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Un Paradiso Amaro / Bitter Paradise

Datum
Uhrzeit
Termin Label
Eröffnung
Organisationseinheiten
Exhibit Studio

Initiatorin und Kuratorin: Valerie Habsburg
Kuratorische Begleitung: Elke Krasny
Künstlerinnen: Mika Aya Azagi, Anna Bochkova, Valerie Habsburg, Anka Lesniak, Judith Augustinovič, Sami Nagasaki
Film: directed by Valerie Habsburg, Anka Lesniak, Karl Martin Pold
Gestaltung: Judith Augustinovič

„Wie schön wäre es, wenn mich der Blumenduft im Schlaf getötet hätte.“
Teresa Feodorowna Ries, 2. März 1951, Lugano-Paradiso

Wie kann Vergessen gezeigt werden? Wie kann Vergessenwerden, das nicht einfach passiert, sondern auf Politiken des Vergessens beruht, zum Gegenstand einer Ausstellung werden? Wie können die Zusammenhänge zwischen dem Vergessen und dem Verschwinden, dem physisch-materiellen Verschwinden von Werken einer Künstlerin, gezeigt werden? Wie können verschwundene Werke ausgestellt werden?

Die Ausstellung Un Paradiso Amaro / Bitter Paradise widmet sich dem Erinnern an das Vergessen der jüdischen Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries. Sie war eine der wenigen Künstlerinnen ihrer Zeit, deren Arbeiten in der Wiener Secession, in der Biennale von Venedig, im Glaspalast von München gezeigt wurden. Aus der Geschichte der Kunst sind ihr Werk, ihr Leben, ihre Person verschwunden. Die epistemischen Verfahren von Gewalt, mit denen die Kunstgeschichte aus der Geschichte der Kunst jene zum Verschwinden brachte, deren Werken auf Grund von Ethnizität und von Geschlecht keine wissenschaftliche Aufmerksamkeit gezollt wurde, sind Motivation für Un Paradiso Amaro / Bitter Paradise .

Diese forschende Ausstellung geht mit den Mitteln von künstlerischer, spekulativer und kritisch kunstanalytischer Forschung, in denen Archivrecherche und Fiktion als Methode gleichermaßen wesentlich sind, Werk, Leben und Person von Teresa Feodorowna Ries* durch Vergessen und Erinnern nach. Spuren im gefundenen Nachlass, wie das handschriftliche Testament, einige wenige erhaltene Fotografien sind Ausgangspunkte für die Ausstellung, die künstlerisch-forschende Arbeiten von Anna Bochkova, Valerie Habsburg, Anka Lesniak, Mika Azagi and Sami Nagasaki versammeln wird. Der Prozess der künstlerischen Forschung und der Ausstellungskonzeption wird kulturtheoretisch und kuratorisch begleitet von Elke Krasny.

Teresa Ries
Teresa Feodorowna Ries
© Valerie Habsburg

* Die jüdische Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries, geb. 30. Jänner 1866 in Budapest studierte ab 1895 als Privatstudentin von Professor Edmund Hellmer an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Damals war es ihr als Frau noch nicht möglich, als Studierende an der Akademie der bildenden Künste aufgenommen zu werden. Frauen wurden erst ab 1920 an der Akademie zum Studium zugelassen. Teresa F. Ries war bereits während ihren Studienjahren bei Edmund Hellmer sehr erfolgreich und wurde rasch international bekannt. Die Künstlerin stellte als eine der Ersten als Bildhauerin bereits 1896 im Künstlerhaus Wien aus. Es folgten alsbald Ausstellungen in der Secession, Teilnahme an den Weltausstellungen 1900 und 1911 und weitere internationale Ausstellungen. Ihre Autobiografie „Die Sprache des Steines“ verfasste Teresa Feodorowna Ries bereits 1928 - vor dem Zweiten Weltkrieg und lange bevor sie wissen konnte, dass viele ihrer Werke durch die Nationalsozialisten enteignet und zerstört werden. Sie erlebte beide Weltkriege und kehrte nach ihrer späten Flucht 1942 nie wieder nach Wien zurück. Viele ihrer Werke sind seither verschwunden, einige haben überlebt. Ein weiteres Dokument im Archiv der Akademie ist in diesem Zusammenhang bedeutsam - die Bewerbung als Professorin an der Akademie der bildenden Künste von 1931.