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MEDIEN DER GESCHICHTE

Projektleitung:
Anna Artaker (IBK)

Projektdauer:
4 Jahre
verlängert bis 31.12.2022

Gefördert von:
FWF - Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung | Elise-Richter PEEK (V426)

Weblink:
www.anna-artaker.net

FWF | Elise-Richter PEEK-Fellow
Anna Artaker, Institut für bildende Kunst
Projektlaufzeit: 1.9.2015 – 31.12.2022

„Geschichte zerfällt in Bilder, nicht in Geschichten.“
Walter Benjamin, Passagen-Werk , p. 596

Das künstlerische Forschungsprojekt MEDIEN DER GESCHICHTE zielt darauf ab, Werkserien zu schaffen, die Walter Benjamins „dialektischen Bildern“ entsprechen.

Das dialektische Bild im Zentrum von Benjamins Philosophie der Geschichte zeichnet sich u. a. dadurch aus, dass hier „das Gewesene mit dem Jetzt blitzhaft zu einer Konstellation zusammentritt.“ In Ähnlichkeit und Berührung zeigt Georges Didi-Huberman, dass selbiges auch für den Abdruck gilt: der Fußabdruck im Sand zeigt ebenso die Berührung mit dem Fuß an wie die Abwesenheit dieser Berührung und bildet so eine Konstellation des Gewesenen – der vergangene Moment der Berührung, die den Abdruck hinterlassen hat – mit der Gegenwart – der Abdruck der bleibt, wenn der Fuß nicht mehr da ist.

Wenn nach Benjamin das dialektische Bild „Gegenstand“ der Geschichte ist und nach Didi-Huberman der Abdruck ein dialektisches Bild, folgt daraus, dass ‘die Geschichte’ wesentlich eine Frage des Mediums ist. Demgemäß geht das Projekt MEDIEN DER GESCHICHTE davon aus, dass bestimmte bildgebende Verfahren – also Medien – dialektische Bilder ermöglichen, deren Komplexität nicht rein visuell ist, sondern sich dem Prozess ihrer Herstellung verdankt. Beispiele sind Abdruck, Fotogramm und andere Medien, deren Bildgebung auf der Berührung mit dem Abgebildeten beruht. Die dialektischen Bilder auf die das Projekt MEDIEN DER GESCHICHTE aus ist, versuchen, die Komplexität der Geschichte nicht zu reduzieren, sondern diese Komplexität im jeweiligen Medium zu entfalten. Entstehen soll eine Serie von Werken, die Betrachter in dieselbe freudige Erregung versetzen, die der Historiker verspürt, der auf eine vielversprechende historische Quelle stößt.

Wie im Titel MEDIEN DER GESCHICHTE angedeutet, identifiziert das Projekt anstelle des Bildes ‘das Medium’ als Agens für das Zusammentreffen von Gewesenem und Gegenwart und experimentiert mit verschiedenen Medien, um dialektische oder „geschichtliche“ Bilder zu schaffen.

In der Zuwendung zum Medium liegt auch das Potenzial künstlerischer Forschung: der Bezug der Gegenwartskunst auf ‘Geschichte’ wird oft auf das Verhältnis von Visualität und Geschichte verengt. Die Betonung des Zusammenhangs zwischen ‘dialektischem Bild’ und Medialität eröffnet dagegen eine Perspektive, in der sich die Frage nach der Darstellbarkeit von Geschichte nicht zwangsläufig in der Ordnung der Visualität entscheidet, sondern im Medium. Im Vergleich zum rein Visuellen hat das Medium komplexere Formen des Wirklichkeitsbezugs anzubieten, für deren Erforschung bildende Kunst im besonderen Maße kompetent ist.