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Architekturen und Räume der Migration

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Symposium
Organisationseinheiten
Künstlerisches Lehramt
Ortsbeschreibung
Diverse Veranstaltungsorte

Symposium im Rahmen des DFG-Netzwerks Entangled Histories of Art and Global Migration in Kooperation mit IG-Architektur. Konzipiert und organisiert von: Burcu Dogramaci (München), Elke Gaugele (Wien), Kerstin Pinther (Berlin) und Mona Schieren (Bremen)

Das Symposium Architekturen und Räume der Migration erforscht Architekturen und Wohnpraxen im Kontext von Migration, Exil und Flucht aus einer inter- und transdisziplinären Perspektive. Architektur und Migration wurden lange Zeit als geradezu antagonistische Prinzipien betrachtet, als kaum miteinander zu vereinbarende Entitäten gefasst. Während Architektur als für Dauerhaftigkeit und Ortsbezogenheit stehend analysiert wurde, brachte man Migration mit Mobilität, Bewegung oder Entwurzelung in Verbindung (Cairns 2004). Besonders unter dem Eindruck wachsender Fluchtbewegungen zeichnet sich eine veränderte Haltung ab, die sich u.a. in Ausstellungen wie „Architectures of displacement“ im New Yorker MoMA 2017 manifestierte. Insbesondere, wenn man einen erweiterten und aktualisierten Begriff von Architektur anlegt, der das Ungeplante, Inoffizielle, Variable und Temporäre einbezieht und damit Fragen nach der Aneignung, Nutzung und Gestaltung (Cupers 2013) erörtert, spannt sich ein weites Untersuchungsfeld auf. In Fortführung einer vorangegangenen Tagung der AG – Design Dispersed. Forms of Migration and Flight –  geht es nun um die Verbindungslinien zwischen Migration, Flucht, Exil und (Stadt-)Architekturen sowie Praktiken des Wohnens im 20. und 21. Jahrhundert. Mit dieser ‚Skalierung‘ werden historische emergency shelter oder die Flucht und Exilerfahrung von Bauhaus-Architekten ebenso in den Blick genommen, wie die Architekturen von Flüchtlingscamps, Schutzbehausungen und Designkonzepte zwischen Wohnung und Bekleidung, Wohn- und Einrichtungspraktiken von Migrant/innen und Fragen der Sichtbarkeit von Migration in urbanen Zentren wie sie beispielsweise im Deutschen Pavillon der Architekturbiennale in Venedig 2016 behandelt wurden. Das Symposium hat zum Ziel, anhand drei sich thematisch überschneidender Felder Architekturen und Wohnpraxen im Kontext von Migration, Exil und Flucht aus einer inter- und transdisziplinären Perspektive zu diskutieren. „Architekturen der Migration“ fokussiert auf von und für Migrant/innen geschaffenen Architekturen und urbanen Strukturen. Wie verhält es sich mit einer gestalterischen Produktion von ‚Heimat’? Was zeichnet ihre bauliche Praxis aus? Wie findet ein ästhetisches Place-Making statt? Aber auch die Aufbruchsorte transnationaler Migranten und Migrantinnen sind für eine Bewegungslinie der Migration von Interesse. Insbesondere in den ‚Herkunftsländern‘ führt die Bautätigkeit der Diaspora zu einem neuen architektonischen Mix. Fragen nach Übersetzungen und Umdeutungen schließen sich ebenso an wie die nach sozialen und politischen Dimensionen von Gestaltung, auch in den arrival cities (Saunders 2013). Was zeichnet diese aus?

Die Ebene der „Architekt/innen als kulturelle Agenten und Broker“ (Pinther 2016) schließlich nimmt die Design-Akteur*innen selbst in den Blick. Hier soll die Migration von Architekt/innen im Exils, und die Lokalisierung eines ‚Looking Both Ways’ in ihrem Schaffen thematisiert werden.

Auch „Wohn- und Einrichtungspraxen von Migrant/innen“ ergeben ein spezifisches Forschungsfeld: Wohnen, als vermeintlicher Ort des Privaten, richtet jedoch Zuschreibungen von Ethnie, Körper und Nation ein: Wie formiert sich ein Wohnwissen (Nierhaus 2014), das sich aus Anforderungen und Begehrensstrukturen sowohl der Herkunfts- als auch der Ankunftskontexte speist? Welche Rolle spielen dabei Bedingungen wie Temporalität des Wohnens und prekäre finanzielle Situationen? Zu untersuchen sind hier neben der funktionalen Raumaufteilung, die Repräsentationsfunktion der Raumarrangements und mögliche Umordnungen hinsichtlich Geschlechter- und Generationenaufteilung, aber auch Aspekte wie Möbel(um)nutzungen, technische Ausstattung, Lichtquellen- und führung. Wie werden diese Anordnungen und Wohnpraktiken in diversen Medien hinsichtlich der visuellen Repräsentation von Migration (z.B. Wohnzeitschriften, Filmen, Blogs, Instagram) dargestellt? Inwiefern findet dadurch ein Wissenstransfer zwischen den Communities statt? Und führen diese Prozesse sowohl in den Ankunfts- als auch in den Herkunftskontexten zu neuen, verändernden Wohnpraktiken und Designs? Lässt sich unter Einbezug historischer Analysen von wiederkehrenden Parametern im Wohnwissen sprechen?

16.09.2022

Ort: IG-Architektur, Gumpendorfer Str. 63B, 1060 Wien

9.30 Begrüßung und Einführung

9.45–10.45 Lager und Squats. Infrastrukturen der Ankunft zwischen Kontrolle und Autonomie
Niki Kubaczek und Monika Mokre, Wien

10.45–11.10  Kaffeepause

11.10–11.50 Vienna Arrival City
Fabian Wallmüller, Wien

11.50-12.30 Praktiken der Solidarität
Michaela Geboltsberger, Wien

12.30–14.00 Mittagspause

14.00–15.00 RE:Ukraine system. Architektonische Antworten auf die Herausforderungen des Krieges (in Englisch)
Slava Balbek, Kyiv via zoom: https://akbild-ac-at.zoom.us/j/92246852954?pwd=a0xMeGF4bm01ZGtSTUJQdmN5M0kvZz09
Meeting-ID: 922 4685 2954 Kenncode: 255=0&

15.00–16.00 Konvivialität als Potentialität: Dekoloniale Epistemologien und Trans*Flows (in Englisch)
Marina Grzinic, Tjaša Kancler, Jovita Pristovšek and Sophie Uitz, Wien/Barcelona

16.30–18.30 Favoritenstrasse und Gleis 21 – aktuelle solidarische Wohnprojekte, diverses Wohnen. Stadtspaziergang
Irene Nierhaus, Wien

17.09.2022

Ort: Akademie der bildenden Künste Wien, IKL-Institutsgebäude, Karl-Schweighofer-Gasse 3, Raum 2.11, 1070 Wien, U2 Museumsquartier

14.00–14.45 Migration Sammeln
Vida Bakondy, Wien

14.45–15.30 Architekturen und Räume der Migration im Kontext türkischer Satirezeitschriften
Esin Akkaya, Wien 

16.00–18.30 Stadtplanung, Migration und Raumproduktion. Intersektionales Wohnen im 16. Bezirk, Ottakring. Stadtspaziergang
Amila Širbegović und Danilo Jovanović, Wien