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Fareed Armaly: “The (re)Orient”

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Vortrag
Organisationseinheiten
Bildende Kunst
Ort, Treffpunkt (1)
Atelierhaus
Ort, Adresse (1)
Lehárgasse 8
Ort, Adresszusatz (1)
2. OG
Ort, PLZ und/oder Ort (1)
1060 Wien
Ort, Raum (1)
Mehrzwecksaal

Vortrag von Fareed Armaly im Rahmen der IBK-Ringvorlesung im Sommersemester 2022, organisiert vom Studio für Kunst und digitale Medien.

Fareed Armaly wird Themen und Rahmenbedingungen vorstellen, die seinen Ansatz für die künstlerische Praxis und die Art und Weise, wie dieser in den Ausstellungsbetrieb einfließt, prägen, indem er The (re)Orient von 1989 und die Aktualisierung der mumok-Sammlung 2021 bespricht.

The (re)Orient, seine zweite Einzelausstellung, verortete die Rolle des Ausstellungsmachens innerhalb eines aufkommenden postkolonialen Diskurses. Die Ausstellung ist als ein Positionierungssystem konzipiert, in dem Sinne, dass "Identitäten die Namen sind, die wir den verschiedenen Arten geben, wie wir durch die Erzählungen der Vergangenheit positioniert werden und uns darin positionieren" (Stuart Hall, 1989).

The (re)Orient (1989) fokussiert zwei scheinbar unverbundene Realitäten durch seine Pariser Linse. Die kürzlich fertig gestellte Louvre-Pyramide, das Herzstück von Präsident Mitterands Programm für architektonische Denkmäler, sollte Paris als Weltkulturhauptstadt wiederbeleben. Als öffentlicher Eingang im Napoleonhof, der zum neuen Denon-Flügel führt, wirft ihre Glasarchitektur einen unvermeidlichen neokolonialen Schatten auf das gesamte Programm. Beirut, die Hauptstadt des Libanon, ehemaliges französisches Mandatsgebiet und so genanntes "Paris des Ostens", war derweil unter einem Bürgerkrieg (1975-90) zusammengebrochen, den die fixe Wahrnehmung westlicher Medien auf das Bild einer zeitlosen, modernen Ruine fixierte. Der (Re)Orient verbindet diese modernen Ruinen und Denkmäler durch Instabilitäten, die in einem Erbe institutioneller Repräsentations-, Macht- und Wissenssysteme verborgen sind. Indem die Ausstellung räumliche Passagen aus diesen Instabilitäten schafft, reflektiert sie den "Orient" als eine durch epistemische Gewalt konstruierte Erzählung. Ein zentrales Werk des Projekts ist daher der Ausstellungsführer, der sich um "Paris-Site", "Paris-Cite" und "Parasit" gruppiert. Der Führer bildet einen kritischen Navigator, der die Beziehungen der Ausstellungsarchitektur mit einer Sammlung verzerrter ontologischer Artefakte skriptet.

Für die Mumok-Installation im Jahr 2021 überdachte Armaly The (re)Orient als eine gesammelte Entität selbst. Da sich der Kontext in Beirut verändert hatte, lud der Künstler den libanesischen Künstler Akram Zaatari zu einem Dialog ein, aus dem ein Werk hervorging, das sich mit Fotografie, Sammlungspraktiken und der Ikonografie der Nachkriegszeit auseinandersetzt.

Fareed Armaly ist ein Künstler und Kurator, dessen Arbeit seit den späten 1980er Jahren eine forschungsbasierte Methodik einführt, die Leitlinien aus ausgewählten Rollen und Untersuchungsfeldern herauszieht und sie in neue Korrespondenzen setzt, die "Konstellationen erzwingen" (Helmut Draxler). Armaly betrachtet die offene Definition der künstlerischen Praxis als Medium zur Darstellung einer zeitgenössischen Syntax aus einer Politik, die Identitäten durch Repräsentation und Kultur einschreibt. Ausstellungsprojekte entstehen als eine aggregierte Identität, die sich aus verschiedenen "Skripten" zusammensetzt, die am Werk sind. Seine ersten Arbeiten, Terminal Zone und R.O.O.M. (1987-89), hatten die Form von DIY-Musik-/Kulturzeitschriften. Diese signalisierten Armalys frühes Interesse an einem emanzipatorischen Geist einer Generation der Aufnahmekultur, der in Verbindung mit Nation, Narration und imaginierten Gemeinschaften postuliert wurde - damals aufkommende postkoloniale Tropen, die Kultur als ein Feld der Auseinandersetzung anerkennen und gleichzeitig den Kanon der Geschichte als "geschlossene Texte" destabilisieren. Diese Ausgangsposition fließt in Armalys Praxis ein, die die Annahmen, Rollen und Konventionen in Frage stellt, die den Konstruktionen zugrunde liegen, die sowohl den Künstler als auch die zeitgenössischen Kunstinstitutionen legitimieren.

Fareed Armaly hat international auf renommierten Plattformen wie der Documenta 11 und in Institutionen wie dem M.C.C. Saint-Etienne, dem Palais des Beaux Arts, Brüssel, dem Witte de With, Rotterdam, dem Kunstverein München, der Foundation Tàpies, Barcelona, dem Musée d'Art et d'Histoire, Genf, dem NTU CCA Singapur und dem mumok, Wien ausgestellt. Parallel dazu hatte der Künstler verschiedene Rollen und institutionelle Positionen inne, u. a. bei der Gründung der Galerie Nagel (1989-1994), als Co-Kurator (? in NowHere, Louisiana Museum, Dänemark, 1995-6); im Rahmen des "haus.0"-Programms (1999-2002) als künstlerischer Leiter für das Künstlerhaus Stuttgart; spätere Verträge/Auftragsprojekte umfassen: Shar(e)d Domains Musée d'art et d'histoire, Genf (2006-7); Ramallah Museum project (2013-15), NTU CCA, Singapur (2015); Empty Fields, SALT, Istanbul (2016). In jüngster Zeit, im Jahr 2021, hat er seine Ausstellung The (re)Orient (1989) für das mumok in Wien überarbeitet und aktualisiert.