Perma
Postwachstum, Eco feminist, Responsible, Mutual, Agitation: Vorträge von Stefanie Wuschitz, Victor Mazón, Guely Morató Loredo und Fatrisia
Fachbereich Kunst und Bildung, IKL
Künstlerisches Forschungsprojekt „Strategies against digital colonialism in Indonesia“ (V 994-G)
15:30 h
Frauen und Ungerechtigkeit in der Landwirtschaft: Palmöl-Plantagen-Partnerschaft, die Frauen in ländlichen Gebieten ihrer Lebensgrundlage, Landrechte und wirtschaftlichen Rechte beraubt
Vortrag von Fatrisia
Fatrisia berichtet darüber, wie Palmölkonzerne die Situation von Frauen* in ländlichen Gebieten verschärfen. Frauen* spielen nicht nur eine Doppelrolle im Haushalt, sondern auch in Bezug auf das Landmonopol der Palmölkonzerne. In ländlichen Gebieten in Zentral-Sulawesi werden Frauen* dazu gezwungen, sich direkt mit den Agrarkonflikten auseinanderzusetzen, durch die ihre wirtschaftlichen Ressourcen kontrolliert und ihre Nahrungsquellen ungesund werden. Sie werden zum Schweigen gebracht, ihre Sicherheit und Freiheit werden durch Kriminalisierung und geschlechtsspezifische Gewalt bedroht indem ihr Land von Palmölunternehmen, die ein integraler Bestandteil des Plantagenprogramms der Regierung sind, beschlagnahmt wird. Umso erstaunlicher ist ihr Kampf an vorderster Front dafür, dass die Rechte ihrer Community und ihre Ernährungssicherheit wiederhergestellt werden.
16 h
Triangle of Sacrifice: Technologische Infrastrukturen des Kolonialismus
Vortrag von Victor Mazón und Guely Morató Loredo.
Eine kritische Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des großflächigen Bergbaus im Lithiumdreieck, einem Gebiet zwischen Bolivien, Chile und Argentinien, in dem 65% des weltweit vorkommenden Lithiums konzentriert vorkommt.
16:45 h
Ökofeministische dekoloniale Hardware
Vortrag von Stefanie Wuschitz über ein Projekt von Patricia J. Reis und Stefanie Wuschitz
Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Platinen in unseren Geräten nicht nur aus Plastik, sondern aus Konfliktmaterialien wie Lithium, Kupfer und Gold bestehen. Stefanie Wuschitz und Patricia J. Reis suchten nach fair trade, ethisch gehandelter, kompostierbarer, klimagerechter Hardware. Sie entwickelten elektrische Schaltkreise, die mit altem Handwerkswissen hergestellt werden können und das Dekolonialisieren unserer Denkweisen ankurbeln könnten. Dabei entstand auch ein ethisches Hardware Kit, mit einer elektrischen Schaltplatine als Kernstück, die aus selbst gesammeltem Lehm auf einem Lagerfeuer im Wald gebrannt werden kann. Die Leiterbahnen sind aus recycelten Silberlack und auch alle übrigen elektronischen Komponenten bestehen aus wiederverwertetem Elektroschrott.
Biographien
Fatrisia
Als Kind einer Bauernfamilie hatte ich das Glück, eine Hochschulausbildung zu erhalten (ich studierte am Fachbereich für Sozial- und Politikwissenschaften der Muhammadiyah-Universität Yogyakarta), ebenso wie einige meiner Kollegen und Kolleginnen, die sich so wie ich in einer zivilgesellschaftlichen Organisation engagierten, die von Bauern in meiner Region gegründet worden ist und Forum Petani Plasma Buol (örtliche Bauernorganisation) heißt. Als junge Frau war es für mich nicht einfach, das Vertrauen meiner Gemeinschaft zu gewinnen, die hauptsächlich aus der älteren Generation bestand, die mit patriarchalischen Strukturen vertraut war, ganz zu schweigen davon, dass ich zur Anführerin einer Massenbewegung gewählt wurde. In den letzten zwei Jahren wurde mir jedoch das Vertrauen entgegengebracht, die Widerstandsbewegung meiner Gemeinschaft gegen die Beschlagnahmung ihrer Rechte durch einen nichtstaatlichen Akteur, ein großes Palmölunternehmen, anzuführen, das seit 16 Jahren etwa 4.000 Familiengruppen in meiner Gemeinschaft durch ein Regierungsprogramm namens „Plantagen-Revitalisierung“ mit einem Kern-Plasma-Partnerschaftsprogramm betrogen hat.
Víctor Mazón Gardoqui
Mazon Gardoquis Arbeit enthüllt das Ungehörte und Ungesehene, thematisiert das Unzugängliche und erzeugt bei den Betrachtern Verletzlichkeit und Bewusstsein. Wahrnehmung und veränderte Bewusstseinszustände sind Schlüsselkonzepte in seinen Performances, die er durch den Einsatz von Klang oder Licht umsetzt. Seine Kunstpraxis erforscht Verstärkung, elektromagnetische Phänomene und Bilder unsichtbarer Felder durch den Einsatz von ortsbezogenem Audio und maßgeschneiderter Elektronik. Seine Arbeit materialisiert sich in drei Hauptbereichen: Aktionen oder ortsspezifische Aktionen oder ortsspezifische Performances durch experimentelle Prozesse, Ausstellungen als Folge früherer Aktionen und kollaborative Arbeiten durch Seminare zur Bildung eines Dialogs. Er ist ein leitender Pädagoge und Experte, der mit Open-Hardware und dem Design experimenteller Schaltkreise arbeitet und Workshops wie auch andere Bildungsformate im Bereich von Geräteforschung und experimenteller sensorischer Anwendungen veranstaltet. Seine Werke wurden in Museen, Biennalen, Galerien, auf Werbetafeln, städtischen Bildschirmen und in Fernseh- und Radiosendern in Afrika, Russland, Nepal, Nordamerika, Kanada, Mexiko, Bolivien, Kolumbien, Argentinien, Uruguay, der Antarktis und an zahlreichen Orten in ganz Europa aufgeführt oder ausgestellt. Mazon Gardoqui war Gastkünstler und Dozent an der Slade School of Fine Art, der Concordia University, der Universität der Künste Berlin, der Rijksakademie Amsterdam, der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris, der Universität für angewandte Kunst Wien, der Superior Technical School of Architecture of Madrid, dem Masterstudiengang Interface Cultures Linz, dem University College London - Arts and Sciences, der Hochschule für Künste Bremen , Masterstudiengang C:Art Media Valand Univ. Göteborg, Institut für Theaterwissenschaften und Kulturwissenschaften Casablanca, Universität Mohamed V Rabat, Patricio Lynch Universidad de Valparaíso, Universidad de Humanidades y Arte Concepción, Harvestworks Digital Media Arts Center, MediaLAB Prado, LABoral Art and Industrial Creation Centre und Hangar.org, u. a. https://victormazon.com
Guely Morató Loredo
ist Kuratorin, Künstlerin und Forscherin. Gewinnerin des CIFOxARS Electronica Award 2024, des Cultural & Artistic Responses to Environmental Change-2023 Award des Prince Claus Fund und des Goethe-Instituts. Kuratorin von sechs Ausgaben der Sonandes International Biennial of Sound Art (2014–2024) und einer Ausgabe der Biennial of Listening (2023). Forschungsleiterin der ALTER-Residenz, einem Labor in den Bergen, das sich auf Lösungen für die Zeit des Kultur-, Klima- und Energiewandels spezialisiert hat und in den Schweizer Alpen stattfindet (2022). Im Jahr 2021 war sie leitende Forscherin des bolivianischen Teams, das am jährlichen Forschungslabor The Witness_Openlab teilnahm, das sich auf das Anthropozän und den menschlichen Fußabdruck auf dem Planeten konzentriert. Sie leitete das Observatorium für Gender, Wissenschaft und Technologie (2019–2022), wie auch das Medialab im Kulturzentrum Spaniens in La Paz (2019). Derzeit ist sie Kuratorin von Wak'a, einem Projekt, an dem mehrere Communities und Kulturschaffende beteiligt sind, die gemeinsam über Extraktivismus, Sacredness und deep listening im Lithium-Dreieck nachdenken. Seit 2014 ist sie Gründerin und Leiterin von Sonandes: Plattform für Experimente und Forschung, die die einzige Biennale für Klangkunst in Lateinamerika, Puertos: Residency Program, Labore, Ausstellungen und Projekte, die auf Klangkunst und Zuhören spezialisiert sind, organisiert.
Stefanie Wuschitz
ist eine Künstlerin, Aktivistin und Forscherin, die Strategien zur Entkolonialisierung von Technologien untersucht. Ihre Publikationen beschäftigen sich mit feministischem Hacken, Queeren und Entmystifizieren von Hardware. Ihre künstlerischen Arbeiten wurden unter anderem auf internationalen Ausstellungen wie dem Ars Electronica Festival (Österreich), ART|JOG 8 (Indonesien), Bouillants Vern-Sur-Seich (Frankreich), dem Austrian Cultural Forum (USA), der 8. Internationalen Sinop Biennale (Türkei) und der 16. Internationalen Biennale von Aveiro (Portugal) ausgestellt. Einzelausstellungen u.a. im Kunstraum pro arte, in der Galerie 3 und mit ihrem ehemaligen Künstlerkollektiv Mz* Baltazar's Lab (das sie 2009 gegründet hat) im Kunstraum pro arte, im VBKÖ, im Forum Alpbach und in der Medienwerkstatt Wien. Derzeit leitet sie ein künstlerisches Forschungsprojekt (FWF) zu digitalem Kolonialismus in Indonesien, angedockt an das IKL der Akademie der bildenden Künste Wien.