Die Performance der Kritik: KI, Körperliche Intelligenz, und Posthumanistische Ästhetik
FWF | ESPRIT
geleitet von Lisa Moravec, Institut für Kunst und Kulturwissenschaften
Projektlaufzeit: 1.3.2025 – 29.2.2028
Abstract
Dieses Forschungsprojekt ist an der Schnittstelle von Kunstgeschichte und -theorie angesiedelt und stützt sich auf Performance Studies. Es geht von einer Kritik an der gesellschaftlichen Implementierung von KI-Technologien aus, welche zum „kybernetischen Kapitalismus“ geführt. Da dessen algorithmische Operationen zu 80 % von Männern programmiert werden, hat das erheblichen Einfluss auf gender, sex, und ethnisch-basierenden Formen der Diskriminierung, und beschleunigt die Automatisierung von bestimmter menschlicher Arbeit.
Vor diesem gesellschaftskritischen Hintergrund entwickelt mein Projekt einen materialistischen feministischen Rahmen, der es möglich macht zu analysieren, wie künstlerische, körper-basierte Performance Praktiken im letzten Jahrzehnt generative und verkörperte KI-Technologien in ihren Arbeiten integriert haben. Das Projekt entwickelt den Begriff der „Performancekritik“, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen körperlicher (intersektionaler identitätsbasierter) und maschineller Intelligenz durch deren Form der Performance zu analysieren. Zum einen untersuche ich, wie künstlerische Performance Arbeiten die strukturellen Auswirkungen von KI-Technologien auf soziale Diskriminierungsmechanismen sichtbar machen und wie kinästhetische Performances mit KI Subjektivierungsprozesse prägen, und zum anderen erforsche ich welche Formen einer posthumanistischen Ästhetik diese hervorbringen.
Kurzbiografie
Lisa Moravec ist Kunsthistorikerin/Performance-Wissenschaftlerin, Kritikerin, Kuratorin. Sie arbeitet an den Schnittstellen der bildenden und darstellenden Künste, mit einem Schwerpunkt auf menschliche, tierische, und maschinelle Akteur*innen. Als senior postdoc an der Akademie der bildenden Künste Wien leitet sie das FWF-Forschungsprojekt "The Performance of Critique: AI, Bodily Intelligence, and Posthumanist Aesthetics". In den letzten drei Jahren war sie fellow des steirischen herbst und erhielt mehrere Stipendien für ihr erstes postdoc Projekt zu "Kunst mit Eigen-Sinn", das auf ihrer langjährigen Auseinandersetzung mit dem Werk von Rose English und Feminismus als Form der Gesellschaftskritik aufbaut. Als Kuratorin initiierte sie das diskursive, hybride podcast-Programm und organisierte das Symposium "Artists‘ Archives and Estates" für das Galerienfestival "Curated By" (2024) an der Akademie. Sie initiierte/ko-kuratierte die Performance-Ausstellung "Suddenly Begin in Splendour: Rose English, Performance, Presence, Spectacle" und das dazugehörige Performance-Programm und Ausstellungskatalog (Museum der Moderne Salzburg, Juli 2024 – Mai 2025). Seit 2017 lehrt/e sie an britischen, österreichischen, und deutschen Universitäten und Kunsthochschulen.
Veröffentlichungen: "Dressaged Animality: Human and Animal Actors in Contemporary Performance" (Routledge, 2024), co-ed. vol. "Posthumanist Approaches to a Critique of Political Economy: Dissident Practices" (Bloomsbury, 2025), mehrere peer-reviewed journal Artikel, Ausstellungskatalogtexte, und Kunst/Performancekritiken z.B. in "springerin", "Studio International, Burlington Review, Texte zur Kunst", und "Spike".