Cornelia Offergeld: Erinnern als künstlerische Praxis. Von der Repräsentation zu transformativen Prozessen.
Keynote im Rahmen der Tagung Achtzig jahre danach. NS-Erinnerungsarbeit in künstlerischer Praxis und Vermittlung heute.
Eine Funktion der Kunst ist die komplexe Wahrnehmung der Welt und ihrer Probleme. In einer Zeit, in der die Echos der Vergangenheit sich mit der Gegenwart vermischen und die utopische Konnotation von Zukunft einer dystopischen gewichen ist, haben Künstler_innen Erinnern zu einer künstlerischen Praxis gemacht. Dabei haben sie selbstbestimmt ein Vakuum der Sprachlosigkeit gefüllt und einen neuen Denkmalbegriff geformt, in dem die eigene Vermittlung mitbedacht ist. Aus diesem Prozess heraus entstehen Erinnerungsformate, die von kollektiven Ritualorten des zeitgenössischen Totenkults zu transformativen sozialen Prozessen übergegangen sind und die gleichzeitig mit enzyklopädischem und archivarischem Denken vergangenes Wissen ordnen.