Für eine intersektionalistische Kunstsoziologie. Anmerkungen zu einem Desiderat
Jens Kastner in: Artis Observatio. Allgemeine Zeitschrift für Kunstsoziologie und Soziologie der Künste, Bd. 2 Nr. 1 (2023) https://doi.org/10.11576/ao-5336
Für die Kunstsoziologie ist die Frage nach wirkmächtigen sozialen und kulturellen Unterschieden zentral, Ausschlüsse und Diskriminierungen stehen in ihrem Zentrum. Dennoch ist zu konstatieren: Es gibt kaum bis gar keine Theorie und Forschung, die solchen Ausschlüssen in Bezug auf das Zusammenspiel verschiedener, gesellschaftsstrukturbildende Differenzen genauer nachgeht. Anders gesagt, intersektional angeleitete Forschung und ebenso inspirierte Theorie sind innerhalb der (deutschsprachigen) Kunstsoziologie ein Desiderat. Der Beitrag plädiert entlang von Patricia Hill Collins Verständnis von Intersektionalität – als Metapher, als Heuristik und als Paradigma – für eine intersektionalistische Kunstsoziologie.
Intersektionalistische Perspektiven drängen sich angesichts der Konstitutionsbedingungen des Faches auf und sind in inhaltlicher wie methodischer Sicht längst überfällig. Darüber hinaus wird Intersektionalität aber auch deshalb eingefordert werden, weil sie politisch – und nicht nur innerdisziplinär – vielversprechend erscheint.