Erwerbung, Inventarisierung
Vortrag von
Rose-Anne Gush (Angewandte)
im Rahmen der Vortragsreihe Perspektiven auf zeitgenössische Kunst in Kooperation mit der Universität Wien und der Universität für Angewandte Kunst.
Live on Screen: https://ustream.univie.ac.at/live/watch.html?id=75bcbc1f-beec-4eb5-8139-251407e93ae0
Jeden Donnerstag von 16.45 – 18.15 Uhr
Während und nach der Vorträge wird ein rocket.chat channel eröffnet: Fragen, Diskussionsbeiträge etc. einfach dort posten, wir lesen sie dann vor Ort vor und stellen sie an die Vortragenden:
https://chat.uni-ak.ac.at/group/perspectivesoncontemporaryart
8. Oktober 2020
Magdalena Nieslony (Univ. Wien)
Gute Kunst. Die ethische Wende künstlerischer und kunstkritischer Praxis
Was eine „gute Kunst“ ist, wird immer wieder neu verhandelt und
die jeweils dominierenden Kriterien zeigen sich in der institutionell
anerkannten künstlerischen Praxis. So werden Besucherinnen und
Besucher einer zeitgenössischen Großausstellung zunehmend mit
Kunst konfrontiert, die eine gesellschaftliche Relevanz für sich beansprucht
und die danach beurteilt wird, ob und wie sie die geltenden
sozialethischen Werte anzeigt. Der Vortrag diskutiert diese
Tendenzen an ausgewählten Beispielen künstlerischer Arbeit und
kritischer Diskurse der letzten zwanzig Jahre.
15. Oktober 2020
Eva Kernbauer (Angewandte)
Perspektivwechsel: Vom Blick der Kunst auf die Geschichte
Die künstlerische Auseinandersetzung mit Geschichte umfasst
neben dokumentarischen Formaten noch andere, höchst diverse
Medien und Ansätze zur historiografischen Darstellung, Erzählung
und Aufführung. Die Themen, Instrumentarien und Konzeptionen
dessen, was wir unter „Geschichte“ und „Geschichtsdarstellung“
verstehen, stehen dabei gleichermaßen zur Debatte. Während die
traditionellen Institutionen historischen Wissens in vermittlungstechnische,
kommunikationspraktische und konzeptionelle Krisen
geraten sind, wächst der Spielraum künstlerischer Geschichtsarbeit,
gegenwarts- und gesellschaftsbezogene Fragen vor einen
globalen Horizont zu stellen und die Prämissen des aufklärerischen
Geschichtskonzepts zu befragen. Der Vortrag verfolgt die damit verbundene
Kritik nicht nur an Geschichte, sondern auch an Kunst –
und an denjenigen Vorstellungen von Subjektivität, Handlungsmacht
und Anschaulichkeit, die beiden gleichermaßen zugrunde liegen.
22. Oktober 2020
Diedrich Diederichsen (Akbild)
Ohne Titel. Ohne Eigenschaften
Was bedeutet es, sich nicht festlegen zu wollen? Welche Freiheit
ist die, erstmal abzuwarten? Welche künstlerische Haltung wartet
erstmal die Rezeption ab? Wer verzichtet gerne auf die „unsichtbare
Farbe“ (Duchamp)? Welche Rolle hätte der junge Schauspieler Martin
Kippenberger für sein Leben gerne gespielt?
29. Oktober 2020
Sebastian Egenhofer (Univ. Wien)
Ortsspezifische Kunst, planetarische Technik
und allgemeine Ökologie
Die Orte, an denen „Kunst“ meistens erscheint, sind heute Knotenpunkte
in Netzwerken technischer Infrastrukturen, die von der
Kanalisation bis zu Satellitennetzen reichen und die in eine komplexe
ökologische Umgebung eingelassen sind. Der Vortrag geht der
Veränderung des Paradigmas ortsspezifischer und institutionskritischer
Kunst unter der Bedingung dieser technischen und ökologischen
Entgrenzung nach. Wie können künstlerische Interventionen
an einem noch immer auch materiellen (geografischen, architektonischen)
Ort, die letztlich planetarischen Interdependenzen erfahrbar
oder denkbar machen, in denen sie selbst und ihre Benutzer_innen
stehen?
5. November 2020
Caroline Schopp (Univ. Wien / Getty, ACLS Fellow Univ.)
Paradigms of Performance Art
The art history of performance art tends to provide a narrative of
emancipatory action: performance art emancipates the body by
staging or inviting direct action, stimulates experiences of liveness
and immediacy, and agitates politically. This lecture presents a critical
history of the action-paradigm and considers countermodels that
accommodate performances of precarity, melancholy, and constraint
that fail or refuse the call to action. We will look at the work of Tania
Bruguera, Franko B, and William Pope.L amongst others.
19. November 2020
Alexi Kukuljevic (Angewandte)
Merrily We Go to Hell
In an interview concerning her film,
Le Camion (The Truck) , Marguerite
Duras formulates the puzzling notion of a path of joyful despair.
This is a joy, she suggests, that comes from giving up, of letting,
as she herself puts it in the film, the world go to ruin. What does it
mean to speak of an art that lets the world go to ruin? This question
serves to frame my inquiry into what concerns us with the “contemporary”
and will serve to initiate us into an art where hell is a place
of despair and joy, horror and hilarity.
26. November 2020
Barbara Reisinger (Univ. Wien)
Tapetenwechsel. Reflexionen zur Ortsspezifität
Seit den 1960er Jahren hat sich der Bezug künstlerischer Arbeiten
auf den Ort ihrer Installation als kritische Strategie etabliert, die sich
gegen die Warenform und den bürgerlichen Unterhaltungscharakter
der Kunst wendet. Inzwischen gehört die sogenannte Ortsspezifität
zum Standardrepertoire der installativen Gegenwartskunst. Ausgehend
von der Tapete als Modell für die Mindestanforderungen des Ortsbezugs
– auf die vorgegebenen Ausmaße zugeschnitten – fragt der Vortrag
nach den Potenzialen und der Aktualität solcher Strategien.
3. Dezember 2020
Helmut Draxler (Angewandte)
Gegen die Gegenwart
Sinn scheint sich heute nur als gegenwärtiger einfordern zu lassen.
Gegenwartskunst wird dementsprechend zumeist in Bezug auf aktuelle
Ereignisse verstanden, als ein akutes Bedürfnis, ein relevantes
Versprechen oder eine unumgängliche Verwirklichung. Doch
zweifellos ist die Gegenwart selbst nicht unbedingt aktuell: sie stellt
einen konzeptuellen Rahmen dar, durch den hindurch wir Ereignisse
zuallererst wahrnehmen und bewerten. Die historische Bedingtheit
dieses Rahmens ist offensichtlich; sie zu adressieren scheint mir
die grundlegende Voraussetzung darzustellen, der ebenso theoretischen
wie praktischen Herausforderung zu begegnen, Kunst und
Politik jenseits der Zumutung durch die reine Gegenwart zu denken.
10. Dezember 2020
Sabeth Buchmann (Akbild)
Institutionskritik als infrastrukturelle Ästhetik?
Die wachsende Aufmerksamkeit für „kritische Infrastrukturen“ wirkt
sich, wie diesbezügliche Beiträge von Keller Easterling, Irit Rogoff
und Marina Vishmidt zeigen, auch auf den Diskurs der Institutionskritik
aus. Vor diesem Hintergrund werden hiermit assoziierte
künstlerische Verfahren, darunter jene der ortspezifischen Intervention
und der performativen Instruktion, einer historisch-kritischen
Neubetrachtung unterzogen. Die vorgeschlagene Revision gilt auch
dem für die historischen (Post-)Avantgarden charakteristischen
Spannungsverhältnis von Kritik und (Anti-)Ästhetik.
17. Dezember 2020
Edith Futscher (Angewandte)
Abschreiben und dergleichen: Unzeitgemäß handeln
Künstlerische Praxen unterscheiden sich auch darin, wie verarbeitete
Zeit als solche vermittelt wird. Anhand einiger weniger Beispiele
soll gezeigt werden, wie mittels zeitintensiver Herstellungsprozesse
Sand ins Getriebe der Produktivität gestreut und dabei Tätigkeit
hochgehalten werden kann. „Etwas tun und es wieder tun“ (Agnès
Varda) – der Beitrag nimmt mehr oder weniger stupende Formen
des Reproduzierens in den Blick.
14. Jänner 2021
Katalin Cseh-Varga (Akbild / HU Berlin)
Zu Theorie und Kunst in Zeiten des Staatssozialismus
Im Vortrag wird der Dialog zwischen Künstler_innen, Kunsttheoretiker_
innen und „reisenden“ philosophischen Strömungen in
den 1960er und 1970er Jahren erkundet. Grenzüberschreitende
intellektuelle Debatten und Einflüsse sind Gegenstand der Untersuchung
mit Stationen im sozialistischen Polen, in Rumänien, in der
Tschechoslowakei und in Ungarn. Die zu behandelnden Fallbeispiele
reichen von der Wirkung des Zen-Buddhismus auf die tschechoslowakische
Aktionskunst bis zur Etablierung von Künstler_innen
als selbsternannte Theoretiker_innen in Rumänien.
21. Jänner 2021
Rose-Anne Gush (Angewandte)
Instability of Form after the Global Turn
< Considering how the formal instability of art relates to its intimations
of catastrophe, and how art renders objective the crises of a
bordered world, this lecture will unfold a methodology that aims to
recast “global art” showing how twentieth-century anti- or a-formal
art practices register or manifest the unevenness of capitalist modernity.
I argue that accounting for the anti- or a-formal investments
in art, in conjunction with an analysis of the combined and uneven
temporalities undergirding global capitalist development, will provide the conditions of possibility to rethink the “global turn” today.
Wird noch bekannt gegeben
Christian Kravagna (Akbild)
Ghosts of the Civil Dead
Die 2016 von Christian Kravagna in Bratislava kuratierte Ausstellung Ghosts of the Civil Dead versuchte eine postkoloniale Erkundung
der gegenwärtigen „society of exclusion“, wie ihr Untertitel
lautete. Sie reagierte auf die „Normalität“ des Rassismus, der restriktiven
Grenzregime und vielgestaltigen Internierungspolitiken in
den westlichen Gesellschaften mit einer Zusammenführung von
zeitgenössischen Künstler_innen, deren Arbeiten die Notwendigkeit
des Umwegs über Geschichten von Sklaverei und Kolonialismus für
das Verständnis der Gegenwart verdeutlichen.