Offener Brief an Herrn BM Univ. Prof. Dr. Heinz Faßmann
19.3.2018
Sehr geehrter Herr Bundesminister Univ. Prof. Dr. Faßmann,
Die Senate der Akademie der bildenden Künste Wien und der Universität für Angewandte Kunst Wien sprechen sich dezidiert gegen die geplanten Streichungen bzw. Kürzungen im Bereich der Integrationsmaßnahmen an den Schulen aus.
Am 13. März 2018 wurde medial bekannt, dass laut Budgetentwurf nicht nur beim AMS, sondern auch bei den Mitteln für die Integrationsmaßnahmen an den Schulen gekürzt werden soll. Der Integrationstopf von 80 Millionen Euro soll gestrichen werden; stattdessen sollen mit 40 Millionen Euro eigene Deutschklassen eingerichtet werden. Wie berichtet bedeutet diese Maßnahme eine Reduktion der Förderlehrer_innen auf etwa die Hälfte – von 850 auf 440 Vollzeitstellen – sowie eine Reduktion des Teamteachings in der Neuen Mittelschule.
Wer die Alltagsrealität von Schulen und insbesondere von Grundschulen und Neuen Mittelschulen kennt, weiß um die vielfachen Aufgaben, Herausforderungen und Anforderungen, mit denen Lehrpersonen täglich konfrontiert sind. Eine weitreichende Trennung von Schüler_innen mit und ohne Deutschkenntnissen und eine gleichzeitige Reduktion von Förderlehrer_innen und anderen Unterstützungspersonen bedeutet für alle Beteiligten – für Schüler_innen, Lehrer_innen, Erziehungsberechtigte u.a.m. – eine Verschlechterung des Schulklimas und damit der Bildungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Die angestrebte »Integration« wird dadurch nicht verbessert sondern deutlich erschwert und führt eher zu Segregation. Dies hat unmittelbare Folgen für die Lern- und Lebensbedingungen, die doch ein an Demokratisierung ausgerichtetes und solidarisches Miteinander in Vielfältigkeit fördern sollten. Wir verstehen Bildung als zentrale Voraussetzung für eine gesellschaftliche Teilhabe, für ein selbstbestimmtes Leben und als ein Menschenrecht, das allen Menschen gleichermaßen zusteht.
Da wir – auch in unserer Funktion der Lehrer_innenausbildung – weiterhin Bildung als zentrales gesellschaftliches Anliegen und genauso als motivierende Aufgabe betrachten – für die Integration und Solidarisierung zugleich die Praxis und ein Ziel darstellen, sehen wir uns in der Verantwortung, gegen die in den Raum gestellten bildungspolitischen Maßnahmen unsere Stimme zu erheben.
Wir fordern daher, die geplanten Kürzungen und Streichungen bei den Integrationsmaßnahmen im Sinne des von uns allen geteilten Ziels der Integration bitte nochmals zu überdenken.
Senat der Akademie der bildenden Künste Wien
Senat der Universität für Angewandte Kunst Wien