The Politics of Forms and Forces
Vortrag von Trinh T. Minh-ha organisiert vom Institut für Kunst- und Kulturwissenschaften, Studiengang PhD-in-Practice. Einführung: Renate Lorenz, anschließend: Gespräch mit Marina Grzinic. Vortrag in englischer Sprache.
Die Filme, Installationen und theoretischen Arbeiten von Trinh T. Minh-ha haben seit den 1980er Jahren in den Debatten um Postkolonialität, Feminismus und Film ein großes Echo gefunden, nicht zuletzt, indem sie Leerstellen produzieren und Fragen zwar stellen, aber nicht unbedingt beantworten. Sie sprengen Kategorien - wie etwa die der Ethnographie oder des Dokumentarfilms - und suchen ihren Gegenstand nicht zu definieren, sondern "sprechen in der Nähe".
Im Feld des 'arts based research', wie es an der Akademie gelehrt wird, ist die Autorin und Filmemacherin eine wichtige Bezugsfigur, da sie eine künstlerisch-kritische Wissensproduktion betreibt, die die Grenzen von Film, Bildender Kunst, aber auch von postkolonialer und feministischer Theorie reflektiert und ihre Möglichkeiten neu formuliert.
"Machtverhältnisse bilden den Kern normativer Darstellungen. Im sich Einstimmen auf die Kräfte eines Ereignisses, kann Form, so ließe sich sagen, dann erreicht werden, wenn das Formlose addressiert wird. Realität in ihrer sozialen und historischen Dimension ist nicht das Material künstlerischer Reflexion oder politischen Engagements; es ist das, was machtvoll zum Kino hinzieht, und zugleich kann sie nicht eingefangen werden, ohne sich in ihre fragilen Grundbestandteile aufzulösen. Es ist nicht möglich, sich der Realität ohne Subtilität und Verwundbarkeit zu nähern." (Trinh T. Minh-ha)
Trinh T. Minh-ha ist eine unabhängige Filmmacherin, Autorin, Komponistin und feministische postkoloniale Theoretikerin. Ihre Arbeit, die aus zahlreichen Büchern, Filmen und Installationen besteht, fand weltweit Aufmerksamkeit und wurde mit wichtigen Preisen ausgezeichnet. Sie ist Professorin für Gender und Women's Studies und für Rhetorik (Film) an der University of California (Berkeley); zuvor lehrte sie an Universitäten in Dakar, Tokyo und in den USA (u. a. Cornell und Harvard).
Ihre neuestes Buch trägt den Titel Elsewhere, Within Here. Immigration, Refugeeism and The Boundary Event (2010); der Klassiker Woman, Native, Other wurde vor kurzem in deutscher Übersetzung unter dem Titel "Postkolonialität und Feminismus schreiben" (Turia + Kant, 2010) veröffentlicht.