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Mediierte Autonomie. Ideal und Realität ästhetischer Praxis

Projektleitung:
Judith-Frederike Popp (IKW)

Projektdauer:
3 Jahre

Gefördert von:
FWF | ESPRIT (ESP146)

Kontakt:
E-Mail: j.popp@akbild.ac.at

Weblink:
https://judithfrederikepopp.com

FWF | ESPRIT
geleitet von Judith-Frederike Popp, Institut für Kunst und Kulturwissenschaften
Projektlaufzeit: 1.10.2022 – 30.9.2025

Abstract

Die Frage, welche Relevanz Kunst, Design und anderen ästhetischen Phänomenen zukommt, ist fester Bestandteil philosophischer Diskurse und stellt sich heute mit erneuerter Dringlichkeit.
Das Forschungsprojekt erkundet diese Frage als Verknüpfung von ästhetischen und ethischen Fragestellungen in drei Schritten: Erstens wird erarbeitet, inwieweit ästhetische Prozesse grundsätzlich normative Ansprüche implizieren. Als Ausgangspunkt dient die These, dass diese Prozesse durch menschliche Handlungen angetrieben werden und sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen idealen Ansprüchen u.a. auf Kreativität, Authentizität und Intensität und tatsächlichen Umsetzungen unter bestimmten lebensweltlichen Bedingungen bewegen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage, welcher Stellenwert den produktiven und rezeptiven Akteur_innen der ästhetischen Prozesse dabei zuerkannt wird. So wird herausgearbeitet, inwieweit ästhetische Praktiken mit Zuschreibungen von Außergewöhnlichkeit, aber auch der Vermittlung zwischen gewöhnlichen und außergewöhnlichen Positionierungen operieren. Konkretisiert wird dieser Schritt durch hermeneutische und praxeologische Analysen ausgewählter Beispiele aus zwei zeitgenössischen Grenzgebieten von Kunst und Design: dem Grenzgebiet der Digitalisierung und Virtualisierung sowie dem Grenzgebiet von Aktivismus und Partizipation.
Zweitens werden diese Überlegungen in umfassendere normative Strukturierungen menschlicher Praxis eingebunden und zwar anhand der Konfrontation künstlerisch-gestalterischer mit alltäglichen Perspektiven. Auf diese Weise wird erkundet, wie sich die Ideale und Ansprüche von Kunst- und Designwelten mit spätmodernen Lebenswirklichkeiten und deren eigenen ästhetischen Ansprüchen vertragen. Konkretisiert wird dieser zweite Schritt durch eine Analyse praktizierter Alltäglichkeit sowie deren ästhetischer Kapazitäten mit einem Fokus auf Modi der Freizeitgestaltung.
Drittens wird die bisher herausgearbeitete Verknüpfung ästhetischer und ethischer Ansprüche durch den Bezug auf praktisches Subjektsein fokussiert. Als Fluchtpunkt dient dabei eine Vorstellung von Autonomie, die den Fokus auf Bezogenheit und eine Vermittlung zwischen Gewöhnlichkeit und Außergewöhnlichkeit, hier zwischen der Erfahrung, abhängiger Teil eines größeren Ganzen zu sein und dem Streben nach Individualität, legt. Diese Vorstellung wird in den Rahmen eines psychodynamischen Zusammenspiels von innen und außen eingebettet, um so zu einem Konzept praktischer Subjektivität zu gelangen, das der vielfältigen Präsenz des Ästhetischen im menschlichen Handeln Rechnung trägt.
Mit diesen drei Schritten wird für die Position argumentiert, dass die ethische Relevanz ästhetischer Praktiken sich darin zeigt, dass sie ihre handelnden Subjekte jenseits einseitiger Ideale von Außergewöhnlichkeit mit ihren Kapazitäten und Grenzen in praktische Berührung bringen.
Die Ergebnisse des Forschungsprozesses werden im Rahmen von akademischen Veranstaltungen und Publikationen präsentiert und am Ende der Projektlaufzeit in einer Monographie gebündelt.

Kurzbiographie

Dr. Judith-Frederike Popp; Philosophin; 2018: Promotion an der Goethe-Universität Frankfurt am Main mit einer Arbeit zum Thema "Irrationalität als Wagnis. Philosophische Theorie und psychoanalytische Praxis" (bei Martin Seel und Axel Honneth); 2018-2022: Post-Doc an der Fakultät Gestaltung der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt; Forschungsschwerpunkte: Theorien zum Verhältnis von Rationalität und Irrationalität, Philosophie der Psychoanalyse, Film und Designphilosophie, Schnittpunkte von Ethik und Ästhetik; Habilitationsprojekt: "Gestaltete Verhältnisse. Eine Produktionsästhetik des Subjekts" (Arbeitstitel)