Walk & Talk zum Bärenbrunnen der Bildhauerin Hanna Gärtner
with Ao.Univ.Prof. Dr. Sabine Plakolm, Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege, Technische Universität Wien
Eine Veranstaltung im Rahmen von 100 Jahre Zulassung von Frauen an der Akademie der bildenden Künste Wien
Am 17. Juni 1928 wurde der Bärenbrunnen der Bildhauerin Hanna Gärtner (1899-1948) im Herweghhof eingeweiht. Hanna Gärtner zählte zu einer der ersten zugelassenen Studentinnen an der Akademie im Wintersemester 1920.
Die Geschichte des Bärenbrunnens und seiner Bildhauerin ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Hanna Gärtner bekam nach einer Ausbildung bei den Tierbildhauern Franz Barwig (Kunstgewerbeschule 1917–1919) und an der Akademie bei Josef Müllner (1920–1924 und bis 1928 in Müllners Spezialschule für Bildhauerei) als eine der ersten akademischen Absolventinnen öffentliche Aufträge, darunter den „Bärenbrunnen“. Dass dies keine Selbstverständlichkeit war, hoben Feuilletonisten wie Wilhelm Dessauer oder Gisela Urban hervor.
Eine Replik dieses Brunnens steht in Wyntoon/Nordkalifornien, dem Landsitz des Medientycoons William Randolph Hearst, für den die „Hausarchitektin“ der Familie, Julia Morgan (1872–1957) ein im altdeutschen Stil konzipiertes „Bavarian Village“ erbaut hatte (1932/33). Unter diesen Häusern befindet sich das von Hearst besonders geschätzte „Bear House“, vor dem Gärtners Brunnen noch heute steht. Gärtner hatte also vor ihrer Emigration den Brunnen für Hearst in Wien angefertigt. Als jüdische Bildhaurein musste Hanna Gärtner (ihre Mutter Melanie Gärtner war Schriftstellerin und Journalistin, ihr Vater war Arzt) aus Österreich fliehen.
Während in Wien unter dem Kulturbeauftragten der Stadt Wien, dem NS-Bildhauer Wilhelm Frass diskutiert wurde, Skulpturen jüdischer Kunstschaffender abzutragen, war Gärtners Replik auf dem Weg in die USA, wo Gärtner der Einweihung ihres Brunnens beiwohnen konnte. Gewiss ist, dass sie in den USA nicht glücklich wurde. Am 20. Februar 1948 nahm sie sich in Los Angeles das Leben.
Gärtners Brunnen in Wien wurde wohl aufgrund der sich verschärfenden Kriegsereignisse nicht entfernt, vermutlich vor allem deshalb, weil er nicht aus verwertbarer Bronze oder Metall bestand. 2018 benannte man die Grünfläche hinter dem Brunnen Hanna- Gärtner-Park.
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