Archive durch künstlerische Forschung rechts/um/schreiben
FWF | PEEK-Projekt
geleitet von Rafal Morusiewicz, Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Projektlaufzeit: 1.10.2022 – 31.1.2026
Das Projekt nimmt die imperiale und koloniale Gewalt wahr, die traditionellen Archivierungspraktiken zugrunde liegt, und reflektiert Möglichkeiten, diese Gewalt in etwas Generatives umzuwandeln. Die Originalität des Projekts liegt in der kritischen Aufmerksamkeit, die es der Beziehung zwischen zwei zwar nahstehenden jedoch differenzierten Praxen schenkt, nämlich (1) Formen der künstlerischen Forschung, die sich Archiven und archivalen Praxen widmen, und (2) Durchführungsweisen der Archivierungsarbeit, die als künstlerisch gelesen werden können. Darüber hinaus nimmt das Projekt einen prozessorientierten Ansatz an, bei dem künstlerische Forschungsmethoden gemeinsam mit dem Ziel praktiziert und theoretisiert werden, ein nachhaltiges Wiener Netzwerk von Künstler_innen und Institutionen aufzubauen, die in und mit Archiven arbeiten. Ein Schlüsselelement dafür ist Technologie. Diese wird nicht nur als Werkzeug eingesetzt, um die Zugänglichkeit des Projekts zu verbessern, vielmehr wird sie als Medium künstlerischer Forschung sowie als alternative Modalität der Zusammenarbeit verwendet.
Die operative Kernstrategie des Projekts bringt zwei Motivationen zusammen: die Konzeption von Archiven als relationale Einheiten und die Anerkennung des epistemologischen Wandels hin zur Ausübung von Forschung als Kunst. Methodisch wird das Konzept von "w/ri/gh/ting archives" durch zwei sich überschneidende Agenden definiert, die Eve Tuck und C. Ree in ihrem "A Glossary of Haunting" beschreiben: "righting the wrongs", das einen Aufruf für Ethik und Gerechtigkeit in der Archivforschung ausdrückt, und "writing the wrongs", das mögliche Darstellungs- und Erzählweisen für die Archivforschung untersucht. Entlang dieses Vorschlags praktiziert und verhandelt das Projekt künstlerisch-forschende Methoden der Archivforschung. Das Projekt zielt darauf ab, seine Methodik auf der Grundlage des Wissens, das durch seine Methoden, Ergebnisse und Kooperationen generiert wird, kontinuierlich zu aktualisieren. Darüber hinaus fördert es dadurch die Bildung eines Netzwerks von Künstler_innen und Institutionen, die kunstbasierte Archivierung erforschen, theoretisieren und praktizieren.
Innerhalb dieses methodischen Rahmens wird das Projekt einige Methoden anwenden, die sich auf seine "Kartographie" konzentrieren. Die "Kartographie" stellt das Wissensarchiv und die webbasierte Plattform dar, die zusammen mit ihrem Design, ihrer Kodierung und ihren Aktualisierungen als Forschungszeitschrift und ein Raum, in dem die künstlerisch-forschende Produktion aufgeführt, dokumentiert und diskutiert wird, fungiert. Dazu gehören die Co_Labs, ein dreiteiliges "Labor", das kollaborative künstlerische Forschungspraktiken beherbergt. Im Rahmen von einem Co_Lab werden forschende Künstler_innen und Institutionen dazu eingeladen, kritisch an den geplanten Ergebnissen des Projekts (Ausstellung, Buchveröffentlichung, Workshop) zu arbeiten. Ein weiteres Format innerhalb des Projekts "Kartographie" sind Net_Works, ein webbasiertes Residency-Programm. Dieses lädt spezifische Positionen in der Klangkunst, im Schreiben und in der Gemeinschaftsbildungsarbeit dazu ein, sich kritisch mit dem Projekt und dessen jeweiligen Status Quo auseinanderzusetzen und diese zu kontaminieren.