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Preise für wissenschaftliche Arbeiten 2023/24 an Paula Maya Strunden und Sophia Rohwetter

Den Preis der Akademie der bildenden Künste Wien für wissenschaftliche Arbeiten 2023/24 erhält Paula Maya Strunden für ihre Dissertation (IKA). Der Würdigungspreis für wissenschaftliche Arbeiten geht an Sophia Rohwetter für ihre Masterarbeit (MA in Critical Studies).

Paula Maya Strunden
„bodies, objects, spaces —  Exploring Multisensory Spatial Perception through Extended Reality Models”

Im Rahmen einer kritischen feministischen Perspektive untersucht Paula Strundens designbasierte Forschung die Auswirkungen von Extended Reality (xR) Technologien auf multisensorische Raumwahrnehmungen. Basierend auf Theorien der 4E-Kognition (embodied, enacted, embedded, and extended) und interdisziplinären Erkenntnissen aus der Mensch-Computer-Interaktion, den Kognitionswissenschaften und der Philosophie entwickelt die Studie die Bildungsplattform xR Atlas und drei Fallstudien, die als Extended Reality Models (xRM) bezeichnet werden. Diese experimentellen und erfahrungsbasierten Modelle - Rhetorical Bodies: An xR Dance Performance, Infra-thin Magick: An xR Ceremony und Alison‘s Room: An xR Archive - untersuchen transformative kognitive Effekte durch verkörperte Erfahrungen, die durch physische Interaktion mit virtuellen Körpern, Objekten und Räumen ausgelöst werden. Ausgehend von diesen Erfahrungen wird eine fünfte Dimension vorgeschlagen, die als umhüllte Kognition (enveloped cognition) bezeichnet wird und den zugrunde liegenden epistemologischen Rahmen von xRMs und ihr doppeltes Potenzial als generative Werkzeuge für die Schaffung neuer Perspektiven und für die Erforschung ihres operativen Apparats beleuchtet. Diese raum-zeitliche Ebene offenbart die dynamische Beziehung zwischen verkörperter Wahrnehmung und Kognition durch das Bewohnen hybrider räumlicher Umgebungen.

This study is conducted as part of the research network “TACK / Communities of Tacit Knowledge: Architecture and its Ways of Knowing”, funded by the Marie Skłodowska-Curie Actions within the European framework programme of Horizon 2020, under the primary supervision of Prof. dr. Angelika Schnell at the Institute for Art and Architecture, Academy of Fine Arts Vienna, and the secondary supervision of Prof. dr. Lara Schrijver / Faculty of Design Sciences, University of Antwerp.

Paula Strunden, © Foto: Caendia Wijnbelt

Begründung der Jury:
Für den Preis der Akademie für wissenschaftliche Arbeiten konnte die Dissertation von Paula Strunden „bodies, objects, spaces —  Exploring Multisensory Spatial Perception through Extended Reality Models” die Jury überzeugen. Die Arbeit untersucht die Schnittstelle von virtuellen und physischen Räumen und leistet hier Grundlagenarbeit für das Entwerfen und Wahrnehmen von Räumen im Sinne einer „embodied cognition“. In diesem Zusammenhang setzt Paula Strunden auch einen feministischen Fokus, indem sie die wichtige Arbeit von Künstlerinnen im Bereich Virtual Reality zum ersten Mal historisch erforscht und für ihre Konzeption einer Extended Reality weiterentwickelt. Dabei gelingt ihr trotz der komplexen Methode eines Design-based Research eine klare Strukturierung der Arbeit; der Text ist logisch und nachvollziehbar aufgebaut. Sie überzeugt nicht nur durch ihre intelligente Form und Gliederung, sondern auch durch die Aktualität ihrer Arbeit. Paula Strunden geht somit sehr klar als Gewinnerin des Preises für wissenschaftliche Arbeiten in diesem Studienjahr hervor.

Sophia Rohwetter
„Tears of A Clown. Formen des Tragischen und des Komischen im Werk von Mike Kelley“

Die Masterarbeit betrachtet in einer psychoanalytischen Perspektivierung die Formen des Tragischen und des Komischen im Werk des US-amerikanischen Künstlers Mike Kelley (1954–2012), mit besonderer Berücksichtigung der Werkserie Half a Man (1987–1991). Ausgangspunkt der Masterarbeit ist die Annahme, dass Psychoanalyse und Kunst, spezifisch die psychoanalytische Theoriebildung nach Sigmund Freud und Jacques Lacan und Mike Kelleys Ästhetik des Scheiterns, ein gemeinsames Interesse an Fragen um die tragikomische Verfassung des Menschen, seinen Spaltungen, Widersprüchen, Begehrensstrukturen und verschiedenen Formfindungen verbindet. Der Fokus auf Kelleys im Tragikomischen verhandelten Ästhetik und Ethik des Scheiterns stellt dabei eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit Kelleys künstlerischer Rhetorik dar, deren sozio-ökonomische, (sexual-)politische und gegenkulturelle Inhalte genauso wie das gesellschaftlich Abjekte, Minderwertige und Formlose sich (post-)modernen Sublimierungsstrategien zu entziehen suchten. Die Dialektik von desublimierendem Scheitern und erhabenem Erfolg adressierend, verfolgt die Masterarbeit die These, dass sich in Kelleys Ästhetik des Scheiterns ein tragikomisches Drama über das verfehlte Scheitern an künstlerischer Form und Wahrheit entfaltet.

Sophia Rohwetter, © Foto: Marina Sula

Begründung der Jury:
Der Würdigungspreis der Akademie für wissenschaftliche Abschlussarbeiten geht an Sophia Rohwetter, für ihre Masterarbeit „Tears of A Clown. Formen des Tragischen und des Komischen im Werk von Mike Kelley“. Die Arbeit ist durch eine besonders feine essayistische und dennoch wissenschaftlich präzise Sprache gekennzeichnet, die zugleich sehr klar ansprechend komponiert ist. Sophia Rohwetter taucht in die Tiefe des Themas ein und weist eine präzise Arbeitsweise vor, die gekonnt und klar mit komplexer Theorie hantiert: Eine Masterarbeit, die klar zu würdigen ist.