Anna Viebrock erhält den Zürcher Festspielpreis 2015
Anna Viebrock, Professorin für Bühnenbild am Institut für Kunst und Architektur erhält den Zürcher Festspielpreis 2015. Mit dem vom Bär-Kaelin Fonds ermöglichten, mit 50‘000 Franken dotierten Preis würdigt die Künstlerische Kommission der Festspiele Zürich ihre herausragenden Leistungen für die Entwicklung grossartiger Bühnenräume aber auch ihren Beitrag zum Zürcher Theaterleben.
Ihre Ausnahmestellung als Bühnen- und Kostümbildnerin spiegelt sich bereits in den zahlreichen Auszeichnungen wieder. Vierzehnmal wurde sie zur „Bühnenbildnerin“ und „Kostümbildnerin“ des Jahres ernannt. Anna Viebrocks Bühnenräume sind keine Orte wohliger und wohnlicher Wellness. Sie sind oft Orte des Gewöhnlichen, mitunter des ordinär Gewöhnlichen. Gleichwohl denunziert sie nie jene, die sich nichts anderes leisten können als vergammelte bürgerliche Schäbigkeit. Aber diese Orte zu erfinden bedeutet auch immer treffliche, oft schmerzhafte Kommentare zu geben zu dem, was die Realität zum Anschauen bietet, und Anregungen für das, was die Regie sich für das zu inszenierende Stück noch auszudenken hat. Diese beobachtete und aufgedeckte und dann im Bühnenraum des Theaters neu aufgebaute Realität ist so eindrücklich, weil die Banalität des Gegenständlichen ein ein eigenes Leben entfaltet, in dem dann hinreissendes Theater verwirklicht werden kann.
Eine besonders enge Beziehung zu Zürich entwickelte Anna Viebrock in der Zeit der Intendanz Christoph Marthalers von 2000 bis 2004. Als Mitglied des Leitungsteams trug sie massgeblich dazu bei, den Schiffbau als neue Spielstätte für Zürich zu erschliessen. Mit ihrer legendären Ausstattung zu Marthalers Eröffnungsstück Hotel Angst weihte sie den Schiffbau ein und bewies dessen Tauglichkeit für grosses Theater. Zahlreichen weiteren Inszenierungen hat sie danach hier ihren Stempel aufge-drückt. Auch ihr Debut als Regisseurin fand in Zürich statt mit In Vain oder Reproduktion verboten .
Neben Christoph Marthaler ist Jossi Wieler einer der für sie wichtigen Regisseure, die ihr vertrauten und sie prägten, und deren Inszenierungen sie immer wieder mit ihren eigenständigen und nachdenklich stimmenden Räumen in den Rang des Besonderen gehoben hat. So liegt es nahe, dass er für sie die Laudatio halten wird. Verliehen wird der Preis am Sonntag, dem 14. Juni im Schiffbau.
Die bisherigen Preisträger: 2007 Heinz Holliger, 2008 Luc Bondy, 2009 Peter Stein, 2010 György Kurtág, 2011 Matti Salminen, 2012 Heinz Spoerli, 2013 Pipilotti Rist, 2014 Fritz Senn.