Künstlerische Praxen in Beziehung zu Institutionen. Ein kritisches Vokabular für die Analyse von künstlerischen Praxen, die inmitten der Beziehung zwischen Künstler_innen und Institutionen entstehen.
Bernhard Garnitschnig
Dissertationsstipendiat_in an der Akademie der bildenden Künste Wien | Abschluss-Stipendium des Doktoratszentrums 2024
Abstract
In dieser Dissertation wird ein kritisches Vokabular zur Analyse von Praxen entwickelt, die in den Beziehungen zwischen Künstler_innen und Institutionen entstehen. Angesichts der zunehmenden Nachfrage nach kritischen "Dienstleistungen" von Künstler_innen für Institutionen und der Notwendigkeit für Künstler_innen, ihre Praxen in einem Kontext von Kunstorganisationen, die institutionellen Status beanspruchen, anzupassen, ist es notwendig, die analytische Perspektive auf die Beziehung zwischen Praxen und Institutionen zu verschieben. Dies kann durch das Verständnis der vielfältigen Beziehungen zwischen regulierten Aktivitäten und der Entstehung von Institutionen erreicht werden. Dies gibt Aufschluss darüber, warum Künstler_innen und Aktivist_innen Institutionen als "Orte, die es wert sind, erobert zu werden" betrachten, und zwar durch Praxen, die die Analyse von Institutionen, Selbstorganisation und die Nachahmung von Institutionen beinhalten.
Die Arbeit beginnt mit einem Überblick über die Konzepte von Institutionen, die in den jüngsten Versuchen zur Historisierung der Institutionskritik zu finden sind. Anschließend wird der Begriff der Institution in verschiedenen Diskursfeldern analysiert, insbesondere durch die Arbeit der Soziologin und Anthropologin Mary Douglas. Anhand einer Fallstudie über das Museum of Capitalism werden die wichtigsten Konzepte der emanzipatorischen Nachahmung analysiert, die im Fokus der neu entstehenden Konzeptualisierungen von Praktiken in Bezug auf Institutionen stehen. Schließlich analysiert die Arbeit vier Cluster von Komponenten, die in der Konzeptualisierung von Künstlerpraktiken zu finden sind, und fügt spezifische Differenzierungen hinzu, wie diese Praktiken speziell in Bezug auf Institutionen entstehen.
Kurzbiografie
Bernhard Garnicnig‘s Arbeit entfaltet sich zwischen Kunst, Bildung und Forschung. In seinen aktuellen Arbeiten analysiert er die Auswirkungen von Institutionen und Technologien und trägt zur Entwicklung von experimentellen und nachhaltigen Praktiken bei. Mit Artist Project Group hat er kürzlich einen kuratorischen Rahmen, eine Ausstellung und eine Publikation über die Rolle des „Artist as Consultant?“ entwickelt. Er ist der institutionelle Leiter des Palais des Beaux Arts Wien, wo er Formate für digitale Ausstellungen und Auftragsarbeiten entwickelt. Seine Arbeit in Kunst und Forschung wurde in verschiedenen Formaten und Institutionen ausgestellt und umgesetzt, darunter Galerie Elisabeth & Klaus Thoman, MAAT Museu de Arte, Arquitetura e Tecnologia Lissabon, Haus der Kulturen der Welt Berlin, Institute Experimental Design and Media Cultures HGK Basel, The New School for Social Research, f.eks Aalborg und das Vorarlberg Museum. Er unterrichtet Institutionstheorie in der Abteilung für Expanded Museum Studies an der Universität für Angewandte Kunst Wien und Postdigitale Praxen in der Abteilung für Kunst und Bildung an der Kunstuniversität Linz.