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Einladung zum Rigorosum von Nikolas Ettel

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Rigorosum
Organisationseinheiten
Kunst und Architektur
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien
Ort, Raum (1)
211a

Das Institut für Kunst und Architektur der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zum Rigorosum von Nikolas Ettels Dissertation The Jacksons Project: An Intermedia Framework to Analyse Trivial Yet Telling Urban Remnants in Hong Kong’s High-Density Built Environment ein.

Mitglieder des Prüfungssenats sind: Univ.-Prof. Dr. Carolin Bohlmann (Vorsitzende), Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Ing. Angelika Schnell (1. Betreuerin), Univ-Prof. Thomas C. Daniell, B.Arch, B.B.Sc, M.Eng, Ph.D (Zweitgutachter, Kyoto University). 

Abstract

Jeden Tag kommen die Einwohner Hongkongs unwissentlich an einem oder mehreren „Jacksons“ vorbei – einer einzigartigen Art städtischer Überreste welche überall in der Stadt zu finden sind. Diese scheinbar trivialen Funde unterscheiden sich von den leichter zu erkennenden städtischen Ruinen, historischen Relikten oder erhaltenen historischen Gebäuden, da sie im Laufe der Zeit ihre ursprüngliche Funktion verloren haben, aber dennoch aufrecht erhalten werden. Diese Forschung untersucht das Fortbestehen dieser Überreste im heutigen Hong Kong. Die Dissertation lässt sich von einem japanischen Kunstkonzept der frühen 1970er Jahre inspirieren und stellt diese neuartige Perspektive zum ersten Mal in Hong Kong vor. Zu diesem Zweck wird der Begriff Jackson verwendet, um die Erkenntnisse zu umrahmen. Ein Jackson (plural: Jacksons) beschreibt eine veraltete Wasserventilmarkierung in Hong Kong und wird hier wiederverwendet, um genauere Einblicke in städtische Kuriositäten zu gewinnen, die durch ihre Erhaltung diese bereichern.  

The Jacksons Project versucht, urbane Kuriositäten mit einer klaren physischen Dimension zu identifizieren, zu kategorisieren und zu dokumentieren, denen es jedoch an angemessener Aufmerksamkeit mangelt. Durch den Einsatz eines Forschungsprotokolls für aufmerksamen Gehens, eines Probenahmeprotokolls und eines Photogrammetrieprotokolls schafft das Projekt einen praxisbasierten Rahmen. In diesem intermedialen Rahmen ist der Entwicklungsprozess des sichtbar machen's Teil der Methode selbst. Die kumulative, verwobene Forschungsstruktur dient als Orientierungshilfe, um diesen Rahmen mit anderen Perspektiven auf das Triviale zu verorten, etwa mit zeitgenössischen Praktiken aus der Forensik, Archäologie und Denkmalpflege. Dennoch lässt sich die Bedeutung der Ergebnisse nicht in einer einzigen Theorie zusammenfassen, da ihre Qualitäten und Bedeutungen von mehreren lokalen Faktoren wie dem kulturellen Kontext, individuellen Routinen und Erhaltungsbräuchen abhängen. Die bemerkenswerte Vielfalt der untersuchten Jacksons sowie der Kontext in dem sie erhalten werden offenbaren ihr Potenzial und ihre zugrunde liegenden Qualitäten. 

Trotz der Unterschiede in Größe, Form, Material und Alter haben die gesammelten Jacksons ein gemeinsames Merkmal: individuelle Pflege. Dieser Aspekt wird als Ausdruck der diskreten Teilnahme in einer dicht bebauten Umwelt verstanden. Während die Dokumentation städtischer Beteiligung nichts Neues ist, betont diese Dissertation eine neue Perspektive auf lokalisierte Fürsorgehandlungen und konzentriert sich dabei auf Zeitlichkeit, Ikonisierung und ihre Besonderheit innerhalb Hongkongs. Drei ausgewählte Fallstudien verbessern systematisch das Verständnis des scheinbar Trivialen, indem sie Jacksons mit repräsentative Größen und beobachtete Wartungsintensitäten wie Reinigungs-, Sanierungs- und Wiederverwendungsvorgänge erforschen. Die nicht-invasive Dokumentationsmethode der Nahbereichsphotogrammetrie erzeugt genaue, vergleichbare empirische Datensätze - Zeitdokumente - zur späteren Bezugnahme. Dies dient als Einstiegspunkt und bietet Stadtforschern gleichzeitig neue Methoden und Perspektiven für die Auseinandersetzung mit dem Thema. Damit wird deutlich, dass sich mit der Sichtbarmachung des Trivialen zahlreiche Möglichkeiten ergeben, das Vergängliche zu erforschen.  

Zusammenfassend untersucht The Jacksons Project was noch zugänglich ist, und erstellt anschließend eine permanente, empirische Datenbank für vergängliche urbane Phänomene. Das Projekt stellt die Frage, wie Architekten neue digitale Werkzeuge nutzen können, um bestehende ethnografische Forschungsmethoden zu verbessern um einen dynamischeren Einstieg in präzise Dokumentationstechniken zu schaffen. Indem sich die Arbeit auf die übersehenen Aspekte Hongkongs konzentriert, passt der diskrete, nicht abstrahierte urbane Jackson-Typ zu der Hypothese der Studie, dass Jacksons in der ganzen Stadt und möglicherweise weltweit zu finden sind. 

Kurzbiografie

Nikolas Ettel ist ein österreichischer, in Hong Kong ansässiger Intermedia-Forscher und preisgekrönter Dozent an der Fakultät für Architektur der Universität Hong Kong, wo er die interdisziplinären Kurse der Fakultät koordiniert und neben Design Studios den Common Core Course 24 Frames unterrichtet. Zuvor hat er Design- und Theoriekurse in Macau, Shanghai und Tokio unterrichtet. Seine Forschungen zu städtischen Grauzonen werden durch 360-Grad-Filme, LiDAR-Scans und vor allem durch Nahbereichsphotogrammetrie erfasst. Niks Installationen wurden unter anderem in Wien, London und Hong Kong ausgestellt. Seine neuesten Forschungsergebnisse werden in einem TEDx-Vortrag (HKU, 2021) vorgestellt und international veröffentlicht, darunter Dezeen, South China Morning Post, Der Standard und andere. Die jüngste Ausstellung Alleys in Wonderland (PMQ, 2019 + City Gallery, 2021), ist ein mit dem Design Trust Seed Grant ausgezeichnetes Virtual-Reality-Projekt über die kreativen Hintergassenbeschäftigungen in der Greater Bay Area, das im Hong Kong Pavillon der 17. Architekturbiennale Venedig 2021 gezeigt wurde. Nikolas erhielt seinen BArch von der Akademie der bildenden Künste Wien und einen Master of Arts (Architekturgeschichte) von der Bartlett School of Architecture, University College London. Er besitzt einen ir.Arch der Wirtschaftskammer Österreich und war in Architekturbüros in Wien und München tätig, wo er an Projekten beteiligt war, die von Rechenzentren bis hin zu einer U-Bahn-Station reichten. Seit 2018 ist er Redaktionsmitglied von ADATO, einem in Luxemburg ansässigen Kunst- und Architekturmagazin, des AMPS Academic Journal und von Unforeseen Circumstances – einem peer-reviewten Multimedia-Journal und Ausstellungsraum. Darüber hinaus fungiert er als UCL-Alumni-Mentor in Hong Kong, ist Fakultätsvorstandsmitglied und Fellow der Advance HE, wo er als Mentor und Gutachter fungiert und gleichzeitig verschiedene andere akademische Servicefunktionen innehat.

Das Rigorosum wird in englischer Sprache und in der Akademie am Schillerplatz in Raum 211a stattfinden.

Wir freuen uns sehr, Sie beim Rigorosum begrüßen zu dürfen.