Cathrin-Pichler-Preis 2017: Laura Nitsch und Barbara Juch
Mit Unterstützung der Freunde des Cathrin Pichler Archivs wird 2017 zum ersten Mal der Cathrin Pichler Preis vergeben. Den Preis erhielten Laura Nitsch und Barbara Juch (Master of Critical Studies) für ihre Arbeit Elemente einer Landschaft.
Elemente einer Landschaft von Laura Nitsch und Barbara Juch ist ein experimenteller Film, der sich dem österreichischen Urlaubsort Semmering widmet. Der Film befragt die historisch gewachsenen, bis in die Gegenwart bestehenden Repräsentationen, die den Semmering als eine „geschichtsträchtige“ Landschaft definieren. Der Fokus liegt dabei auf sprachlichen und visuellen Elementen der Landschaft, die sich thematisch um Konstruktionen von "Natur" bewegen und hinterfragt, welche ortsspezifischen Verschränkungen mit den Diskursen um race/class/gender im Kontext dieser Naturkonstruktion wirksam waren und weiterhin sind.
Pyrit Tulpe, die:
Eine am österreichischen Semmering auftretende Tulpenart, die zu den Wilden Tulpen gezählt wird. Neben artenspezifischer Blütezeit, Wuchshöhe und Blütenanordnung weist die Pyrit Tulpe mehrere signifikante Merkmale auf. So wächst sie ausschließlich entlang der Hangschneisen des Zauberbergs, eines aufgelassenen Skigebietes dieser Region. Die Farbe der Pyrit Blüten ist zudem nicht eindeutig definierbar; oft scheint sie in demselben Blaugrün gehalten, wie auch ihre Stengel und Blätter, mal wurde die Farbe jedoch als Grünblau, Schneeblau, Himmelblau oder Nachtblau klassifiziert. Doch ist es die Beschaffenheit der Blüten, die diese Tulpenart so einzigartig macht: in einem unregelmäßigen Abstand von bis zu 2,9mm treten aus ihren Blüten graue Pyrit-Kristalle hervor. (aus: Die Große Pflanzen-Enzyklopädie für das 21. Jahrhundert. Hsg. von K. Jonta, Wien: Eppenstein Verlag 2023, S. 385.)
Elemente einer Landschaft wird im Rahmes des Rundgangs 2017 in einem Ausschnitt als filmische Installation im Cathrin Pichler Archiv präsentiert. Die Filmsprache ist Englisch und Deutsch. Die filmische Installation in situ setzt sich ins Verhältnis zu Raum und Inhalt des Archives. Als wichtigster Bezugsspunkt steht die Publikation Wunderblock, deren Methodologie und inhaltliche Schwerpunkte, dem Projekt gegenüber.
Die Jury setzte sich zusammen aus: Gertraud Auer Borea, Anette Baldauf, Sabine Breitwieser, Dorit Margreiter und Felicitas Thun-Hohenstein.
Begründung der Jury: Laura Nitsch und Barbara Juch widmen sich in ihrer künstlerischen Zusammenarbeit Elemente einer Landschaft dem Semmering mit einem kaleidoskopischen Blick: So werden historische Fakten, wie die erste Schach-Weltmeisterschaft der Damen, Schneekanonen, die “Kulissenhaftigkeit” der Landschaft, und die vor Ort entstandenen Diskurse um Psychoanalyse und Hysterie in einer viellstimmigen filmischen Fiktion verknüpft. Nitsch und Juch haben dabei eine lustvoll-präzise filmische Erzählform entwickelt, die den Diskontinuitäten der Ebenen in sich und zueinander Raum gibt.
Laura Nitsch (*1986 in Hildesheim) und Barbara Juch (*1988 in Klagenfurt) leben und arbeiten als Künstlerinnen in Wien, wo sie auch im Master of Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien studieren. Sie interessieren sich für Fragen von Klassismus, Bildung und Privileg, Bedingungen von Wissensproduktion und deren Repräsentation. Sie arbeiten in den Bereichen Film, Literatur und Performance. Elemente einer Landschaft ist ihr erstes gemeinsames Projekt.