Bestandskatalog der Zeichnungen, Aquarelle und Ölskizzen der deutschen und österreichischen Romantik und Spätromantik im Kupferstichkabinett der Akademie Wien
FWF | Einzelprojekt
geleitet von Robert Wagner, Universitätsbibliothek und Kupferstichkabinett
Projektlaufzeit: 1.9.1997 – 31.8.2000
Das Kupferstichkabinett der Wiener Akademie der bildenden Künste besitzt einen herausragenden Bestand an Zeichnungen, Aquarellen und Ölskizzen der deutschen und österreichischen Romantik und Spätromantik. In der Zeichnung als einer der sensibelsten künstlerischen Ausdrucksformen haben die komplexen geistesgeschichtlichen Strömungen der Romantik ihren unmittelbarsten Niederschlag gefunden.
In jahrelanger Forschungsarbeit wurden die fast 1000 Blätter dieses Sammlungsbestandes - darunter Hauptwerke wie das berühmte "Römische Porträtbuch" von Julius Schnorr von Carolsfeld - wissenschaftlich erschlossen. Die kommentierenden Texte zu den einzelnen Blättern liefern vielfach Neuinterpretationen und erhellen die ikonographische Komplexität v.a. religiöser und historischer Szenen.
Neben den als Künstlerpersönlichkeiten klar fassbaren Hauptvertretern romantischer Zeichenkunst wie Ferdinand und Friedrich Olivier, Julius und Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld, Ludwig Richter, August Heinrich, Moritz von Schwind, Edward Jakob von Steinle, Joseph Führich, Leopold Kupelwieser u.a., die alle mit vielfach unpublizierten Hauptwerken vertreten sind, werden erstmals auch bisher weniger bekannte Künstler wie etwa Eduard Schaller oder der eng mit Schwind befreundete Leopold Schulz mit einem qualitativ hervorragenden zeichnerischen Œuvre fassbar.
Einen eigenen Komplex bildet die systematische Aufnahme von drei Skizzenbüchern des österreichischen Romantikers Johann Evangelist Scheffer von Leonhardshoff, der in der schrittweisen Transformation genuin romantischer Themen in biedermeierliche Sachlichkeit eine Schlüsselstellung in der österreichischen Kunst der ersten beiden Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts einnimmt: neben dem "Großen Italienische Skizzenbuch" mit 89 überwiegend bildmäßig ausgeführten Zeichnungen, darunter Porträts seiner römischen Künstlerfreunde, Landschaften, Romansichten, technisch herausragende Studien nach Raffael sowie Akt- und Draperiestudien, sind auch die Transkriptionen der vielfach tagebuchartigen Charakter annehmenden Skizzenbücher aus Neapel (1815) sowie aus Wien (1820) integriert. Diese bis dato unpublizierten Texte erlauben einen tiefen Einblick in Scheffers Gedankenwelt und sind zum Verständnis seines Schaffens unerlässlich.
Ein einleitender Aufsatz charakterisiert Geschichte und Besonderheit der Sammlung im Wiener Kupferstichkabinett und beleuchtet streiflichtartig Problemstellungen und Vielschichtigkeit der romantischen Zeichenkunst. Die Klärung der Provenienzen führt vielfach zu Begegnungen mit exponierten Persönlichkeiten des Wiener Kulturlebens des 19. Jahrhunderts.