Einladung zur Defensio von Elisabeth Makovec und Bernd Haberl
Das Institut für Kunst und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Elisabeth Makovecs und Bernd Haberls gemeinsam verfassten Dissertation Eine Ästhetik der künstlerischen Produktion – Das Beschreibbare und das Unbeschreibbare. Eine Auseinandersetzung mit Produktionsästhetik ausgehend von Alexander Gottlieb Baumgartens Metaphysica und seinem ästhetischen Werk ein.
Mitglieder des Prüfungssenats sind: Doz. Mag. Dr. Assoc. Prof. Axel Stockburger (Vorsitzender), Univ.-Prof.in Dr.in Ruth Sonderegger (1. Betreuerin) und Prof. Dr. Josef Früchtl (externer Gutachter, Universität van Amsterdam).
Metaphysik der Sinne – Das ästhetische System Alexander Gottlieb Baumgartens als formale Epistemologie sinnlicher Prozesse – eine Interpretation als empirische Theorie künstlerischen Handelns und Wahrnehmens
Dissertationsvorhaben an der Akademie der bildenden Künste Wien – Bernd Haberl, Teil 1 des gemeinsamen Dissertationsvorhabens mit Elisabeth Makovec
Alexander Gottlieb Baumgartens Metaphysik markiert den Höhepunkt und gleichzeitig Endpunkt einer Tendenz im philosophischen Rationalismus, die Sinnlichkeit gegen die descartsche Skepsis als Quelle möglicher Erkenntnis aufzuwerten. Während Descartes in der Sinnlichkeit hauptsächlich eine Quelle für Täuschungen und Irrtümer sieht, betont schon Leibniz die epistemologische Relevanz der „undeutlichen Vorstellungen“ und eröffnet damit eine Art innerrationalistischen Empirismus, den Baumgarten in seiner Metaphysik an die Spitze treibt. Die sinnlichen Vorstellungen bilden bei Baumgarten nicht nur das „Material“ der Erkenntnis, sie sind an sich schon Erkenntnis. Sinnestäuschungen und Irrtümer sind für ihn lediglich falsche Schlüsse aus „wahren“ Sinnesleistungen.
In diesem Punkt unterscheidet sich Baumgarten von der nachfolgenden erkenntniskritischen Philosophie, die sich im Gefolge Kants weigert, in den ästhetischen Vermögen überhaupt eine Erkenntnisquelle eigenen Rechts zu sehen. Die Frage ist, ob der philosophischen Epistemologie damit nicht etwas Wesentliches entgeht? Ein spezifisches Sensorium für das unhintergehbare Einmalige in der sinnlichen Erfahrung.
Aber lässt sich eine solche Epistemologie außerhalb des Rationalismus überhaupt konsistent denken? Ich werde zeigen, dass dies funktioniert, wenn man Baumgartens von ihm selbst sogenannte „Ontologie“ als formales System im modernen Sinn liest, das an sich noch gar keine ontologischen Festlegungen über das Denkmögliche hinaus trifft.
Das hat methodische Konsequenzen: Denn was als wirklich – und nicht nur als möglich – erkannt wird, lässt sich im System Baumgartens nicht erschließen, das ästhetisch Erfahrbare kann nur durch Zeigen, Darstellen und Herstellen vermittelt werden. Im sinnlichen Erkennen verschwimmt die Wesensdifferenz zwischen Erleben und Handeln, Wahrnehmen und künstlerischem Tun. Eine der großen Stärken von Baumgartens Ästhetik liegt darin, hier gerade keine Wesensdifferenzen zu sehen.
Curriculum Vitae Bernd Haberl
E-Mail: bernd.haberl@lekton.at
Aktuell: Doktoratsstudium der Philosophie an der Akademie der bildenden Künste Wien, Vorstandsmitglied der Lekton Genossenschaft für Grafik und Softwareentwicklung
2018/2019 Gründung der Lekton Genossenschaft für Grafik und Softwareentwicklung (lekton.net) im Verband Rückenwind (rueckenwind.coop)
2017: Beginn des Doktoratsstudiums in philosophischer Ästhetik an der Akademie der bildenden Künste Wien (betreut von Ruth Sonderegger)
2012 - 2013: Quiew - Quick review: Forschungsprojekt gefördert von der Wiener Wirtschaftsagentur zur semantischen Analyse von Online review Texten. In Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Forschungsinstitut für Artificial Intelligence (OFAI.at) und doloops
2010 - 2011: Mitarbeit im Sparkling Science-Forschungsprojekt „Facing the Differences“, Institut für das künstlerische Lehramt, Akademie der bildenden Künste Wien
2010 - 2018: Gründung von und Tätigkeit für Lekton – Netzwerk for Grafikdesign, Forschung und Softwareentwicklung
2009 - 2011: Lehrbeauftragter an der Akademie der bildenden Künste Wien (Kunst- und Kultur-Pädadogik, Kunst- und Kulturwissenschaftliches Arbeiten, Wissenschaftliches Arbeiten)
2007: Abschluss des Diplomstudiums in Philosophie und Soziologie (mit Auszeichnung)
2001-2010: Grafikdesigner und Workshoptrainer für Grafikdesign und Webentwicklung (seit 2003 selbstständig)
1999 - 2000: Studienaufenthalt in Paris (an den Universitäten Paris 7 Diderot/Jussieu und Paris 8 Vincennes-Saint-Denis)
1996 - 1999: Mitarbeiter der Österreichischen Hochschülerschaft (und von 1998 - 1999) bildungspolitischer Sprecher der Studierenden an der Universität Wien. Stellvertretender Sprecher im Senat der Universität Wien
1994: Beginn des Studiums der Philosophie, Soziologie und Politikwissenschaft (in Fächerkombination) an der Universität Wien
Geboren am 10. November 1975 in Villach
Prozessästhetik Teil 2 – Eine Ästhetik der künstlerischen Produktion – das Beschreibbare und das Unbeschreibbare. Eine Auseinandersetzung mit Produktionsästhetik ausgehend von Alexander Gottlieb Baumgartens Metaphysica und seinem ästhetischen Werk
Dissertationsvorhaben an der Akademie der bildenden Künste Wien – Elisabeth Makovec, Teil 2 des gemeinsamen Dissertationsvorhabens mit Bernd Haberl
Die Tradition der westlichen Ästhetik konzentriert sich auf das Werk und seine Rezeption. Auseinandersetzungen mit der Produktion sind die Ausnahme. Das ist nicht ausschließlich, aber wesentlich auf Kants maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der modernen Ästhetik zurückzuführen: auf die von ihm postulierte Autonomie der Kunst, die Kunst und damit auch künstlerisches Tun von erkenntnistheoretischen Fragen vollkommen trennt. Kunst und vor allem auch ihr Produktionsprozess folgen ausschließlich kunstinternen Maßstäben und sind mit den Mitteln der Erkenntnis nicht erfassbar und damit auch nicht adäquat beschreibbar.
Das wurde (und wird) nicht immer so gesehen: Alexander Gottlieb Baumgarten, der nur 40 Jahre vor Kants Kritik der Urteilskraft die philosophische Disziplin der modernen Ästhetik begründet, beschreibt Kunst als eine besondere Form der Erkenntnis, als sinnliche Erkenntnis, die im Zusammenspiel mit der Erkenntnis des Verstandes das menschliche Erkenntnispotential bildet. Kunstproduktion, als eine spezielle Form der Erkenntnisproduktion hat damit einen zentralen Stellenwert in seiner Theorie. Die Innovationskraft, die Baumgartens Konzept der sinnlichen Erkenntnis besitzen könnte, ist bis heute nicht befriedigend aufgearbeitet, da sie in eine metaphysische Theorie eingebettet ist, die heute als überholt gilt.
Ich gehe von der These aus, dass eine zeitgenössische Interpretation der Theorie Baumgartens möglich ist, da sich die von ihm entwickelten Begriffe auch als formale Ästhetik, losgelöst von ihrem metaphysischen Kontext verstehen lassen. In einem zweiten Schritt werden die gewonnenen Begriffe auf eine Ästhetik der Produktion angewandt.
Curriculum Vitae Elisabeth Makovec
E-Mail: sissimakovec@sissimakovec.com
Aktuell: Doktoratsstudium der Philosophie/Akademie der bildenden Künste, betreut von Ruth Sonderegger, Lehrbeauftragte an der Kunstuniversität Linz, Institut Kunst und Bildung
2021 Wissenschaftsstipendium der Literar-Mechana
2011-2019 Kunstraum Niederoesterreich: Projektkonzeption, kuratorische Projekte und Kunstvermittlung. Im Rahmen dieser Tätigkeit zahlreiche Lehrveranstaltungskooperationen mit Kunstuniversitäten (Universität für Angewandte Kunst, der Kunstuniversität Linz, der Akademie der bildenden Künste und dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien)
2016 Lehraufträge an der Akademie der bildenden Künste über das ästhetische Urteil am Institut für Kunst und Kulturwissenschaften (Baumgarten, Kant, Arendt, Dewey)
2015/16 Kunstdidaktische Ausbildung zur Erlangung der akademischen Lehrbefähigung im Rahmen des Lektor*innenprogramms an der Akademie der bildenden Künste; mit begleitender Abhaltung einer eigenen Lehrveranstaltung und Gastvorträgen)
2009-2014 Lehraufträge an der Akademie der bildenden Künste: Seminare aus Kunst- und Kulturpädagogik zu den Themen: Zeichnung, Kunst und Sprache sowie zu künstlerischem Handeln, Workshops und Vorträge in der Meisterklasse für Grafik und Druckgrafische Techniken
2009-2011 Einjähriges Forschungsstipendium des Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Projekt „zeichnen“)
2008/2009 Diplom Bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste, Laško - Entwicklung eines neuen Schwimmstils (Diplom mit Auszeichnung und Würdigungspreis)
2004 Diplom Germanistik/Philosophie Universität Wien. Titel: Vertrauen bei Kleist
Geboren am 12. Februar 1975 in Wien
Die Defensio wird in deutscher Sprache in Raum M20 (Schillerplatz 3) stattfinden.
Wir freuen uns sehr Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.