Eine Ästhetik der künstlerischen Produktion – das Beschreibbare und das Unbeschreibbare.
Sissi Makovec
Dissertationsstipendiatin an der Akademie der bildenden Künste Wien | Abschluss-Stipendium des Doktoratszentrums 2016|17
Abstract
Die Tradition der westlichen Ästhetik konzentriert sich auf das Werk und seine Rezeption. Auseinandersetzungen mit der Produktion sind die Ausnahme. Das ist nicht auschließlich, aber wesentlich auf Kants maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Ästhetik zurückzuführen: auf die von ihm postulierte Autonomie der Kunst, die Kunst und damit auch künstlerisches Tun von erkenntnistheoretischen Fragen vollkommen trennt. Kunst und vor allem auch ihr Produktionsprozess folgen ausschließlich kunstinternen Maßstäben und sind mit den Mitteln der Erkenntnis nicht erfassbar und damit auch nicht adäquat beschreibbar.
Das wurde (und wird) nicht immer so gesehen: Alexander Gottlieb Baumgarten, der nur 40 Jahre vor Kants Kritik der Urteilskraft die philosophische Disziplin der modernen Ästhetik begründet, beschreibt Kunst als eine besondere Form der Erkenntnis, als sinnliche Erkenntnis, die im Zusammenspiel mit der Erkenntnis des Verstandes das menschliche Erkenntnispotential bildet. Kunstproduktion, als eine spezielle Form der Erkenntnisproduktion hat damit einen zentralen Stellenwert in seiner Theorie. Die Innovationskraft, die Baumgartens Konzept der sinnlichen Erkenntnis besitzen könnte, ist bis heute nicht befriedigend aufgearbeitet, da sie in eine metaphysische Theorie eingebettet ist, die heute als überholt gilt.
Ich gehe von der These aus, dass eine zeitgenössische Interpretation der Theorie Baumgartens möglich ist, da sich die von ihm entwickelten Begriffe auch als formale Ästhetik, losgelöst von ihrem metaphysischen Kontext verstehen lassen. In einem zweiten Schritt werden die gewonnenen Begriffe auf eine Ästhetik der Produktion angewandt.