Symposium: My City, My Institution, Myself
Teilnehmer_innen: David Codling, Joshua Decter, Andreas Fogarasi, Minna Henriksson, Gülsün Karamustafa, Joanna Rajkowska, Andrea Schlieker, Georg Schöllhammer, Andreas Spiegl, Clemens von Wedemeyer
Dieses letzte Symposium im Rahmen des Projekts „My City“ wird am Freitag, dem 1. April und Samstag, dem 2. April 2011 in der Akademie der bildenden Künste Wien stattfinden. Das Projekt „My City“ wurde vom British Council konzipiert und in den letzten beiden Jahren in Zusammenarbeit mit einer hervorragenden Gruppe kultureller Institutionen der Türkei, Österreichs, Finnlands, Deutschlands, Polens und Großbritanniens umgesetzt.
Das Projekt, in dessen Rahmen bekannte Künstler_innen mit neuen Werken beauftragt wurden, hat sich in fünf Städten der Türkei mit dem Thema Kunst und öffentlicher Raum befasst. In jeder dieser Städte hat ein Vermittlungsprogramm Jugendliche dazu ermutigt, sich an Diskussionen und kreativen Aktivitäten zu beteiligen, die auf ihre spezifische städtische Umwelt Bezug nehmen. Außerdem wurden sechs Künstler aus der Türkei im Rahmen führender Artist-in-Residence-Programme nach Berlin, Dortmund, Helsinki, London, Wien und Warschau eingeladen.
Das von der Europäischen Union und dem British Council kofinanzierte Projekt „My City“ wurde mit der Perspektive initiiert, Kultur in das Zentrum des Dialogs zwischen der Türkei und Europa zu stellen.
Die Ergebnisse zeichnen sich durch eine Reihe transnationaler und transkultureller Momente aus, die über die Vorstellung kultureller, politischer und gesellschaftlicher Unterschiede hinausgehen. Statt Klischees des „Anderen“ zu befördern, boten die Projekte ein anderes Verständnis von Andersartigkeit jenseits der klassischen Unterscheidung zwischen dem Einen und dem Anderen, dem Selbst und dem Fremden bzw. Europa und der Türkei. Das „Andere“ der Projekte entfaltete sich also gewissermaßen im Gegenteil: in der Vorstellung einer allzu vertrauten Gemeinschaft, einer kulturellen und künstlerischen Vertrautheit, die dem Freud’schen Unheimlichen ähnlich ist, das einem nicht als etwas Unbekanntes, sondern als etwas begegnet, das nur allzu vertraut ist. Die Globalisierung der Wirtschaft, der Migration und der politischen Machtverhältnisse scheint überall darauf hinauszulaufen, dass es immer mehr gemeinsame als unterschiedliche Anliegen gibt. Es sind genau diese gemeinsamen Projekte vor dem Hintergrund Unterschiede schürender politischer Interessen, in denen in der gegenwärtigen Kulturpolitik das „Unheimliche“ zutage tritt. Eines der Ergebnisse des Projekts könnte sein, dass man unter „seiner Stadt“ weder die Stadt versteht, in der man geboren ist, noch die, in der man gerade lebt oder arbeitet, sondern sich darunter einfach seine tägliche Praxis in einer kulturellen und politischen Mannigfaltigkeit vorstellt, die einer Stadt vergleichbar ist.
Diese städtische Verständnis seiner selbst hat auch Auswirkungen auf die institutionellen Bedingungen. Die Institutionen, die früher für gesellschaftliche, politische, kulturelle oder lokale und gemeinschaftliche Interessen eingetreten sind, sehen sich heute seitens derselben Klientel mit verschiedensten Ansprüchen und gegensätzlichen Forderungen konfrontiert, sodass sich die Frage stellt, was Institutionen nun eigentlich vertreten sollen. So hat sich ein neuer Zweck von Institutionen herauszubilden begonnen: Statt bestimmte Interessen von Personen zu vertreten, sollen Institutionen, wie man das immer mehr von ihnen verlangt, sich selbst vertreten. Eine Folge dieser Entwicklung ist, dass Institutionen einander in ihren organisatorischen, wirtschaftlichen und selbst programmatischen Parametern zunehmend gleichen. Dementsprechend geht die Vorstellung der Öffentlichkeit oder eines öffentlichen Raums verloren. Dies hinterlässt eine Lücke, die es durch die Kunst zu schließen gilt.
Daher zielt das Symposium darauf ab, sich mit den verändernden Parametern dessen zu beschäftigen, was öffentlich ist, und sich vor dem Hintergrund immer widersprüchlicherer Anforderungen mit den Auswirkungen auf Institutionen und die künstlerische Praxis sowie das Selbstverständnis, das dieser eingeschrieben ist, auseinanderzusetzen.
Program
(Symposium held in English language)
Friday, 1 April 2011
15:00 – 15:15 Welcome & Introduction by David Codling, Director Arts, British Council Turkey.
15:15 – 16:00 “The idea of the Institution”
Georg Schöllhammer, co-founder and editor-in-chief, Springerin magazine and Andreas Spiegl, Vice Rector,
Academy of Fine Arts will lead a wide ranging discussion of the idea of the “institution”.
16:00 – 16:30 Questions and answers
Saturday, 2 April 2011
11:00 – 11:15 Welcome by Andreas Spiegl, Vice Rector, Academy of Fine Arts Vienna
11:15 – 12:30 “A critical reading of the My City project”
A “critical reading of My City”, a panel discussion with the curatorial adviser and the artists participated in theproject.
Panellists and projects: Dr. Andrea Schlieker, Curatorial Adviser of My City project, Curator of the Folkestone
Triennial, Nominating Curator of Mark Wallinger’s project in Çanakkale: Sinema Amnesia; Andreas Fogarasi
“Panorama: The Right of View” in İstanbul; Minna Henriksson “The One Who Loves Tells the Truth” in Trabzon;
Gülsün Karamustafa “The Monument and the Child” in Vienna; Joanna Rajkowska “Walter Benjamin in Konya”
in Konya; Clemens von Wedemeyer “Sun Cinema” in Mardin.
12:30 – 13:00 Questions and answers
14:30 – 15:30 Lecture by Joshua Decter
Critic, curator and theorist; Director (and Assistant Professor), MPAS Program: Art/Curatorial Practices in the Public Sphere, Roski School of Fine Arts, University of Southern California, Los Angeles.
15:30 – 16:30 Questions and answers