Neue Ausstellungsetage für die Akademie ab Herbst 2009
13.03.2008
Gemäldegalerie – Kupferstichkabinett – zeitgenössische Kunst
gemeinsam auf einer Ebene
Ab Herbst 2009 soll die Sammlung der Gemäldegalerie, die Bestände des rückgeführten Kupferstichkabinetts und die zeitgenössische Kunst gemeinsam auf einer Ebene der Akademie und inhaltlich in Bezug zueinander präsentiert werden. Das ist das Ergebnis interner Überlegungen und Diskussionen, an der sich auch Fachleute aus Architektur und Kunsttheorie beteiligt haben, und welche die Akademie und ihre Organisationseinheiten im letzten Jahr intensiv beschäftigten. Das nun vorliegende Vorhaben soll sowohl die Eigenständigkeit der jeweiligen Bereiche bewahren als auch eine stärkere inhaltliche Anbindung an die Lehre und Forschung am Haus garantieren.
1. Inhaltliche Voraussetzungen
Ausstellen hat sich in den letzten Jahrzehnten zur zentralen Kulturtechnik entwickelt. Künstlerinnen und Künstler übernehmen mittels ihrer Werke die Regie bei der Inszenierung von Öffentlichkeiten. Das bildhafte Argumentieren scheint eine wichtige Erkenntnisweise der Wissensgesellschaft geworden zu sein. Kunstuniversitäten sollten dem Ausstellen in der Ausbildung und Forschung entsprechende Aufmerksamkeit widmen.
Die Akademie hat dieser Entwicklung Rechnung getragen, indem das zeitgenössische Ausstellungsprogramm besser strukturiert und auf Themen der Lehre abgestimmt wurde. Außerdem wurde die Position des 'curator in residence' geschaffen und natürlich findet das Thema Ausstellen auch in Seminaren und Vorlesungen seine theoretische Bearbeitung. Im letzten Jahr widmete sich die Akademie in diesem Zusammenhang aber vor allem der Frage, wie ihre zwei Universitätssammlungen von höchster kunsthistorischen Qualität im Spannungsfeld einer auf zeitgenössische Kunst ausgerichteten Bildungsinstitution ohne Verlust an Publikumswirksamkeit und mit gleichzeitiger Intensivierung eines Forschungsschwerpunkts sinnvoll eingebettet werden können. Bedeutung und Erfolg von Gemäldegalerie und Kupferstichkabinett sind offensichtlich und unbestritten; aber im Sinne des Wissenstransfers sind im digitalen Informationszeitalter die Anforderungen an die ursprünglichen Lehrsammlungen wesentlich gewachsen. Vor allem sollen die Sammlungen und Ausstellungsbereiche ein Raum des Forschens werden. Noch immer sind
Sammlungskomplexe nicht publiziert. Aber darüber hinaus gilt es Projekte anzusiedeln, die sich mit den wesentlichen kulturellen Dimensionen des Ausstellens auseinandersetzen und tiefer eindringen in die Erkenntnis einer alternativen Denkform.
2. Architektonisches Konzept und Planung
Nach einem geladenen Ideenwettbewerb, an dem auch die Architekten Heinz Tesar und Matthias Willmann teilgenommen hatten, wurde Georg Töpfer (Architekt in Wien; letztes Großprojekt: Generalsanierung, Umbau und Restaurierung des Palais Epstein) mit der Gesamtplanung beauftragt.
Das architektonische Konzept sieht nun vor, alle Aspekte des Ausstellens - traditionelle Sammlungen ebenso wie zeitgenössische Projekte - am Haus auf einer großen Ebene zu vereinen. In diesem Zusammenhang werden im 1. Stock an die Gemäldegalerie anschließende Räumlichkeiten der Akademie umgewidmet und für den Umbau adaptiert. Die Planung besteht aus einem zentralen und gemeinsamen Eingangsfoyer, welches die bestehende Gemäldegalerie mit dem neuen Ausstellungsbereich verbinden soll und in dem auch Platz für eine kleine Kunstbuchhandlung sein wird. In dieser Raumkonstellation können sich Alt und Neu begegnen und es wird auch möglich sein, für die großen Ausstellungen der Gemäldegalerie die zeitgenössischen Räume zu nutzen.
Für die Gemäldegalerie galt es, neben der Standardanhebung in sicherheitstechnischer und klimatischer Hinsicht, für die vorhandenen Räumlichkeiten Verbesserungsvorschläge zur Präsentation zu erarbeiten. Alle 3 beratenden Architekten hatten dazu eine Öffnung der ehemals verstellten Fensterfronten zugunsten einer natürlichen Tageslichtsituation befürwortet, was durch die Verlegung des Depots in das Tiefparterres möglich wird. Der Verlust an Hängefläche soll laut Konzept von Architekt Töpfer durch eine variable prismenartige Präsentationsform gelöst werden, die auf einen ursprünglichen Originalentwurf für die Akademie von Hansen zurückgeht.
Im neu geschaffenen Ausstellungsbereich wird anschließend an das Foyer ein virtueller Medienraum geschaffen werden, der in den Teil für das zeitgenössische Ausstellen überleitet. In digitaler Form sollen hier die Bestände im Sinne einer Öffnung der Depots als Wissensdatenbank für die Lehre und die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt und sichtbar gemacht werden. Dieser virtuelle Raum kann ebenso für Filmprojektionen wie für Diskussionen und Vorträge verwendet werden.
Das Kupferstichkabinett bleibt, was seine Ausstellungen angeht, mobil und wird sich in den neuen Räumlichkeiten, was der Fragilität der Exponate entspricht, nur temporär zu Wort melden. Entweder führt es dann Forschungsschwerpunkte vor, oder es greift ebenfalls ein Thema auf, das von den anderen beiden Einrichtungen bespielt wird.
Für das Depot der Gemäldegalerie und das Kompaktlager des Kupferstichkabinetts wird im Tiefparterre der Akademie Platz geschaffen werden.
Im spannungsvollen Inszenieren der gesamten Räumlichkeiten wird zukünftig sicher eine der neuen Qualitäten der Ausstellungen der Akademie liegen. Dennoch wurde im architektonischen Entwurf Rechnung getragen, dass die drei Bereiche auch weiterhin getrennt auftreten können. Der zeitgenössische Bereich mit studentischen Arbeiten; das Kupferstichkabinett mit seinen Sammlungsschwerpunkten und die Gemäldegalerie.
3. Zeitliche Umsetzung
Baubeginn: Sommer 2008
Neueröffnung: Herbst 2009
4. Finanzierung
Die Kosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf ca. EUR 2 Millionen. Ein Drittel davon wird von der BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) finanziert. Die restlichen 2 Drittel sollen über Verhandlungen mit dem Bund, der bereits EUR 700.000 für Klima- und Sicherungsmaßnahmen in der Gemäldegalerie aufgekommen ist, und von privaten Geldgebern akquiriert werden. Als erste Aktivität in diese Richtung wird heute Abend für die Akademie ein großes Fundraisingdinner stattfinden, das von Sylvia Eisenburger und der Gesellschaft der Freunde der bildenden Künste organisiert wirde. Der Reinerlös dieses Abends wird zur Gänze dem Projektvorhaben zugute kommen.
Über dieses konkrete Bauvorhaben hinausgehend, wurden von der BIG (Bundesimmobilien-gesellschaft) weitere EUR 2,5 Millionen für Sicherheitsmaßnahmen (Lasten- und Personenaufzüge, Brandschutz, Fluchtwegsituation) die gesamte Akademie betreffend zugesichert.
Hinweis
Lesen Sie mehr zu diesem ausführlichen Thema in der nächsten Ausgabe der Akademiezeitung "die bildende", die am 11.03.08 erscheinen und ihr Schwerpunktthema "Höher hängen!" den Sammlungen der Akademie widmen wird. Einen Auszug an Beiträgen, u.a. der Fachleute Beatrice von Bismarck, Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig, Marie-Claude Beaud, Musée d'Art Moderne Grand-Duc Jean in Luxemburg, Gregor J. M. Weber, Gemäldegalerie Alte Meister in Kassel, Cornelia Weber, Hermann von Helmholtz-Zentrum für Kulturtechnik der Humboldt-Universität Berlin, und des Rektors Stephan Schmidt-Wulffen finden sie in der Pressemappe in Kopie.