Philosophie der Flucht
ÖAW | DOC
geleitet von Johannes Siegmund, Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften
Projektlaufzeit: 1.8.2017 – 31.1.2020
Der Begriff der Flucht verschränkt Vertreibung und Aufbruch. Es ist genau diese innere Widersprüchlichkeit, die ihn so mehrdeutig schillern lässt. Flüchtende erscheinen als Opfer, die passiv vertrieben werden und gleichzeitig als Held*innen revolutionärer Auszüge. Im Gegensatz zu scheinbar neutralen Begriffen wie displacement oder Migration öffnet der Begriff der Flucht einen politischen Raum für Polemisierungen, für Rassismus und Nationalismus, aber auch für transnationale Demokratisierung und globale Gerechtigkeit. Der Begriff fordert das Benennen der Gewalt von Vertreibungen und Grenzregimen ein und damit Verantwortung. Gleichzeitig schreibt er den Flüchtenden eine Grenzen sprengende Aktivität, eine subversive Kraft und die Suche nach Auswegen zu.
Die Dissertation erarbeitet einen spezifischen politischen Begriff von Flucht, der das Changieren von Vertreibung und Aufbruch fassen soll, indem er die widerständigen Politiken der Flüchtenden zum Ausgangspunkt nimmt. Der erste Teil der Arbeit konzipiert einen Begriff von Flucht, mit dem sich Nationalismus- und Kapitalismusflucht fassen lassen. Der zweite Teil geht von den widerständigen politischen Handlungen der Flüchtenden aus und fragt nach einem Begriff von Politik, mit dem sich diese Handlungen beschreiben lassen. Fluchtbewegungen sind widerständige politische Handlungen.
Akademische Felder: Politische Theorie, Radikale Demokratietheorie, Post- und Dekoloniale Theorie, Theorien ursprünglicher Akkumulation, Ökofeminismus, Ökomarxismus, Rassismusforschung, Autonomie der Migration