Kunst und Kapital | Begegnungen auf der Art Basel
Vortrag von Franz Schultheis (Soziologe, St. Gallen) im Rahmen der Ringvorlesung Kunstfeld, Kunstwelt, Kunstsystem – Kunstsoziologie Heute | Organisiert von Jens Kastner
Die Art Basel ist nicht nur „Messe“ im zweifachen Wortsinn, zeitlich und räumlich konzentrierte Zusammenkunft von Händlern, die ihre Waren feilbieten und gleichzeitig Ort ihrer Demonstration als „heilige Güter“ mit abertausenden von Pilgern, ein Wallfahrtsziel der Anbetung klassischer und zeitgenössischer Kunst. Sondern sie wird gerade deshalb zur entscheidenden Zeugin eines Wandels der heutigen Beziehungen von „Kunst“ und „Geld“ – mit allen Konsequenzen auch für die Bewertung dessen, was als „echte“ Kunst zu gelten hat.
Die vorliegende Studie, Ergebnis einer mehrjährigen ethnographischen Feldforschung, versucht diesen Wandel in der Wahrnehmung der Beteiligten – MessemacherInnen, GaleristInnen, SammlerInnen, KuratorInnen, KunstberaterInnen und KünstlerInnen – detailliert nachzuzeichnen.
Prof. Dr. Franz Schultheis ist Professor für Soziologie an der Universität St. Gallen
Kunstfeld, Kunstwelt, Kunstsystem – Kunstsoziologie Heute
Eine Ringvorlesung am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften | Organisiert von Jens Kastner
Auch wissenschaftliche Subdisziplinen haben ihre Konjunkturen. Der Kunstsoziologie im deutschsprachigen Raum kann ab den späten 1970er Jahren durchaus eine bis in die nahe Gegenwart hineinreichende Flaute nachgesagt werden. Der letzte Sammelband mit dem Titel „Klassiker der Kunstsoziologie“ (hgg. von Alphons Silbermann) stammt von 1979, über einen „Arbeitskreis Soziologie der Künste“ verfügt die Deutsche Gesellschaft für Soziologie überhaupt erst seit 2010. Mittlerweile aber ist ein deutlicher Aufwärtstrend zu verzeichnen, und zwar sowohl hinsichtlich empirischer Studien wie auch in puncto Theorie. Und wie bei allen Neuerungen werden bewährte Modelle teils beibehalten – Bourdieus „Kunstfeld“ vielleicht noch mehr als Luhmanns „Kunstsystem“ und Beckers „Kunstwelt“ –, teils verschwinden sie in der Vergessenheit (wie etwa Hanna Deinhards Ansatz und ihre eigentlich nach wie vor treffende Rede von der „Prestigepflicht“ in der Kunst). Lässt sich mit Adorno und Arnold Hauser noch etwas anfangen? Und apropos: Wie steht es mit dem Verhältnis von der Kunstsoziologie zur Kritik? Und warum konsolidiert sich so ein Sozialwissenschaftszweig wie die Kunstsoziologie gerade zu einer Zeit, in der die kulturwissenschaftliche Auffächerung in Visual Studies, künstlerische Forschung und andere Spezialbereiche alte Disziplingrenzen eher hinfällig erscheinen lässt? Fragen über Fragen, die über Einblicke in aktuelle Forschungen und Positionen in der anstehenden Ringvorlesung von einigen Expertinnen und Experten beantwortet werden sollen.´
Bislang trugen in der Reihe vor: Ulf Wuggenig, Dagmar Danko, Sophia Prinz, Roswitha Breckner, Valerie Moser, Luise Reitstätter und Gerhard Panzer.