Die kawaii-Kultur in Tokio an der Schnittstelle zu Kunst, Design und Alltagskultur: Mikro- und Makroebenen visueller Kommunikation und Produktion
Dissertationsprojekt
von Astrid Engl, Institut für das künstlerische Lehramt
Projektstart: 01.10.2012
Abstract
Die japanische kawaii-Kultur (cute culture) ist eine sehr visuelle Kultur, deren auffallenden ästhetischen Merkmale nicht nur zahlreiche Verbindungen zu Kunst aufweisen (Richtungen, Strömungen, Konzepte), sondern über die auch auf komplexe Art und Weise soziale Verhältnisse verhandelt werden. Hier knüpfe ich mit meiner Dissertation an, in dem ich die kawaii-Kultur über ihre Funktionen im Hinblick auf Formen visueller Kommunikation und Produktion untersuche.
Dafür frage ich ihn einem größeren Zusammenhang (Makroebene) danach, wie und wo die kawaii-Kultur über ihre speziellen ästhetischen und performativen Attribute in der japanischen Gesellschaft sichtbar wird (u.a. in Bezug auf formale Merkmale, Konnotationen, Bedeutungsdimensionen und -Zuschreibungen) und welche sozialen Funktionen sie in den jeweiligen Feldern erfüllt. Im Anschluss daran erforsche ich im Detail (Mikroebene), wie Individuen aktiv an der kawaii-Kultur partizipieren, welche Strategien, Mittel und Instrumente hier zum Einsatz kommen, welche Bedürfnisse und Motive dahinter stehen und welche Konzepte sich hier verorten lassen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Untersuchung von kawaii in Bezug auf Gender- und Identität sowie im Hinblick auf DIY/Crafting-Strategien.
Mein interdisziplinärer methodischer Zugang verschränkt dabei experimentelle Verfahren wie künstlerische Feldforschung, Artefakteanalyse, Photo-Elicitation und Cultural Probes aus den Feldern der Design Anthropology (Clarke 2011), den Material Culture Studies (Wagner 2011), den Visual Studies (Harper 2002), der visuellen Ethnografie (Pink 2007) und der Designforschung (Gaver, Dunne, Pacenti 1999). Die Anwendung künstlerisch-experimenteller Methoden soll dabei einen Beitrag leisten, um eine Etablierung von Kunst/Design und Forschung in ihrem wechselseitigen Verhältnis – Kunst/Design durch Forschung und vice versa – im Kanon anerkannter forschender Disziplinen zu ermöglichen.
Keywords:
Cute Studies, Hello Kitty Studies, Cross-Gender, Visual Research, Experimental Research Design, DIY/Crafting, Material Culture
Literatur:
Clarke, Alison J. (2011), Design anthropology. Object culture in the 21st century, ed. Alison J. Clarke (Edition Angewandte; Wien [u.a.]: Springer) 255 S.
Gaver, Bill, Dunne, Tony, and Pacenti, Elena 'Design: Cultural probes', interactions, Jan./Feb. 1999, Vol.6(1), pp.21-29, 21.
Harper, Douglas 'Talking about pictures: A case for photo elicitation', Visual Studies, 2002, Vol.17(1), p.13-26, 13.
Pink, Sarah (2007), Doing visual ethnography. Images, media and representation in research (2. ed. edn.; Los Angeles, Calif. [u.a.]: SAGE Publ.) 234 S.
Wagner, Jon (2011), 'Seeing Things: Visual Research and Material Culture', in Eric Margolis (ed.), The SAGE handbook of visual research methods (Los Angeles, Calif. [u.a.]: SAGE), XXI, 754 S. (pp 72–96).
Kurzbiographie
Astrid Engl lebt in Wien und Tokio. Hat in Wien, London, Sydney, New York und Tokio gelebt, gearbeitet und studiert. Grafikdesignerin, Künstlerin und Lehrerin. 2015/16 Erhalt des Marietta-Blau-Stipendiums um ihre Forschung über die japanische kawaii-Kultur zu vertiefen.