Über die Mobilität der „Gastarbeiter_innen“ und die Immobilität der weißen Kunstgeschichte
Ringvorlesung des Instituts für bildende Kunst. Organisiert von Petja Dimitrova im Gespräch mit Gürsoy Doğtaş (Kunsthistoriker und Kurator).
In den 1960er und 1970er Jahren kamen mit den „Gastarbeiter_innen“ auch Künstler_innen in die Anwerbeländer Europas. Dies gilt auch für die Geflüchteten und Exilant_innen jener Zeit. Die Erfahrungen von Migration und Flucht dienen als Sujets für ihre vielfältige künstlerische Produktion. Dennoch finden sich diese Werke kaum in den Sammlungsbeständen der Kunstmuseen und noch weniger in deren Ausstellungen wieder. Solche Auslassungen verdeutlichen den strukturellen Rassismus in der Kunstgeschichte sowie innerhalb der Kunstinstitutionen. Mein Vortrag beleuchtet die Situation in Deutschland. Ich möchte Migrationsgeschichte als Kunstgeschichte erzählen, die auch eben Lebensgeschichte ist.
Gürsoy Doğtaş ist Kunsthistoriker und arbeitet parakuratorisch an den Schnittpunkten von Institutionskritik, strukturellem Rassismus und Queer Studies. Er (ko-)kuratierte unter anderem die Ausstellungen There is no there there im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt (2024), Annem işçi – Wer näht die roten Fahnen? im Museum Marta Herford in Herford (2024), Gurbette Kalmak / Bleiben in der Fremde (2023) im Taxispalais in Innsbruck oder das Festival What would James Baldwin do? (2024) in Berlin wie auch das Symposium Public Art: Das Recht auf Erinnern und die Realität der Städte (2021) in Nürnberg. 2022/23 lehrte er als Gastprofessor am Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin und ist ab diesem Herbst QuiS Visiting Research Fellowship an Städelschule und Goethe Universität in Frankfurt.