Die Ordnung des Wohnens: Architektur, Planung, Stadt und Regierung
Michael Klein
Dissertationsstipendiat an der Akademie der bildenden Künste Wien | Abschluss-Stipendium des Doktoratszentrums 2015|16
Abstract
Für Architektur und Planung, sowie für das Regierungswesen, stellt das „Wohnen der Massen“ seit den Anfängen der modernen Großstadt eines der zentralen Themen dar, das im Wohnungswesen und im sozialen Wohnungsbau seine Praxisformen fand. Konfrontiert mit dem Problem des Wohnungsmangels wurde in einer Zeit grundlegender sozialer, politischer, technischer und ästhetischer Veränderungen versucht, mittels staatlicher Institutionen regulierend in die bestehende soziale Landschaft der Stadt einzugreifen.
Meine Arbeit verfolgt anhand einer historischen Analyse Wiens und anderer mitteleuropäischer Städte, die in den Austausch und die Wanderungsbewegungen von Personen, Ideen, Planungen und Praktiken miteinbezogen waren, die Zusammenhänge von Architektur, Planung und Regierung und ihrem Umfeld. Dabei gehe ich besonders dem Wirken nach, das diese neuen Verteilungsformen auf Architektur, ihre Konzeption, ihre Ästhetik und ihren Gebrauch ausübten. Im Blick auf die Verschränkungen von Planung und Regierung befasst sich diese Herangehensweise sowohl mit der Produktion von Wohnraum und ihren begleitenden architektonischen, organisatorischen oder ökonomischen Debatten, als auch mit dem Alltag und Gebrauch der gebauten Umwelt durch Bewohner_innen. Anstelle einer historischen Detailaufnahme eines einzelnen, momentanen Planungsleitbildes sollen im Blick auf die langfristigen Entwicklungslinien die historischen Kontinuitäten und Brüche über die unterschiedlichen politischen, sozialen, wirtschaftlichen und ästhetischen Regimes hinweg offengelegt werden.
In meiner Annäherung an Architektur und Planung greife ich auf verschiedene Ansätze des Materialismus zurück, der die Materialität des Wohnens – als stoffliche Wirklichkeit, Artefakt, Ding und machtdurchsetzte Praxisform in den Vordergrund rückt. Die Dissertation versucht so, über ein Verständnis von Architektur als relationale, historische und kontingente Praxis Grundlagen einer neuen materialistischen Geschichtsschreibung im erweiterten Bereich der Architektur zu schaffen.
Bio
Michael Klein lebt und arbeitet in Wien. Studium der Architektur in Wien und Paris, Arbeiten im Bereich Architektur, Urbanismus, Landschaftsarchitektur und Wohnen. Zuletzt erschienen: The Design of Scarcity (Strelka Press 2014) und Real Ficitions in Social Housing (Turia + Kant, 2015).