Einladung zur Defensio von Anamarija Batista
Das Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Anamarija Batistas Dissertation Die Architektin als Instrumentenbauerin: Den Klang als Variation denken ein.
Mitglieder des Prüfungssenats sind: Doris Guth (Vorsitzende), Diedrich Diederichsen (Erstbetreuer), Angelika Schnell (Zweitbetreuerin), Daniel Gethmann (externer Gutachter, Technische Universität Graz)
Abstract
Als ephemeres Ereignis lässt sich der Klang leichter in Form eines Prozesses, eines Verlaufs, als in Form einer abgeschlossenen Einheit denken. Er ist indexikalisch und schwieriger in diskrete Symbole zu übersetzen als die ikonische Welt des Bildes. Die Frage ist, ob eine hohe Anzahl an graduellen Abstufungen des Klanglichen, die sich innerhalb kurzer Zeitintervalle ereignen / abwechseln, sowie die Vielzahl klanglicher Überlappungen, dafür den Grund bilden, oder ist doch die fehlende Auseinandersetzung und in Folge die fehlende Praxis mit dem auditiven Raum im gestalterischen Bereich dafür verantwortlich.
Die Architekturentwürfe drängen in vielen Fällen die Idee der Funktion in den Vordergrund, sodass Handlungen, die im Raum geschehen, vordergründig im Sinne zweckorientierter
Raumnutzungen gedacht werden. Dieses Problem verstärkt sich im Moment, weil eine intensive ökonomische Ausnutzung der Raumflächen gefördert wird.
Wie wäre es jedoch, wenn sich Architektinnen als Instrumentenbauerinnen verstehen würden?
Die Affirmation der neuen Rolle innerhalb des planerischen Schaffens würde in Folge eine erweiterte ästhetische und materielle Organisation der Form im Architekturdenken verlangen und nach neuen Vorstellungen sowie methodologischen Ideen und Ansätzen fragen. Denn eine Form bzw. ein Material würde auch nach den Kriterien ihrer akustischen Dimension gewählt und beurteilt werden müssen. Die Frage der Erweiterung der visuell fokussierten Imagination des Raumes und seiner Nutzungspraxen, um weitere sinnliche Dimensionen, wie die akustische, zu gestalten, bedeutet die Hinterfragung der visuell dominierten Zugänge und die Suche nach Formen, die eine Skizzierung des Klanges ermöglichen. Es bedeutet aber auch, dass die Idee des Körpers, der den Raum betritt und im Raum performt, ob kollektiv oder individuell, im architektonischen und städtischen Raum als imaginativer Aspekt in die Planung eintreten muss. Die Suche nach Durchschnitten, Grenzen und Entfaltungen sollte auch als Suche nach Klangvariationen, Intensitäten und Atmosphären verstanden werden.
Kurzbiografie
Anamarija Batista ist eine interdisziplinäre Forscherin und Kuratorin, die an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Wirtschaft arbeitet. Nach ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften führte sie fünf Jahre lang makroökonomische Analysen im Gesundheitsbereich durch. Batista absolvierte zudem das Studium der Kunstgeschichte sowie den Lehrgang Deutsch als Fremdsprache an der Universität Wien.
Als Senior Researcher am Institut für Kunsttheorie und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste Wien erforschte und entwickelte sie im Rahmen des Projekts „Collective Utopias of Post-War Modernism: Die Adriaküste als Freizeit- und Verteidigungsparadies“ Methoden der künstlerischen und wissenschaftlichen Praxis, um die sozialistische Perspektive auf Freizeit zu reflektieren. Weitere Forschungserfahrungen sammelte sie in Projekten wie „Obsolete Stadt“, „Künstlerin als Raumplanerin“ und „Work & Coercion“.
Neben ihrer umfangreichen Forschungstätigkeit bringt sie fundierte Praxis in der kuratorischen und künstlerisch-wissenschaftlichen Arbeit mit. Sie kuratierte zahlreiche Ausstellungen, darunter „Free Time / Die freie Zeit“ (Kunstraum Innsbruck, 2024), „The Distance View“ (Historisches Museum von Bosnien und Herzegowina, 2023), „Productive Work – what is it supposed to be?“ (frei_raum, Museumsquartier, 2018), „Bosch & Hofbauer“ (Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien, 2018), „The Munchhausen Effect – Micro-utopias on Time in the Time of Having No Time“ (Galerie 5020, 2017) und „Crisis as Ideology?“ (Kunstraum Niederösterreich, 2016).
Sie ist Mitherausgeberin von „Rethinking Density: Art, Culture and Urban Practices“ (Berlin: Sternberg Press, 2017) und „Coercion and Wage Labour: Exploring Work Relations Through History and Art“ (London: UCL, 2024) sowie Herausgeberin von „Notions of Temporalities in Artistic Practice“ (Berlin und Boston: De Gruyter, 2022). Ihre Monographie „Rethinking Obsolete Typologies: Transformation Potentials and Scenarios“, die sie gemeinsam mit Julia Siedle verfasst hat, wird Anfang 2025 bei Birkhäuser erscheinen.
Die Defensio wird auf Deutsch und an der Akademie am Schillerplatz in Raum M13a stattfinden.
Wir freuen uns sehr, Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.