Einladung zur Defensio von Lisa Nyberg
Das Institut für Kunst und Kulturwissenschaft der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Lisa Nybergs Dissertationsprojekt Pädagogiken des Unbekannten – Lernen für eine Zukunft ohne Absicherungen ein.
Mitglieder des Prüfungssenats sind: Mag. Dr. Moira Hille (Vorsitzende), Univ.-Prof. Dr. Renate Lorenz (1. Betreuerin), Univ.-Prof. Mag. Dr. Anette Baldauf (2. Betreuerin) und Prof. Dr. María do Mar Castro Varela (Zweitgutachterin, ASH Berlin).
Das vorliegende PhD-Projekt nimmt seinen Ausgang in der Frage: Wie für eine ungewisse Zukunft lernen? In Anbetracht des von Menschen verursachten Klimawandels, einer globalen Umweltkrise und deren destabilisierenden Auswirkungen auf soziale und ökonomische Systeme ergibt sich eine Dringlichkeit uns damit auseinanderzusetzen, wie wir durch unsere Pädagogik mit der Zukunft in Beziehung treten; wie wir diese voraussehen, imaginieren und uns durch unser Lehren und Lernen auf sie vorbereiten. Auf der Suche nach Pädagogiken, die sich dem Nichtwissen öffnen – der Zufälligkeit, Unvorhersehbarkeit und dem Wandel – stellt sich die Frage, wie eine Pädagogik aussehen kann, welche unsere Auseinandersetzung mit und auf das Ungewisse ausgerichtet, zu unterstützen und fördern vermag.
Die Grundlage dieser Forschung bildet die Praxis des Lehrens; der Klassenraum ästhetischer Bildung an der Schnittstelle von Studium, kreativer Arbeit und Institution. Darauf aufbauend, und Bezug nehmend auf die Formate der Lecture Performance und der Meditation als alltägliche und kreative Praktiken, hat sich eine performative Praxis entwickelt, welche in der Herausbildung einer Reihe von geführten Meditationen mündete. Diese werden als Installationen, als Klangkunst und als Aktivitäten im Unterricht präsentiert. Die geführten Meditationen schlagen ein Experiment vor: Wie die Widersprüche angehen, die sich daraus ergeben, dass wir für die Zukunft lernen, indem wir uns mit aller Aufmerksamkeit auf die Gegenwart konzentrieren?
Dieses Projekt unternimmt den Versuch die Linearität der Kritischen Theorie zu durchbrechen, indem es Paulo Freires Konzept des kritischen Bewusstseins (por. conscientização) von seinem Platz an der Spitze einer linearen Vorstellung von Empowerment an einen Ort verlagert, an dem es mit anderen Konzeptionen von Bewusstsein in Beziehung tritt. Zumal feministische und dekoloniale Theorien herangezogen werden, die sich utopischem Fatalismus und Behauptungen von Universalität entgegenstellen, übt die vorliegende Untersuchung somit gleichzeitig Kritik an westlichen Konstrukten der Utopie als dominanter Form des Imaginierens eines Anderenfalls. Das Ziel ist eineentscheidende Verschiebung: weg von der Utopie hin zu einer Vorstellung einer sich konstant verändernden und unbestimmten Zukunft – dem Ungewissen.
Lisa Nyberg ist eine in Malmö/Schweden wohnhafte bildende Künstlerin. Durch Prozesse, welche auf kollektiven, verkörperten, transgressiven und kritischen Praxen basieren, ananlysiert sie die radikalen Möglichkeiten von Pädagogik und Performance. Dabei untersucht sie kulturelle und didaktische Kanons aus einer intersektionellen, feministischen Perspektive. Dies beinhaltet das Erzeugen von Situationen und Strukturen, in denen Lernen stattfinden kann, gleichermaßen wie Interventionen in bestehende Strukturen und Institutionen. Nybergs Arbeit nimmt Form an in der Entwicklung selbstorganisierter Räume, institutioneller Prozesse, Workshops, Performances, Installationen, von Büchern und Soundarbeiten.
Nyberg war eine der Gründer*innen der Malmö Free University for Women (2006-2011) und eines Think Tanks zu radikaler Pädagogik (2011-2014), sowie des Netzwerkes X-front (2007-2010). Seit 2015 ist sie Teil von UNICORN – artists in solidarity, einer Organisation, welche Formen der Solidarität zwischen Künstler*innen durch das Teilen von Nahrung, Erfahrungen, Wissen und die Organisation einer Residency für Künstler*innen in Not organisiert. Von 2016-2017 war Nyberg leitende Lehrende und Koordinatorin der Malmö Konstverkstad, und in 2019-2020 Studienvorstehende der Klasse für Konzeptuelle und Kontextuelle Praxen an der Königlich Dänischen Kunstakademie.
Lisa Nybergs Arbeiten wurden u.a. in der Kunsthal Aarhus, im Research Pavilion der Venedig Biennale, Konsthall C (Stockholm), Trondheim Art Biennial, Signal – Center for Contemporary Art (Malmö), Röda Sten (Gothenburg), Den Frie Udstillingsbygning (Copenhagen), Dunkers Kulturhus (Helsingborg), Liljevalchs Konsthall (Stockholm) und Gothenburg Art Museum, Rooseum (Malmö) ausgestellt. Sie wurde mit zwei Arbeitsstipendien des Swedish Arts Grants Committee, sowie mit dem Malmö City Grant für künstlerische Entwicklung ausgezeichnet. Nyberg lehrt regelmäßig an Kunstuniversitäten in Nordeuropa, beispielsweise an der Königlich Dänischen Kunstakademie, der Dänischen Nationalen Schule für Performancekunst, Konstvack, der Valand Kunstakademie, der Universität Malmo und anderen.
Die Defensio wird online stattfinden.
Zoom Meeting Link: https://akbild-ac-at.zoom.us/j/99513080967?pwd=bDYvN1U1WjRVVmZjU2E1RzdqZXhLZz09
Zoom-Meeting-ID: 995 1308 0967
Kenncode: ?9^?3*
Wir bitten Sie mindestens fünf Minuten vor Beginn zu erscheinen. Sie werden in den Warteraum geleitet und werden zur Defensio nur eingelassen, wenn Sie vor Beginn erscheinen.
Wir freuen uns sehr Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.