Einladung zur Defensio von Anke Dyes
Das Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Anke Dyes‘ Dissertation Best Gay Ghosts – Lesen, Schreiben und Empfehlen von Liebesromanen in digitalen Netzwerkstrukturen ein.
Mitglieder des Prüfungssenats sind: Doz. Mag. Dr. Assoc. Prof. Axel Stockburger (Vorsitzender), Prof. Diedrich Diederichsen (1. Betreuer) und Prof. Johanna Schaffer (externe Gutachterin, Kunsthochschule Kassel).
Abstract
Die folgende Arbeit soll die Wandlung der Leser*in zur Nutzer*in aus einer Perspektive der Cultural Studies, und in besonderer Hinsicht auf die Bedeutung der Theorie der Performativität für diese Wandlung, untersuchen.
Dabei soll es um den Einfluss digitaler Steuerungsmodelle, von Regulierung und Angleichung in digitalen Netzwerken gehen, die dazu führen, dass widersprüchliche oder ambivalente Verhältnisse zu (Massen)Medien, etwa der Leserin zum Gelesenen, wie sie die Aneignungs- und Rezeptionsforschung der Cultural Studies in den Blick genommen hat, von eindeutigen Wirkungs- und Regulierungsmodellen abgelöst werden.
Aber die Rolle der Leserin online ist ebenso ambivalent, wie die der analog Lesenden: Weder hat das Internet das Problem der passiven Masse gelöst, noch ist die ihr vermittelte Handlungsmacht tatsächlich nur Teil der Manipulation selbstregulierender Strukturen. Vielmehr lässt sich die Rolle der nunmehr Nutzerin gewordenen Leserin als widersprüchlich beschreiben: Sie ist affiziert und intentionslos im Umgang mit algorithmischen Strukturen, und hat zugleich eine feste Identität, der ihre Handlungen online entsprechen. Sie gibt rechtskräftig ihre Zustimmung zum Ausgelesenwerden, auch wenn ihr ihre Daten selbst immer entzogen sind. Sie ist verantwortlich (und sieht sich aufgerufen, diese Verantwortung auch zu nutzen und zu kommunizieren) für das was sie sieht, was ihr und ihren Freund*innen angeboten wird und hat zugleich keinen Einfluss auf die Strukturen, in denen die Empfehlungen ausgesprochen werden.
Mit den Empfehlungslisten auf Goodreads, die dieser Arbeit als einleitendes Beispiel dienen, erstellen Nutzer*innen selbst Empfehlungsstrukturen. Zugleich verdeutlichen sie ein Grundprinzip der Funktionsweise digitalen Contents: Diverse Protagonisten, immer die gleiche Geschichte.
Kurzbiografie
Anke Dyes ist Künstlerin und Autorin. 2013 erlangte sie den Abschluss Master in Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste, Wien. Zuletzt erschienen „A Substantive Theory of Harm“ (2019) und „Future Laws against Fat Shaming” (2021).
Die Defensio wird in deutscher Sprache und in der Akademie am Schillerplatz in Raum M13a stattfinden. Wir freuen uns sehr, Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.