Eine Erforschung des Potenzials der äußersten Fassadenoberfläche: Wie Patina, die dünne Schicht von Ablagerungen auf einer gebauten Oberfläche, für Gebäude und ihre Umwelt von Nutzen sein kann
Adam Hudec
Dissertationsstipendiat_in an der Akademie der bildenden Künste Wien | Abschluss-Stipendium des Doktoratszentrums 2025
Abstract
Diese Dissertation untersucht das transforrnative Potenzial der äußersten Fassadenoberfläche von Gebäuden und widmet sich insbesondere der Rolle von Biopatina - einer dünnen Schicht von Ablagerungen, die sich im Laufe der Zeit auf gebauten Oberflächen ansammelt. Durch interdisziplinäre Ansätze, die Kunstforschung, Materialwissenschaften und Geomikrobiologie integrieren, wird die These vertreten, dass diese organischen Prozesse nicht nur als ästhetische Phänomene, sondern auch als ökologische und funktionale Elemente betrachtet werden sollten. Die Arbeit hinterfragt die bestehenden Praktiken der architektonischen Sauberkeit, die auf Modernismus und Sterilität basieren, und untersucht die ethischen und kulturellen Bedeutungen dieser Oberflächenveränderungen.
In mehreren Fallstudien, die auf städtischen Kontexten in Mitteleuropa basieren - darunter Wien, Prag und Brünn -, werden Beispiele für natürliche Alterungsprozesse und ihre Auswirkungen auf den städtischen Raum präsentiert. Diese Fallstudien verdeutlichen, wie Biopatina nicht nur ein visuelles Zeugnis der Zeit ist, sondern auch zu einer besseren Luftqualität, einer Verringerung des städtischen Wärmeinsel-Effekts und zum Schutz von Baumaterialien beitragen kann.
Die Dissertation schlägt alternative Pflege- und Wartungsmodelle vor, die darauf abzielen, eine Koexistenz zwischen Mensch und Nicht-Menschlichem zu fördern, anstatt natürliche Prozesse zu unterdrücken. Sie setzt sich für ein Umdenken in der Architektur ein, das natürliche Alterungsprozesse und mikrobielles Leben als integrale Bestandteile der gebauten Umwelt akzeptiert. Letztlich bietet die Arbeit eine Vision für eine nachhaltigere urbane Zukunft, die das Potenzial der äußersten Fassadenoberflächen in ästhetischen, kulturellen und ökologischen Kontexten neu definiert.
Short biography
Adam Hudec ist Forscher, Architekt und Aktivist, dessen Arbeit das Zusammenspiel von natürlichen und kulturellen Materialprozessen durch interdisziplinäre Methoden untersucht. Seine Praxis bewegt sich an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Architektur und konzentriert sich darauf, verborgene Umweltphänomene aufzudecken und durch wissenschaftlich informierte künstlerische Produktionen das Publikum einzubinden. Adam hat an der Akademie der bildenden Künste Wien, der Universität Hongkong, der Universität Brighton und der Technischen Universität Brünn studiert. Seine Projekte wurden international präsentiert, darunter auf der Bi-City Biennale in Shenzhen, der BIO 26 in Ljubljana und der Biennale von Venedig 2022. Als Mitbegründer des Dusts Institute engagiert sich Adam für die Auseinandersetzung mit ökologischen, sozialen und ethischen Fragestellungen und nutzt kollaborative Ansätze, um Wissen und Praktiken im Umgang mit der Umwelt neu zu denken.