"Gender und eLearning" ExpertInnenlectures WS 06/07
Donnerstag, 18.01.2007, 14.00 - 18.00 h
Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste, Lehárgasse 8, 1060 Wien, Mehrzwecksaal, 2. Stock (rechts)
"Gender in User Interfaces?"
Referentinnen:
Heike Wiesner (FHW Berlin, Harriet Taylor Mill-Institut)Corinna Bath (Institute for Advanced Studies on Science Technology and Society in Graz)
Moderation: Andreas Spiegl (Akademie der bildenden Künste Wien)
Gender Aspekte in multimedialem Lehren und Lernen
Der Vortrag geht der Frage nach, inwieweit die Kategorie "Geschlecht" sich auf Aufbau, Struktur und Durchführung von virtuellen Lern- und Lehrumgebungen auswirkt. Er bietet einen Einblick in das Konzept Gender und zeigt auf, wie es gelingen kann, Erfolgskriterien für Chancengleichheit im Bereich multimedialen Lehrens und Lernens zu entwickeln und umzusetzen. Die Kategorie "Geschlecht" in virtuelle Lehr- und Lernumgebungen systematisch einzuführen, beinhaltet somit das Anliegen geschlechterbewusste Sichtweisen in alle Lernmodule und Lerneinheiten einzubeziehen. Was sind Kriterien für eine gendersensible virtuelle Lehre? Wie lassen sich Gender-Themen in eine Fachdisziplin integrieren, deren inhaltliche Ausrichtung auch auf technische Handlungsfelder trifft, die ohne sichtbare Bezugnahme zur Kategorie Gender entwickelt wurden? Entscheidend für die Akzeptanz und die kreative Nutzung von Multimedia im Hochschulkontext ist, dass sich die Nutzenden mit der Technologie komfortabel und vertraut fühlen. Das setzt aber auch voraus, dass eigene Gestaltungsmöglichkeiten konkret erfahrbar werden. Wenn die stark gesellschaftlich geschlechtsdualistische Trennung in vielen Arbeitskontexten zwischen den technisch Versierten einerseits und den technisch weniger Versierten nicht in Bewegung gebracht werden kann, so ist zu befürchten, dass virtuelle Angebote nicht zu einer Überwindung, sondern zu einer Verfestigung geschlechtsdualistischer Zugänge zur Informationstechnik führen wird. Eine genderbewusste Konzeption virtueller Lehr- und Lernangebote kann diesem Prozess konstruktiv entgegenwirken.
Zur Vergeschlechtlichung technologischer Artefakte und den Möglichkeiten eines De-Gendering
Die Frage, ob Benutzungsschnittstellen vergeschlechtlicht sind, ruft zumeist zwei Reaktionen hervor. Entweder wird Technik prinzipiell als neutral deklariert oder es werden signifikante geschlechtsspezifische Unterschiede bei Nutzung von Schnittstellen unterstellt. Während die erste Position auf einem Wissenschaftsideal von rationaler, objektiver und wertfreier Forschung basiert, greift die zweite häufig auf vermeintlich körperlich begründete Differenzen zwischen Frauen und Männern zurück. Beide Auffassungen wurden von der Wissenschafts- und Technikforschung, Gesellschaftstheorie und den Gender Studies widerlegt. Es gibt kein "Design from nowhere", wie die Wissenschaftsforscherin Lucy Suchman betont. Artefakte sind nicht "unschuldig", sondern stets in gesellschaftlich-hierarchischen Machtstrukturen verortet. Subjektivität, politische Interessen oder vermeintliche Selbstverständnisse durchdringen soziale und wissenschaftliche Realitätskonstruktionen ebenso wie die ingenieurwissenschaftliche Konstruktion der Artefakte. Jedoch darf die Anerkennung der Vergeschlechtlichung technologischer Artefakte nicht dazu führen, längst überholt geglaubte Geschlechterdifferenzen wieder neu hervorzubringen. Im Vortrag möchte ich aufzeigen, wie Geschlecht in User Interfaces eingeschrieben wird. Zugleich werden kritische Ansätze der Informatik daraufhin befragt, inwieweit sie ein "de-gendered design" von Technologien ermöglichen.
Heike Wiesner, Prof in Dr in , Studium der Sozialwissenschaften an der Universität Bremen (und England), Promotion 2001 mit dem Titel "Die Inszenierung der Geschlechter in den Naturwissenschaften", mehrere europäische und deutsche Forschungsprojekte in den Bereichen science and technology studies (STS), Neue Medien in der Bildung, eLearning und Robotik (im Kontext von Gender Mainstreaming) u.a. an der Universität Kiel in dem BMBF-Forschungsprojekt "Informationstechnologien und gender studies im Kontext der virtuellen ifu" und "Digitale Medien in der Bildung".
Seit April 2006: Gastprofessur im Harriet Taylor Mill-Istitut an der Fachhochschule für Wirtschaft Berlin (FHW). Ihre aktuellen Arbeitsschwerpunkte: Wissensmanagement, eLearning unter der besonderen Berücksichtigung von Gender Mainstreaming und Diversity, Ökonomie und Geschlechterverhältnis.
Corinna Bath ist derzeit Kollegiatin am Institute for Advanced Studies on Science, Technology and Society (IAS) in Graz und promoviert über Geschlechterforschung in der Informatik an der Universität Bremen. Sie ist Diplom-Mathematikerin (Logik) und war lange Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Informatik/Mathematik und in der feministischen Forschung, zuletzt auch in der Wissenschaftstheorie tätig. Ihre Arbeitschwerpunkte sind: Geschlechterforschung in der Informatik, feministische Technikwissenschaftsforschung, Theorien der Informatik, "sozio-emotionale" Softwareagenten und Transdisziplinarität.
Konzipiert und organisiert von der Akademie der bildenden Künste im Rahmen des e-Strategie-Projektes www.delta3.at Eine Kooperation der Akademie der bildenden Künste Wien, Technischer Universität Wien & Universität für Bodenkultur Wien
eGender - Delta 3
Projektleitung: Bettina Henkel
Projektkoordination: Jakob Krameritsch
Projektassistenz: Ana Hoffner
Konzeption gemeinsam mit Andreas Spiegl
Kontakt und nähere Informationen
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Das Projekt Delta 3 ist unterstützt mit Mitteln des bm:bwk im Rahmen der Ausschreibung eLearning/eTeaching-Strategien an Universitäten und Fachhochschulen.