Einladung zur Defensio von Christiane Kues
Das Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften der Akademie der bildenden Künste lädt herzlich zur Defensio von Christiane Kues' Dissertation Theorien der Praxis – vor und nach Artistic Research ein.
Mitglieder des Prüfungssenats sind: Axel Stockburger (Vorsitzender), Diedrich Diederichsen (Betreuer) und Karin Harrasser (externe Gutachterin, Kunstuniversität Linz).
Abstract
»Artistic Research« beschreibt bis heute zum einen die Debatte über die Institutionalisierung von Promotionsstudiengängen in den Künsten in Europa und weltweit sowie die damit einhergehenden neuen Möglichkeiten der Wissensproduktion zwischen Kunst und Wissenschaft; zum anderen meint der Begriff diverse künstlerisch-forschende Praktiken. Im Zentrum der Auseinandersetzungen steht eine Verweigerung eindeutiger disziplinärer Zuschreibungen. Der lange Prozess der Institutionalisierung zahlreicher Promotionsstudiengänge hat Artistic Research dauerhaft zum Verhandlungsort von Modellen mit sowohl künstlerischen als auch wissenschaftlichen Anteilen gemacht. Das war einerseits eine Reaktion auf die Einführung eines evaluierbaren Forschungsniveaus für die Künste an europäischen Hochschulen, welches die Umsetzung der Projekte legitimieren soll; andererseits waren künstlerisch-forschende Praktiken bereits zuvor in Museen, Archiven und Kunstinstitutionen allgemein institutionalisiert. Das Forschungsniveau ist gegenwärtig mit der Evaluation von Artistic-Research-Projekten verbunden und stellt eine strukturelle Erneuerung dar. Künstlerisch-forschende Praxis vor und nach Artistic Research unterscheidet sich vor allem in ihrer Institutionalisierung. Wenn man Artistic Research im Kontext der Künste entlang von Transformationsprozessen untersuchen will, dann sind beide Entwicklungen (vorher und nachher) zu berücksichtigen. Ein weiterer entscheidender Punkt dabei ist, dass Artistic Research sich erst viel später zu einem Ort für kritische Wissensproduktion entwickelt. Der Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind historische und soziale Kontexte, aus denen heraus sich kritische Impulse in der Vorgeschichte von Artistic Research seit den 1970er Jahren bilden. Die Beispiele aus diesen Kontexten sind oftmals relevante Referenzen oder Legitimationsgrundlagen von Artistic Research. Dennoch steckt darin auch die Konzeption von Artistic Research als eine Theorie der Praxis. Einzelne Beispiele von Artistic-Research-Projekten nach 2010 schließe ich daran an, wo der Zeitpunkt erreicht war, an dem weltweit zahlreiche Promotionsstudiengänge eingeführt worden waren. Vor diesem Hintergrund werden nicht nur die steigenden Anforderungen an die künstlerische Praxis deutlich, sondern die Bedingungen, unter denen sich die künstlerische Praxis zwischen Kunstbetrieb, akademischer Forschung und entlang zirkulierender Diskurse situiert.
Kurzbiografie
Christiane Kues ist Künstlerin und lebt in Berlin. Von 2004 bis 2010 studierte sie Freie Kunst in der Fotoklasse von Thomas Ruff und Christopher Williams an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Im Jahr 2014/15 erhielt sie das Reisestipendium der Hessischen Kulturstiftung für einen Arbeitsaufenthalt in Los Angeles, Kalifornien. 2016 war sie Forschungsstipendiatin der Akademie der Bildenden Künste, Wien. Sie lehrte am Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften im WS 2017/18 und SoSe 2018 an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. 2020 erschien ihre Publikation Auto PhD – Bodies, Parts and Paint, ebenfalls gefördert durch die Hessische Kulturstiftung. Außerdem ist sie Mitbegründerin der Bert Neumann Association gUG zur Förderung kultureller interdisziplinärer Projekte und Erforschung des Nachlasses des 2015 verstorbenen Bühnenbildners der Volksbühne, Berlin.
Die Defensio wird in deutscher Sprache an der Akademie der bildenden Künste, Schillerplatz 3, 1010 Wien, Raum M13a stattfinden.
Wir freuen uns sehr, Sie bei der Defensio begrüßen zu dürfen.