Bildenden Kunst einerseits das Verhältnis zu Sound als Gestal-tungsmittel, andererseits das zur seit den 60er Jahren entstandenen Sound-Art neu kalibriert. Die durch die Konjunktur intermedialer Installation neu aufgeworfene Frage nach dem Raum in der Bildenden Kunst wird immer häufiger anhand von Klangexperimenten gestellt. Die Pop-Musik hat ihr spezifisches Verhältnis zu Sound als ihren primären Material-bezug erkannt und in das Zentrum selbstreflexiver Projekte gestellt. Das Alltagsleben ist durch individuelle und ausgestellte Soundkennungen - Klingeltöne, Handymusik, Klang-installationen im öffentlichen Raum etc.- zu einem Schauplatz ständiger sonischer Semiosen geworden. Keine Frage, dass Corporate Sound Design auf der einen Seite und eine an Sound-Logos orientierte Produkt-/Markenwerbung andererseits längst auf diese neuen Zeichensysteme reagiert haben. Im Film ist das Eigenleben der Soundspur - durch eine dem Tempo des Geschehens oder der Struktur der Montage gegenläufige Gestaltung von Geräuschen und Klängen, aber auch durch die Orientierung an bereits existierender Musik, an kulturellen Resonanzen jenseits der Immanenz des Films - in den letzten Jahren immer deutlicher herausgearbeitet worden und hat das Mainstream-Kino als geläufiges Gestaltungsmittel erreicht. Das Symposium reagiert aber nicht einfach nur auf diese Konjunktur, sondern will eine kritische und antagonistische Diskussion eröffnen und nach zwei zentralen Qualitäten von Sound fragen und diese in Bezug auf ihre ästhetisch-politischen und - wenn man einen Horizont abstecken will - utopischen Gehalte zur Debatte stellen.