Die Leere sehen. Darstellungsformen von "Arisierungen" in zeitgenössischen künstlerischen Positionen
Title Die Leere sehen. Darstellungsformen von "Arisierungen" in zeitgenössischen künstlerischen Positionen
Doctoral Candidate Mag. phil. Veronika Rudorfer
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Study Program Dr.-Studium der Philosophie; Kunst u. kulturwiss. Studien (Stzw)
Abstract „Die Leere sehen heißt, etwas in eine Wahrnehmung aufnehmen, das in sie hineingehört, aber abwesend ist; es heißt, die Abwesenheit des Fehlenden als eine Eigenschaft des Gegenwärtigen zu sehen.“ – Rudolf Arnheim, Anschauliches Denken, Köln 1972, S. 92.Dem Arbeitstitel der Dissertation liegt ein Zitat Rudolf Arnheims zugrunde, das die zentrale Problemstellung des Forschungsvorhabens adressiert: So ist es Ziel der Dissertation, Methodologien und Arbeitsweisen zeitgenössischer künstlerischer Praxis zu untersuchen, die sich mit „Arisierungen“ – das heißt dem systematisierten Entzug von Eigentum der jüdischen Bevölkerung durch die Nationalsozialisten – auseinandersetzt. Auf welche Weise können dieser Raub, die damit einhergehende Zerstörung von Relationen sowie die bis in die Gegenwart nicht abgeschlossenen Restitutionsprozesse ins Bild gesetzt werden? Wie schreibt sich Geschichte und Geschichtlichkeit – hier zugleich Agens und Bildgegenstand – in die künstlerischen Positionen ein? Welche Medialisierungen können für die durch „Arisierungen“ verursachte Abwesenheit von Objekten und die Zerstörung ihrer ursprünglichen Kontexte gefunden werden? Relevanz erhalten diese Fragestellungen durch die Notwendigkeit eines Nachdenkens über Formen der Erinnerungskultur, bedingt durch das allmähliche Verschwinden der Zeitzeug*innen der Shoah und dem damit einhergehenden Übergang eines kommunikativen in ein kulturelles Gedächtnis. Eine solche Reflexion erfordert zugleich eine Analyse der Diskurse über die Legitimität der Darstellbarkeit der Verbrechen des Nationalsozialismus und über eine Kunst nach Auschwitz.Methodologisch werden kritischer Diskursanalyse der für das Forschungsvorhaben grundlegenden Diskurse und Begrifflichkeiten wie Gedächtnis/Erinnerung, Geschichte/Geschichtlichkeit und Leere/Abwesenheit auf diesem theoretischen Instrumentarium aufbauende, Kunst- und Sozialgeschichte verschränkende Fallstudien der künstlerischen Praxis von Maria Eichhorn und Arno Gisinger u.a. folgen. Abschließend wird das Verhältnis zwischen Institution und diesen Arbeitsweisen selbstreflexiv-soziologisch zu untersuchen sein: Finden sie im Auftrag von Museen als Reflexion der institutionellen Geschichte oder als unabhängige Projekte statt? Wie sind sie infolgedessen innerhalb von Begriffen wie (Post-)Conceptual Art, Institutionskritik und Diskursen des Dokumentarischen zu verorten?