In person: Rebecca Baron
Eine gemeinsame Veranstaltung des Österreichischen Filmmuseums und der Akademie der bildenden Künste Wien, Dorit Margreiter und Constanze Ruhm. Baron und Goodwin, die am California Institute of the Arts unterrichten halten an der Akademie einen Workshop ab.
Mit ihrem überschaubaren, auf wenige Filme konzentrierten Werk hat die in Los Angeles lebende Künstlerin Rebecca Baron einen weiten Bogen abgesteckt, der in vielen Farben und Tonlagen schillert: Mittellange Filmessays und kurze Found-Footage-Feuerwerke, 16mm-Filme und digitale Arbeiten, dokumentarisch-politische und medienanalytische Perspektiven sind in ihrem Schaffen gleichermaßen präsent. Zusammen mit ihrem Partner Doug Goodwin (mit dem sie auch ihre jüngste Werkreihe gestaltet hat), wird Baron Mitte Dezember im Österreichischen Filmmuseum zu Gast sein, um – erstmals in Europa – ihr Werk im Zusammenhang zu präsentieren.
Ein verbindendes Merkmal ihrer Arbeiten ist das Interesse an Geschichte, Erinnerung und deren medialer Konstruktion. Die fotografischen Bilder, die uns als Zeugen des Realen und des Vergangenen vor Augen treten, erhitzen sich für Baron vor allem an den Rändern, dort, wo sie ins Ungewisse übergehen und an Einbildung grenzen – z.B. in The Idea of North (1995), der Geschichte einer Polarexpedition mit tödlichem Ausgang. Ihr Meisterwerk okay bye-bye (1998) beginnt mit einem weggeworfenen Super-8-Filmstück, das einen unbekannten Mann aus Kambodscha zeigt; daraus entwickelt sich eine intensive Recherche und eine Art Selbstgespräch (in Briefform) über die Roten Khmer und die Opfer des Genozids. How Little We Know of Our Neighbours (2005) ist eine dokumentarische Untersuchung des britischen „Mass Observation Movement“ der 30er Jahre, gespiegelt am aktuellen Diskurs über den öffentlichen (Überwachungs-)Raum.
Die mehrteilige Reihe Lossless (2008) und das „Work in progress“, aus dem sie Auszüge präsentieren wird, stellen ein neues Forschungsgebiet dar. In Zusammenarbeit mit Doug Goodwin ist Baron bei der historischen Transformation des Films selbst angelangt. Ihre Auflösung von Klassikern wie Meshes of the Afternoon oder The Searchers am Computer ist naturgemäß nicht „verlustfrei“; aber es gibt etwas zu gewinnen: neue Formen aus der „Materialität“ des Digitalen.