Cathrin-Pichler-Preis 2018: Belinda Kazeem-Kamiński
Der mit 2.500 Euro von der Stadt Wien geförderte Cathrin-Pichler-Preis wird an die Künstlerin und Autorin Belinda Kazeem-Kamiński für ihre Arbeit The Letter vergeben. Im Rahmen der Eröffnung wird die erste Publikation des Cathrin Pichler Archivs The Curator As..., hrsg. von Felicitas Thun-Hohenstein und Sabine Priglinger, Schlebrügge Verlag 2018, präsentiert.
Das Werk Belinda Kazeem-Kamińskis kreist um Erinnerung, Trauma und Schwarze radikale Imagination und führt Schwarze feministische Theorien mit einer visuellen Praxis zusammen. Die im Zuge der Preisverleihung präsentierte Arbeit The Letter (2018) bewegt sich zwischen Video, Performance, Sound und Text. Sie nimmt ihren Ausgangspunkt in den nachhallenden Erinnerungen einer Gruppe von Westafrikaner_innen im Wien des 19. Jahrhunderts. Dabei wird eine Analyse des Prinzips "Archiv" im Allgemeinen sowie den sich in diesem befindlichen Spuren eröffnet.
Mittels Aufeinandertreffen verschiedener formaler wie transdisziplinärer Ebenen werden in Belinda Kazeem-Kamińskis neuer Arbeit The Letter (2018) Erinnerungen damals zur Schau gestellter Menschen der afrikanischen Diaspora im Jetzt wieder heraufbeschworen und mit der Gegenwart konfrontativ verknüpft. Ihre Methode der erzählerischen Herangehensweise und Annäherung an den Forschungsgegenstand erzeugt so Raum für Spekulation, kunstbasierte Analyse, Projektion und künstlerischer Recherche. Das zur Catrin-Pichler-Preis-Präsentation gezeigte Video versteht sich als Auftakt für ein noch folgendes längeres Filmprojekt, bei welchem sie ihre Untersuchungen in einem Prozess schichtweise vertiefen und additiv verdichten wird.
Die Jury setzte sich zusammen aus: Carola Dertnig, Susanne Neuburger, Andreas Spiegl und Felicitas Thun-Hohenstein. Vorsitz: Andrea B. Braidt
Belinda Kazeem-Kamiński, geb. 1980, ist eine in Wien lebende Künstlerin, kunstbasierte Forscherin und Autorin. Im Rahmen des PhD-in-Practice an der Akademie der bildenden Künste Wien forscht sie zur Performativität von Schwarzsein in Verbindung zu österreichischer Kolonialität. Dabei interessiert sie sich, ausgehend von Szenen aus der österreichischen Geschichte, für Raum und Zeit überschreitende Erinnerung und Schwarze radikale Imagination. 2009 hat sie zusammen mit Charlotte Martinz-Turek und Nora Sternfeld das Buch Das Unbehagen im Museum. Postkoloniale Museologien (Turia + Kant) herausgegeben. 2016 veröffentlichte sie Engaged Pedagogy. Antidiskriminatorisches Lehren und Lernen bei bell hooks (Zaglossus). 2017/18 folgten die deutsche und englische Ausgabe von Kuratieren als antirassistische Praxis (De Gruyter Angewandte Edition), welche sie zusammen mit Natalie Bayer und Nora Sternfeld herausgegeben hat. Kazeem-Kamińskis Arbeiten wurden national und international gezeigt. 2016 wurde sie mit dem Theodor Körner Preis für Kunst ausgezeichnet. 2017 erhielt sie ein Stipendium der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.