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Einladung zur Defensio von Jul Tirler

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Defensio
Organisationseinheiten
Kunst- und Kulturwissenschaften
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien
Ort, Raum (1)
Anatomiesaal

Das Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Jul Tirlers Dissertation Bilder in Bewegung. Feministische Kollektivität und Strategien filmischer Selbst-Repräsentation bei Scuola senza fine und A la deriva por los circuitos de la precariedad femenina ein.

Mitglieder des Prüfungssenats sind: Axel Stockburger (Vorsitzender), Ruth Sonderegger (Betreuerin), Monika Bernold (externe Gutachterin, Privatdozentin).

Abstract

Die vorliegende Studie erarbeitet eine offene und prozesshafte Konzeption feministischer Kollektivität und setzt sich mit deren Repräsentation anhand von zwei Beispielen kollektiver audiovisueller Praktiken auseinander: Zwischen 1979 und 1983 realisiert Adriana Monti in Mailand den Film Scuola senza fine (Schule ohne Ende) in einem kollaborativen Prozess mit nicht-erwerbstätigen Arbeiterinnen, die ab 1976 in von italienischen Gewerkschaften durchgesetzten, sogenannten 150-Stunden-Kursen ihren Sekundärschulabschluss machen und nach dem Ende des Kursprogramms die Fortbildungskurse selbstorganisiert weiterführen. Ab 2002 organisieren Precarias a la deriva (Prekäre Umherschweifende) wöchentliche derivas (Streifzüge) in Madrid, bei denen eine wechselnde Gruppe von Frauen jene Orte aufsucht, die für ihre prekären Arbeits- und Lebenssituationen zentral sind. 2003 wird das Video A la deriva por los circuitos de la precariedad femenina (Streifzüge durch die Kreisläufe feminisierter prekärer Arbeit) veröffentlicht, das feminisierte Arbeit in Spanien vor dem Hintergrund von Prekarisierung, Migrationsregimen und Sorgebeziehungen thematisiert.

Intersektionale und queer-feministische Ansätze haben einen bahnbrechenden Beitrag dazu geleistet, feministische Kollektivität, feministische Praktiken und feministische Theorien in Bezug auf Auslassungen, Ausgrenzungen und Leerstellen sowie in Bezug auf transformative Veränderungen und Allianzen neu zu konzipieren. Repräsentationskritische Ansätze zeigen auf, dass Repräsentation in ihren darstellenden, vertretenden und wissensproduzierenden Aspekten die Realität, die sie vorgibt, darzustellen, mit hervorbringt. Basierend auf dieser theoretisch-methodologischen Rahmung frage ich, welche Formen feministischer Kollektivität Scuola senza fine und A la deriva por los circuitos de la precariedad femenina produzieren (können) und welche Rolle Selbst-Repräsentation, verstanden als selbstrepräsentative Praxis von minorisierten Gruppen, in diesem Prozess spielt. Ich frage, wie feministische Kollektivität ausgehend von einer intersektionalen Perspektive auf Machtverhältnisse in audiovisuellen Praktiken repräsentiert werden kann und wie sie sich in Scuola senza fine und A la deriva por los circuitos de la precariedad femenina darstellt. Meine Forschung leistet damit einen machtkritischen Beitrag zum Verständnis davon, wie kulturelle/audiovisuelle und politische Repräsentation und soziale (Ungleichheits-)Strukturen miteinander verschränkt sind.

Schlüsselwörter: feministische Kollektivität, Intersektionalität und kulturelle/audiovisuelle Produktion, queer-feministische Kritik, Repräsentationskritik, Repräsentationspolitiken, Scuola senza fine, A la deriva por los circuitos de la precariedad femenina

 Kurzbiografie

Jul Tirler forscht, lehrt und publiziert an den Schnittstellen von Studien visueller Kultur, Film- und Medienwissenschaften und Geschlechterforschung mit einem Fokus auf Repräsentationspolitiken und -kritik, Kollektivitätstheorien, feministische Theorien und Praxen, Filmproduktion und Prekarisierungsforschung mit trans*- und queer_feministischen Zugängen. Aktuell ist Jul Tirler im vom FWF geförderten Forschungsprojekt “Queer Cinema Austria. Assembling LGBTIQ* viewing strategies of film, video and television production in Austria 1906-2026” am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Universität Wien tätig.

Die Defensio wird in deutscher Sprache und an der Akademie am Schillerplatz im Anatomiesaal stattfinden.

Wir freuen uns sehr, Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.