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Reenacting Revolution

Projektleitung:
Ana Adamović (IKW)

Projektteam:
Zsuzsi Flohr

Projektdauer:
3 Jahre
verlängert bis 31.12.2026

Gefördert von:
FWF | PEEK (AR763)

Weblink:
https://reenactingrevolution.net

FWF | PEEK-Projekt
geleitet von Ana Adamović, Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Projektlaufzeit: 1.7.2023 – 31.12.2026

Wie stellt man sich heute eine Revolution vor? Kann man sich heute überhaupt noch vorstellen, eine andere, gerechtere Zukunft zu gestalten? Und ist dies als kollektive Vorstellung möglich, wenn Ungleichheiten, die unseren Gesellschaften zugrunde liegen, täglich klarer zutage treten? Ausgehend von diesen Fragen soll diese Erkundung ein Angebot sein, sowohl die Fähigkeiten als auch die Grenzen der Kunst bei der aktiven Teilnahme am sozialen Wandel zu überdenken.

Ausgangspunkt des Erkundungsprozesses ist das jugoslawische Sozialismus-Projekt, betrachtet als Ansammlung von Praktiken und Ideen, die man heute als emanzipatorische Gesten der radikalen Kunstdemokratisierung anerkennen könnte. Erkundet werden Ideen aus der jugoslawischen sozialistischen Vergangenheit, deren Ideologie der Selbstverwaltung darauf aus war, alle Teile der Gesellschaft in das soziale, politische und wirtschaftliche Leben einzubeziehen. Kunst und Kultur wurden als politisierter Raum wahrgenommen, in dem neue und menschlichere soziale Beziehungen erfunden und umgesetzt werden. Diese Ideen dienen als Ressourcen, um die bestehenden Bedingungen kritisch zu überdenken und mögliche Zukunftsszenarien zu schaffen.

Die Erkundungen beginnen mit einem Sonderfall – der Oper "Schlote an der Adria" von Ivo Tijardović aus dem Jahr 1949, einer Inszenierung des revolutionären Elans der neu entstehenden Gesellschaft, die von Arbeiter_innen handelt und für diese geschrieben wurde. Zurückgegriffen wird sowohl auf die Vorstellung von der Oper als komplexem, kollektivem künstlerischen Unterfangen und visueller Kunst vergangener Zeiten als auch auf ihre ursprüngliche Bedeutung im Italienischen: Handlung, Arbeit oder Tat. Zudem wird sie als Kulisse für Gestaltung kollaborativer Formen in der Gegenwart genutzt.

Ideen aus der Vergangenheit sind Akteure eines Dialogs, an dem gleichermaßen jene beteiligt sind, die einst als Avantgarde dieser neu entstehenden Gesellschaft wahrgenommen wurden – Mitglieder der Arbeiterklasse, deren Existenz nun in komplexe Prozesse postsozialistischer Transformation und Totalprivatisierung verwickelt ist – ebenso wie Kunstpraktiker_innen und Denker_innen. Ausgehend von der Opernarbeit vergangener Zeiten, die in den Erkundungen als radikale künstlerische Geste betrachtet wird, zeichnet sich ein Dialog ab – als Austausch von Ideen, Wünschen, Bedürfnissen und Erfahrungen, die sowohl übereinstimmend als auch konfliktreich sein können – als radikale Aktivität unter den gegenwärtigen Umständen, der zu einem kollaborativen Prozess künstlerischer Gestaltung wird. Die Erkundung bezieht auch eine Vielzahl verschiedener Stimmen in diesen Prozess ein und untersucht, ob Kunst als Handlungsraum möglich ist, in dem neue Beziehungen und Kollektivitäten überprüft, verhandelt und umgesetzt werden, indem sie einstige Fragen, emanzipatorische Gesten und Inszenierungen in neue Arbeit übersetzt, die in der Gegenwart wahrgenommen wird und über die Gegenwart spricht.