Doctoral Candidate Mag. phil. Anita Elisabeth Hafner
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Study Program Dr.-Studium der Philosophie; Kunst u. kulturwiss. Studien (Stzw)
Abstract Das Dissertationsprojekt soll die seit Anfang der 1990er Jahre im Zuge der Techno-Kultur in England entwickelten neuen ästhetischen Praktiken der Licht-Projektionen (Visuals), unter besonderer Bezugnahme auf die in Österreich tätigen Pionierinnen in diesem Feld, untersuchen. Visuals stellen eine Spezialform der zeitbasierte Medien dar, die im (Techno)Club gezeigt, live improvisiert und zu elektronischer Musik von einem Disk-Jockey (DJ) oder einer Band synchronisiert oder mit Hilfe eines Computercodes generiert werden (vergl. Rohlf 2004; Scheel 2005; Spinrad 2005; Eskandar & Prisna 2006; Faulkner 2006; Fischer 2008, 2009; Lund 2009; Alexander 2010). Bei einer zeitgenössischen, zeitbasierten künstlerischen Phänomen wie Visuals bleibt die Theorie stets hinter der Praxis, wodurch es sinnvoll erscheint, im männerdominierten Club-Kontext die Visuals-Pionierinnen als einen Punkt in der Vergangenheit fest zu machen, um zuerst einen Aspekt von Visuals beschreiben zu können.Eine medientheoretische Beschäftigung mit (audio)visuellen/zeitbasierten Phänomenen erfolgte vor allem im Zuge von Ausstellungspublikationen (Block 1980; Szeemann 1983; Frohne 1999; Weibel 2006; Fischer 2008, 2009, 2010; Rainer & Rollig & Daniels & Ammer 2009) und ist somit „nahe am künstlerischen Material“ (Diederichsen 2010). Erst in den letzten Jahren erschienen eigenständige wissenschaftliche Publikationen (Droschl & Höller & Wiltsche 2005; Lund & Lund 2009; Daniels & Naumann 2010, 2011) die sich mit dem Verhältnis von Musik und Visuals beschäftigten. Die Dissertationen, die den Themenkreis Club und VJ-ing behandeln, legten ihren Schwerpunkt auf (theatrale) Performance (Tuco 2014), Softwareentwicklung (Batty 2014) und Musikvideo (Röthig 2015). Das zeitgleiche Auftreten der Riot-Grrrl-Bewegung Anfang der 1990er Jahre in der Nordamerikanischen Hardcore-Punk Szene und seiner Propagierung von „Girl Power“ (vgl. Kearney 2003, Peglow & Engelmann 2013) motivierte Mädchen und junge Frauen auch in Österreich, heterogenen kulturellen Räume zu schaffen, die durch Prozesse aktiver kultureller Produktion und Partizipation gekennzeichnet waren.Mittels Expertinnen-Interview (Meuser & Nagel 2008) sollen primäre Quellen erschlossen werden. Es geht weniger um die ganze Person, als um die Interviewte (Visuals-Pionierin) in ihrer Eigenschaft als Expertin für ein bestimmtes Handlungsfeld (Visuals). Die Interviewte ist nicht Einzelfall, sondern Repräsentantin. Die Auswertung der Expertinnen-Interviews richtet sich auf Analyse und Vergleich der Inhalte des Expertinnenwissens zu der Literatur, die ich aus einer Literaturrecherche gewonnen habe. Die Fälle werden nach dem Muster der schrittweisen Auswahl in die Untersuchung einbezogen (vgl. Flick 2002).Mir geht es in dieser Annäherung an Visuals nicht um einen bibliografischen, sondern um den technologisch, künstlerischen Zugang der Visuals-Pionierinnen und deren emanzipatorisch, partizipativen Ansatz. Das Wissen und die Erfahrungen der Visuals-Pionierinnen sind ein Schlüssel zum spezifischen Verständnis des Feldes mit seinen Problemlagen, in Hinblick auf die Frage nach den künstlerischen Wissens- und Praxisformen und den technologische künstlerischen Zugang.