Carte blanche für Jakob Demus | Baumdarstellungen aus dem Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien
Das Kupferstichkabinett startet zu Beginn des Jahres 2018 eine neue Ausstellungsreihe und lädt Künstler_innen ein, eine Auswahl aus den Sammlungsbeständen zu treffen und in einen Dialog mit eigenen Arbeiten zu setzen. Die graphische Sammlung der Wiener Akademie ist dafür besonders geeignet, lieferte sie doch seit ihrer Entstehung im 17. Jahrhundert unschätzbares Vorlage- und Anschauungsmaterial für Generationen von Künstler_innen.
Die erste Ausstellung dieser neuen Reihe wird von dem 1959 in Wien geborenen und arbeitenden Jakob Demus gestaltet. Er hat die Meisterschule für Bildhauerei von Joannis Avramidis an der Wiener Akademie 1984 abgeschlossen, widmete sich in seinem künstlerischen Schaffen aber verstärkt der Radierung und der Zeichnung mit Silberstift, Graphit und Bister. Bereits 1975 – noch vor seinem Eintritt in die Wiener Akademie – wurde er bei einem Studienaufenthalt in Paris von Jörg Ortner und Gisèle Celan-Lestrange mit der Radiertechnik vertraut gemacht.
In seinem künstlerischen Oeuvre beschäftigt sich Demus mit der Natur in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen. Ein zentrales Thema ist der Baum als Inbegriff der Schöpfung und des Lebens. Im Studium von künstlerischen Techniken der Renaissance und des Barocks findet er seine ihm eigene künstlerische Sprache.
Dementsprechend traf Jakob Demus aus dem Bestand des Kupferstichkabinetts eine Auswahl von Naturstudien von oder mit Bäumen, die er seinen eigenen Arbeiten gegenüberstellt. Dazu zählen Zeichnungen aus dem Tizian- und Campagnola-Umkreis, meisterhafte Arbeiten von Rembrandt bis hin zu Werken von Künstlern aus dem Umfeld der Wiener Akademie wie Friedrich Gauermann, Thomas Ender und Max Weiler. Besonders deutlich wird dieser Dialog in der Gegenüberstellung mit Kaltnadel-Radierungen Rembrandts, die Demus für eigene Detailstudien von Bäumen und Baumgruppen herangezogen hat. Dazu verfeinerte er die Drucktechnik, indem er Diamanten zur Bearbeitung der Druckplatte verwendete, die es ihm erlauben, sehr feine Liniengefüge optisch zu Flächen verschmelzen zu lassen. Demus bereicherte mit dieser Innovation das Spektrum an Drucktechniken um die sogenannte Diamant-Kaltnadelradierung.
Die Ausstellung bietet die Möglichkeit, Baumdarstellungen verschiedener Künstler aus unterschiedlichen Epochen miteinander zu vergleichen und gewährt einen Einblick in das Denken und die künstlerische Arbeit von Jakob Demus. Damit kehrt der Künstler-Kurator in das Kupferstichkabinett zurück, in dessen Studiensaal er seine künstlerischen Forschungen begonnen hatte.