Konservierung moderner Materialien und Medien in der zeitgenössischen Kunst
Vortrag von Dipl.-Rest. Christine Frohnert, Cranmer Art Group & Adjunct Professor, Conservation Center, Institute of Fine Arts, New York University New York / USA. Veranstaltung des Instituts für Naturwissenschaften und Technologie in der Kunst.
Künstler haben schon immer die Technologien ihrer Zeit genauer untersucht um sie in ihre Arbeiten einzubringen und im digitalen Zeitalter ist es keine Überraschung, dass auch digitale Medien zunehmend zu der Palette der Künstler gehören.
In dieser Präsentation wird jedoch besonders auf die Kunstwerke eingegangen, die aus der Pionierzeit der Verwendung analoger Technologien stammen. Es werden einige Kunstwerke vorgestellt, die in den 60er bis 90er Jahren unter Verwendung "künstlerisch modifizierter Technologien" geschaffen wurden.
Die Erhaltung solcher Kunstwerke stellt eine besondere Herausforderung dar.
Elektrische und elektronische Einzelkomponenten sind individuell von Ingenieuren zusammengestellt worden und in den wenigsten Fällen sind Schaltpläne oder Ersatzteile vorhanden. Die zeitnahe Konservierung dieser Kunstwerke ist jedoch noch in dieser Generation von Restauratoren notwendig, da zukünftige Generationen von Restauratoren weder auf das Ingenieurwissen noch auf Komponenten analoger Technologien zurückgreifen können.
Viele der frühen elektronischen Kunstwerke aus den 60er Jahren sind heute wenig bekannt, da sie aufgrund ihrer komplexen Konservierungs- und Ausstellungsanforderungen oft die Kapazitäten der Sammlungen überstiegen. Technologisch ausgereift in der Zeit ihrer Erschaffung, sind sie jedoch heute auch historische Dokumente des Einzugs der Kunst & TechnologieBewegung in die Kunstgeschichte.
Das steigende Bewusstsein über die Komplexität der Erhaltung dieser Kunstwerke hat zur Einrichtung einzelner Studiengänge oder Studienschwerpunkte und auch Tagungen geführt, jedoch steht die konservierungsrelevante Forschung noch sehr am Anfang. Die Entscheidungsfindung zur Erstellung von Restaurierungskonzepten sind daher schwierige und langwierige Prozesse, die Restauratoren häufig in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler (oder der Künstler Stiftung), Kuratoren, Registraren und Ingenieuren führen.
Ergänzend zu den Bemühungen der Erhaltung der originalen Komponenten, können neue Technologien und Dokumentationsformen helfen die künstlerischen Visionen für die Zukunft zu bewahren. Hierbei stößt der Restaurator jedoch häufig an die feine Trennlinie zwischen Konservierung und Rekonstruktion, welches im Vortrag besondere Berücksichtigung findet.
Lebenslauf
Christine Frohnert (Dipl. Rest.) erhielt ihre Ausbildung zur Gemälde- und Skulpturenrestauratorin an verschiedenen Instituten in Deutschland von 1986-1993.
1993 begann sie Ihre Tätigkeit in der Restaurierungsabteilung des Museum Ludwig, Köln, welche sie von 2000-2005 als Chefrestauratorin leitete. Berufsbegleitend schloss sie im Jahr 2003 das Studium der Konservierung Moderner Materialien und Medien an der Hochschule der Künste in Bern, Schweiz, mit einer Diplomarbeit über das Monitoring von Schadensphänomenen an Kunstoffen ab. Von 2002-2005 war sie stellvertretende Leiterin der Fachgruppe Moderne Kunst - Kulturgut der Moderne des deutschen Restauratorenverbandes VDR. Sie co-organisierte das Symposium "Durch Rückschlag zum Erfolg" zum Thema der Erhaltung moderner und zeitgenössischer Kunst, welches im Dezember 2004 im Museum Ludwig, Köln stattfand. Seit Oktober 2005 ist sie Restauratorin für zeitgenössische Kunst in der Cranmer Art Group in New York City.
Ihr Forschungsinteresse gilt der Erhaltung von interaktiven Installationen die in den 1960er Jahren von der Künstler/Ingenieur-Kooperation E.A.T (Experiments in Art and Technology) geschaffen wurden. Seit 2008 leitet Christine Frohnert die Electronic Media Group (EMG) des American Institute for Conservation. In der Position als Vorsitzende konzentriert sie sich auf die Entwicklung der TechFocus workshops/Curricula, um systematisch strukturierte Ausbildungselemente der verschiedenen Kunstformen elektrischer und elektronischer Kunst mit einer breiten professionellen Kollegenschaft und Studenten zu teilen. Der erste TechFocus workshop fand vom 1.-2. September im Guggenheim Museum, NY, statt und bot eine detaillierte Analyse der technischen und ästhetischen Charakteristika der Video Kunst, präsentiert von einem internationalen Panel von Experten.
Sie ist ebenfalls im Verbandsvorstand der New York Regional Association for Conservation (NYRAC) und Vize Präsident der Independent Media Arts Preservation (IMAP), NY.
Seit Januar 2010 ist sie Adjunct Professor for Conservation of Modern Materials and Media in Contemporary Art am Conservation Centre, Institute of Fine Arts, New York University.