Die Autorin
Vortrag von Friederike Feldmann veranstaltet von den Fachbereichen Grafik und druckgrafische Techniken und Zeichnen im Rahmen der Ringvorlesung IBK Sommersemester 2018
Ganze Ausstellungswände, Leinwände, aber auch kleinere Papierformate überzieht die in Berlin lebende Malerin Friederike Feldmann mit handschriftlichen Zeichen. Ihre Bilder muten wie Textformationen an, die jedoch nicht auf Lesbarkeit zielen. Die Künstlerin richtet unseren Blick dabei auf das, was man dann sieht, wenn Schrift nicht lesbar ist. Michael Glasmeier formuliert dazu in Feldmanns jüngst beim Hamburger Textem Verlag erschienen Katalog in seinem Beitrag »Gemalte, gezeichnete, geschriebene Schrift«:
»Schrift zeigt sich hier vornehmlich ›als Erscheinungsform der grafischen Linie‹ und zunächst jenseits von Botschaften. Dennoch versuchen wir immer, etwas zu entziffern, einen Sinn zu finden hinter den Schreibbewegungen. Und um diese Art und Weise des Betrachtens, das sich mit dem Entziffern solidarisiert, zum Thema zu machen, nennt Friederike Feldmann die erste große Ausstellung ihrer Analysen des Skripturalen ›Die Autorin‹. Damit wird ein Fass aufgemacht, in dem sich die intellektuellen Meisterdenker der Moderne von Freud über Sartre bis hin zu Roland Barthes, Michel Foucault, Julia Kristeva oder Hélène Cixous mit unterschiedlichsten Meinungen tummeln, wobei die Fragestellung immer eine doppelte ist: Schreibt die Autorin, schreibt die Leserin? Ich denke, ein Unentschieden wäre angemessen. Die nächste Frage: Ist die Autorin Schriftstellerin oder Schreiberin? Antwort: ›Der Schriftsteller erfüllt eine Funktion, der Schreiber übt eine Tätigkeit aus.‹ Und mit diesem Recht der Tätigen in Sachen Wort ist es für die Malerin Feldmann durchaus angebracht, als Autorin zu erscheinen, eine Autorin, die den Duktus der Schriftlichkeit nicht nachvollzieht, sondern ihn malend zu Bewusstsein bringt und uns damit gleichzeitig ebenfalls zur Autorin werden lässt. Wir Betrachter machen dann ein Bild, das eine Mimesis von Schriftlichkeit darstellt, ein Bild, das uns nicht nur an unsere tägliche Schreibarbeit gemahnt, an die Sorgfalt und Schnelligkeit täglicher Übungen, Mitteilungen, Kommunikationen, sondern gleichermaßen auch an die immer seltener praktizierte Handschriftlichkeit.«
(aus: Friederike Feldmann, Katalog, Textem Verlag, Hamburg 2014)
Kurzbiografie:
Friederike Feldmann
1962 Bielefeld geboren
lebt und arbeitet in Berlin
Seit 2012 Professur für Malerei, weißensee kunsthochschule berlin
2008-2012 Professur für Malerei, Kunsthochschule Kassel
2003-2004 Gastprofessur für Malerei, Hochschule für Bildende Künste Braunschweig
seit 1996 Mitglied der Künstler_innengruppe Stadt im Regal, Berlin
seit 1996 Ausstellungen
Weitere Termine:
17.05.2018 | Michael Loebenstein | Kunst und Film
07.06.2018 | Michael Klaar Verwandschaftsbezeichnungen: Kunst und Musik im 20. und 21. Jahrhundert | Abstrakte Malerei