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Laura Hatting

Wordrap und Studiovisit @ Creative Cluster, 19.2.2025

Mein bevorzugtes künstlerisches Medium ist …
Ich arbeite eigentlich in so ziemlich allem Möglichen. Ich zeichne viel, mache Objekte, schreibe. Meistens kommen das Bild oder der Gegenstand mit irgendeiner Form von Text daher. Und ich mache auch Musik. Ich würde aber nicht sagen, dass diese Sachen unabhängig voneinander stehen, sondern sich in einer Art Fluss befinden.

Meine Kunst in drei Worten…
…einsam und verzweifelt?!

Ein wiederkehrendes Thema in meiner Arbeit ist …
Das wandelt sich im Verlauf der Zeit ja: Ich dachte eine Zeit lang, es würde um Ekel gehen, dann dachte ich, es würde um Wut gehen, dann dachte ich, es würde um Arbeit gehen – zuletzt ging es ums Sterben. Wenn es ein Thema gibt, das ich festmachen müsste, dann wäre es ein Gefühl der Entfremdung von der Wirklichkeit - eine Art spätkapitalistisches Lebensgefühl. Das persönliche Thema Ekel läuft parallel dazu.

Inspiration für meine Kunst ziehe ich aus …
…zum einen aus vorhersehbaren Inspirationsquellen – ich lese gerne Science-Fiction von Autorinnen, aber auch philosophische Texte. Ich habe vor meinem Kunststudium ja auch Schreiben studiert, daher kommt mein Interesse am Narrativen. Zum anderen bin ich Teil eines subkulturellen Umfeldes – ich höre Metal und daher kommen auch einige ästhetische Inspirationen. Aber die eigentliche, die wirklich treibende Kraft, die wirkliche Quelle für Inspiration sind Begegnungen mit dem Chaos. Und damit meine ich nicht ein kreatives, süßes Chaos, sondern vernichtendes Chaos, also einen wirklich schlimmen menschlichen Kontrollverlust.

In Bezug auf die Verwendung von Materialien ist mir wichtig, dass…
Materialien sind mir nicht wichtig. Ich finde, die eigentliche künstlerische Entscheidung wird nicht bei der Wahl des Materials getroffen, sondern dabei, wie man es bearbeitet. Und deswegen ist mir eigentlich Technik wichtiger.

Mein größter künstlicher Erfolg bisher…
Diese Frage finde ich schwierig, weil es verschiedene Parameter gibt, an denen man Erfolg messen kann. Wenn es um Geld und Anerkennung geht, dann war das definitiv meine Einzelausstellung only death is real letzten Oktober im Kunstverein Rhizom. Ich halte mich aber gerne an eine meiner Lieblingsautorinnen, Ursula K. LeGuin, die in einer Rede kurz vor ihrem Tod gesagt hat, dass Künstler_innen ja nicht nur in Profit bezahlt werden, sondern die Bezahlung für Kunst auch im großen Wort Freiheit liegt. Das bedeutet für mich auch, Angebote, die nicht mit sich selbst zu vereinbaren sind, auszuschlagen.

Das Feedback, das mich am meisten geprägt hat, …
Mir fällt keines ein.

Wenn ich anderen aufstrebenden Künstler_innen einen Rat geben könnte, wäre es...
Scheißt auf den akademischen Kunstdiskurs. Das soll keine Werbung fürs Apolitische sein. Ich habe den Eindruck, vieles von dem, was sich da gerade aufdrängt oder was aufgedrängt wird, ist nicht unbedingt zielführend. Mich zumindest hat das extrem abgelenkt – davon, eine Sprache zu finden, die vielleicht wenigstens eine Chance darauf hat, gehört zu werden.

Der Übergang vom Studium in die künstlerische Selbstständigkeit ist für mich...
Da ich nicht vorhabe, Vollzeitkünstlerin zu werden, würde ich nicht von künstlerischer Selbstständigkeit sprechen. Es hat sich für mich nicht wirklich etwas geändert, im Gegenteil. Die Ausstellung bei Rhizom komplett eigenständig zu machen war zum Beispiel so viel einfacher, als mein Diplom zu machen.

Mein Studio im Creative Cluster ist für mich ein Ort, wo...
Natürlich freue ich mich über den Raum, aber von der Art und Weise, wie man sich diesem Raum annähert, hat es ein bisschen was von den Freundschaften, die man zum Beispiel während eines Erasmus-Semesters schließt: man ist ernsthaft da, weiß aber, dass sie nur begrenzt sind. Es ist auch eine Übung: Sich den Raum mit zwei anderen Leuten sinnvoll einzurichten. Oder eben aus rein eigenständiger Motivation ins Studio zu gehen.

Eine künstlerische Idee oder ein Projekt, das ich mich freue zu verwirklichen...
Ich möchte eine Geschichte schreiben. Bei meiner Ausstellung bei Rhizom war der Rahmen auch eine Science-Fiction-Erzählung. In ähnlichem Stil würde ich mir gerne eine Erzählung über eine Gesellschaft ausdenken, in der der Alltag nur noch existiert, weil die Dinge und vor allem die Handlungen noch herkömmlich bezeichnet werden, aber die Basis dafür eigentlich gar nicht mehr existiert. Die Idee dafür kam mir auf Arbeit. Mir fehlt aktuell noch eine entscheidende Alltagskomponente, die für uns total selbstverständlich ist, die ich weglassen muss, damit die Geschichte funktioniert, damit die Dissonanz durchkommt. Die suche ich noch.