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Einladung zur Defensio von Bernhard Garnicnig

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Defensio
Organisationseinheiten
Kunst- und Kulturwissenschaften
Ort, Adresse (1)
Schillerplatz 3
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1010 Wien
Ort, Raum (1)
M20

Das Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Bernhard Garnicnigs Dissertation Practices of Relation ein.

Mitglieder des Prüfungssenats sind: Ruth Sonderegger (Vorsitz), Axel Stockburger (Betreuer) und Rachel Mader (externe Gutachterin).

Abstract

Practices of Relation untersucht die Konzeptualisierung von Kunstpraxen, die in kritischen Beziehungen zu Institutionen entstehen. Angesichts der medialen und ökonomischen Möglichkeiten und Notwendigkeiten für Künstler_innen, ihre Praxen an einen Kontext anzupassen, in dem sich Kulturorganisationen mit institutionellem Anspruch ständig vermehren, ist es notwendig, die analytische Perspektive auf die Beziehung zwischen Praxen und Institutionen zu verlagern. Dabei wird untersucht, wie die Handlungsmuster, die dem Begriff der Praxis zugrunde liegen, mit der Entstehung von Institutionen aus Regeln und Normen zusammenhängen. Der sich daraus ergebende analytische Rahmen basiert auf der Geschichte des Museums als verdinglichter kognitiver Infrastruktur und der Geschichte der Konzeptualisierung von Praxen in der Konzeptkunst, die aus institutionalisierter Kunstausbildung hervorgegangen sind. So entsteht die Möglichkeit einer differenzierten Auseinandersetzung mit Institutionen, insbesondere mit der Frage, warum KünstlerInnen und AktivistInnen sie als “sites worth seizing” betrachten. 

Zu Beginn schafft die Arbeit einen Überblick über die Konzepte von Institutionen, die in neueren Versuchen einer Historisierung der Institutionskritik zu finden sind. Im Anschluss wird das Konzept der Institution in verschiedenen Diskursfeldern analysiert, insbesondere im Hinblick auf die kognitiven Auswirkungen und wahrheitsstiftenden Effekte von Institutionen. Dies erfolgt anhand des Werks der Anthropologin Mary Douglas und ausgewählter politischer Theorien des Museums. Anhand einer Fallstudie über das Museum of Capitalism untersucht die Arbeit dann die Konzeptualisierung emanzipatorischer Formen der Nachahmung wie Präfiguration, “anticipatory representation,” und Überaffirmation, die im Mittelpunkt institutionskritischer Praxen stehen. Schließlich schlägt die Arbeit Cluster analytischer Komponenten für die Konzeptualisierung von Praxen vor. Ich werde argumentieren, dass diese nicht als Mittel zum Zweck, sondern als Ausdruck von Haltungen und Strategien als Teil der Arbeit von Künstler_innen verstanden werden müssen. In der Schlussfolgerung wird dies in einem breiteren zeitgenössischen Phänomen verortet, in dem die Vermehrung von Organisationen, die einen institutionellen Status beanspruchen, Teil einer Neuverhandlung der Macht über die Wahrheitsbildung ist. So werden Kunstpraxen, die Formen der emanzipatorischen Nachahmung von Institutionalität einsetzen, zu einem Modus der Subjektivierung von Künstler_innen.

Kurzbiografie

Bernhard Garnicnig ist Künstler, Forscher und Lehrender. Er studierte Digitale Kunst und Performative Bildhauerei an der Universität für angewandte Kunst Wien, der Akademie der bildenden Künste Wien und dem Piet Zwart Institute Rotterdam. Aus seiner Praxis sind eine Reihe von langfristigen und experimentellen Arbeiten hervorgegangen, die die Beziehungen zwischen Künstlern und Institutionen untersuchen. Darunter continentcontinent.cc, eine kollektiv herausgegebenes Journal für das Denken durch Medien (est. 2011-2020); Palais des Beaux Arts Wien, eine historische Fläche, die der Projektion von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gewidmet ist (est. 2014); Bregenz Biennale, ein Mikro-Festival für ephemere Kunst im öffentlichen Raum an seinem Geburtsort (est. 2012); Supergood, eine Marke im Spannungsfeld zwischen Produkt und Performance (2015-2019), und Artist Project Group (est. 2021), eine Arbeitsgruppe, die sich mit performativen Wissenspraktiken und der Beratungsindustrie beschäftigt. 

Garnicnig ist seit 2017 Lehrbeauftragter für New Media Art an der Universität für künstlerische Gestaltung Linz und lehrte Institutionelle Theorie an der Universität für angewandte Kunst Wien (2023). Er forschte u.a. im Rahmen des vom SNF geförderten Projekts “Institutions as a Way of Life“ und der Forschungsgruppe “Decolonizing Digital Archives” an der IXDM HGK Basel sowie als Gastforscher an der The New School, New York (2019) und als Beitragender zu memeclass.worldwide. Derzeit ist er im Vorstand der Berufsvereinigung Bildender Künstler_innen Vorarlberg tätig.

Seine Arbeiten wurden international ausgestellt, unter anderem in den Ausstellungen „Technosphere 1948“ im Haus der Kulturen der Welt, Berlin, „What Can Artists Do Now?“ in der Galerie Thoman, Wien, „MHYTNIX“ auf der Diagonale und der WRO Media Art Biennale und „Supergood“ im MAAT Lisboa. Er hat weltweit an Residencies teilgenommen, von den Philippinen bis Brasilien und Gargellen. Garnicnigs Texte erscheinen in Publikationen wie „The Critical Makers Reader“ (2020), „e-flux education Classroom“ (2021) und „MARCH“ (2023), die sich mit Kunst, Technologie und Institutionstheorie beschäftigen.

Die Defensio wird in englischer Sprache und in der Akademie am Schillerplatz 3, 1010 Wien, in Raum M20 stattfinden.

Wir freuen uns sehr, Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.