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Digitales Handwerk.

Hacken als Methodologie für einen nachhaltigen Ansatz in der Erhaltung des kulturellen Erbes

Dissertantin:
Sabina Simonič

Dissertationsbetreuerin:
Carolin Bohlmann

Projektstart:
1.10.2023

Doktoratsstudium:
Doktoratsstudium der Philosophie

Dissertationsprojekt
von Sabina Simonič, Institut für Konservierung-Restaurierung
Projektstart: 1.10.2023

Abstract

Die Dissertation widmet sich einer transdisziplinären Studie, welche die Methodik und Ethik der Hacker-Subkultur untersucht und ihr Potenzial für die Kulturguterhaltung analysiert. Dabei werden die ethischen Grundsätze der Hacker-Subkultur (Levy 1984; Stallmann 2012) mit den Prinzipien konservatorisch-restauratorischer Vorgehensweisen verglichen und auf ihre Analogien untersucht. Diese Arbeit stützt sich auf die These, dass "Hacken" als Handwerk definiert werden kann (Steinmetz 2016, Coleman 2013, Sennett 2008). Sie vertritt die Auffassung, dass es sich um eine kulturelle Praxis mit spezifischen Merkmalen handelt. Die Identifizierung der Hacker leitet zudem eine Diskussion über das Spannungsverhältnis zwischen der Handlung und der Identität ein. Ein einleitender Forschungsgegenstand der Dissertation ist ein rekursives Kreislaufsystem der Disruption und Kreation - Paradigmen, welche es erlauben Gegenstände oder Paradigmen zu dekonstruieren, in Fragmente zu zerlegen, zu verstehen, und anschließend wieder zusammenzufügen, zu erweitern oder zu ergänzen, um Innovation zu schaffen.
Analog zu den Hackern, die metaphorisch gesprochen hinter verschlossene Türen blicken, und dabei einen transgressiven Akt vollziehen, können auch Konservator:innen-Restaurator:innen als transgressiv handelnde Akteure betrachtet werden. Die konservatorisch-restauratorischen Handlungen finden meist im Verborgenen statt, hinter den Kulissen der Museen und Institutionen. Die begehrte Information ist manches Mal rätselhaft oder
fragmentiert durch Verwitterung und Vergessenheit vorhanden. Oft ist sie auch mehrschichtig verschlüsselt, unzugänglich gemacht, geschützt oder nur teilweise verfügbar.
In diesem rekursiven Kreislaufsystem sind Konservator:innen-Restaurator:innen sowohl Beteiligte, Konsumierende, als auch Träger immaterieller Bestandteile des Kreislaufsystems.
Wenn dieses immaterielle Gut – die Fertigkeiten und das Wissen - als Geschäftsmodell betrachtet wird, und
folglich geschützt werden, dann geraten auch Konservator:innen-Restaurator:innen in die Rolle der Opposition. Die Dissertation nimmt daher eine kritische Haltung gegenüber der Förderung oder Unterstützung proprietärer und somit unfreier Informationen ein. Die Spannung zwischen Individualismus und Kollektivismus in der Selbstdefinition der Hacker berührt direkt Fragen der Autorschaft, Selbstbestimmung, Kreativität und geistigen Eigentumsrechte, welche auch Konservator:innen-Restaurator:innen beschäftigen.

Kurzbiographie

Sabina Simonič ist Senior Scientist am Institut für Konservierung und Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Expertise liegt in der Erhaltung moderner und zeitgenössischer Kunst, sie kann auf eine Karriere als freiberufliche Konservatorin seit 2003 zurückblicken. Zwischen 2009 und 2012 war sie Vorsitzende des ersten österreichischen Hackerspace Metalab, und trug darauf folgend als Gründungsmitglied wesentlich zur Gründung des feministischen Hackerspace Mz Baltazar's Lab bei. Ihre Leidenschaft erstreckt sich über die konservatorische Praxis hinaus; sie ist Vizepräsidentin des Berufsverbandes Österreichischer Restauratorinnen und Restauratoren (ÖRV), Delegierte der European Confederation of Conservator-Restorers' Organisation (E.C.C.O.) und Vorstandsmitglied des European Network for Conservation-Restoration Education (ENCoRE).