Vortrag von Carolin Bohlmann und IJsbrand Hummelen. Re-enactment als konservatorische und restauratorische Praxis
Die Methode des Reenactment, d. h. der Wiederholung einer in der Vergangenheit liegenden Handlung, findet in zahlreichen Disziplinen Anwendung, beispielsweise in der Geschichtswissenschaft, der darstellenden Kunst oder der archäologischen Forschung. Seit den 1990er-Jahren ist die Methode auch in der Konservierungs- und Restaurierungswissenschaft und den damit verbundenen technischen Studien der Kunstgeschichte weit verbreitet. In ihrem Vortrag werden Carolin Bohlmann und IJsbrand Hummelen das Interesse am Reenactment als Strategie in der aktuellen künstlerischen Theorie und Praxis im Bereich der Konservierung und Restaurierung untersuchen. Sie werden die Strategien in den Entscheidungsfindungsprozessen einiger Fallstudien in der Konservierung präsentieren, mit besonderem Augenmerk/Fokus auf die Unterschiede/Differenzen zwischen Kopie, Reproduktion und Reenactment.
Vortrag in englischer Sprache
IJsbrand Hummelen ist Gastprofessor am Institut für Konservierung und Restaurierung an der Akademie der bildenden Künste Wien. Seit 1992 ist er Forschungsrestaurator am Staatlichen Labor für Kulturerbe der Niederländischen Agentur für Kulturerbe. Zuvor leitete er die Abteilung für Farb- und Materialforschung an der Jan van Eyck Akademie in Maastricht und war Direktor des Restauratorenkollektief Amsterdam. Er forschte zur Materialität in den Atelierpraktiken von u.a. Van Gogh, Piet Mondrian und Barnett Newman, zu Strategien für die Erhaltung ethnografischer Sammlungen, zur Konservierungstheorie, zu neuen Strategien für die Erhaltung zeitgenössischer Kunst und führte ethnografische Forschungen zur Praxis zeitgenössischer Künstler_innen durch. Er war für den Inhalt mehrerer nationaler und internationaler Forschungsprogramme im Bereich der Erhaltung zeitgenössischer Kunst verantwortlich und hält Gastvorlesungen an verschiedenen Universitäten.
Carolin Bohlmann ist Professorin für Konservierung und Restaurierung von moderner und zeitgenössischer Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Restauriergeschichte, Materialtheorie und Konzeptionen zeitgenössischer Kunst und Medien an der Schnittstelle von Kunstgeschichte und Konservierung. Sie arbeitete als Restauratorin auf der documenta 10, im Kunstmuseum Wolfsburg und im Hamburger Bahnhof - Museum für Gegenwart - Berlin. Ausstellungsprojekte zur Konservierung von zeitgenössischer Kunst: Open studio zur Konservierung/Restaurierung von Joseph Beuys Richtkräfte Restaurieren(2013) und E-Erhalten, Ausstellungsreihe Marzona A-Z (2014-2016) im Hamburger Bahnhof. 2019 Fellowship am Internationalen Kolleg für Kulturtechnikforschung und Medienphilosophie (IKKM) der Bauhaus-Universität Weimar mit einem Forschungsprojekt zur Frage nach Materialität und Immaterialität in der Konzeptkunst.