Performative Ausdrucksformen in der Erinnerungskultur im postsowjetischen Raum am Beispiel der Stadt Lwiw, Ukraine
ÖAW | DOC
geleitet von Ekaterina Shapiro-Obermair, Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Projektlaufzeit: 1.12.2018 – 30.11.2021
Gegenstand der geplanten Dissertation sind zeitgenössische Gedenkpraktiken in Osteuropa, die vor allem am Beispiel der Stadt Lwiw auf ihren performativen Gehalt hin untersucht werden sollen.
Der Schwerpunkt wird auf organisierte Versammlungsformen gelegt, die der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg dienen, der nach wie vor als zentrales und wichtigstes identitätsstiftendes Ereignis in der Region angesehen werden kann. Es handelt sich dabei um Praktiken, die eine Aktualisierung von Geschichte im öffentlichen bzw. halböffentlichen Raum beanspruchen. Diese implizieren sowohl ritualisierte Gedenkveranstaltungen, die jährlich an historisch oder symbolisch bedeutenden Daten stattfinden, als auch spontane Kundgebungen oder politische Aktionen. Solche öffentlichen Manifestationen stehen, so meine Hypothese, unter besonderem Einfluss aktueller Konflikte; mehr noch, die mit den gegenwärtigen politischen Verwerfungen einhergehenden Konflikte werden häufig zu ihrem Hauptinhalt.
Lwiw kann dabei als ein exemplarischer Ort betrachtet werden, da dort die zu behandelnden Problematiken auf eine zugespitzte Weise zum Tragen kommen. In der Westukrainischen Stadt treffen nicht nur widersprüchliche historische Narrative, sondern auch konträre Gedenkpraktiken aufeinander. Diese in Transformation begriffenen Rituale werden in der Arbeit primär aus der Perspektive einer bild- und medienwissenschaftlichen Forschung mit besonderem Fokus auf die performative Theorie der Versammlung von Judith Butler analysiert.